Feldküriss

vermutlich Hans Prenner, Graz, um 1620

Die Feldkürisse für die schwere Reiterei sind beeindruckende Zeugnisse handwerklichen Könnens. Einige davon wurden von Hans Prenner (†1645), einem in Graz ansässigen Plattner, gefertigt.

Dieser Harnisch zählt zu den schwersten Rüstungen in der Sammlung. Seine Bestandteile sind aus dunkelgrauem Eisen mit blank polierten Folgenränder. Lediglich die Verstärkungsplatten an Brust, Rücken und Helm sind glattpoliert und schwarz brüniert. Um einen schmuckhaften Farbkontrast zu erzielen, wurden alle Nieten, Riemenzungen sowie das Naseneisen, seine Halterung, die Schraubköpfe sowie das Scharnier für die Helmverstärkung feuervergoldet. Der Helm samt Ohrklappen und Nackenschutz ist mit einer abgesteppten dicken Wattierung gefüttert, die zum Metall hin mit Leinen, nach innen mit Seidensatin vernäht ist. Halbrund gelappte Schmuckvorstöße befinden sich an den Ohrenklappen und dem Nackenschutz des Helmes, an den Rändern des Achselkragens, auf der Vorder- und Rückseite der Schulterflüge sowie an den Rändern der Schöße und des Gesäßschurzes. Sie sind aus Leder gefertigt, das an der Oberseite mit dunkelrotem Samt überzogen und mit einer Goldborte eingefasst ist.

Im 17. Jahrhundert wurden Feldkürisse von schweren Reitern, meist Heerführern, getragen. Die massige, oft plump wirkende Form entsprach ganz dem barocken Körperbild. Ihre Oberflächengestaltung war von schlichter Einfachheit geprägt. Die Hüftlinie ist nach oben gerutscht, wodurch, wie beim Männerwams der Zeit, eine Verknappung der Brustlinie erfolgt. Die besonders breiten Schöße müssen die Pumphosen verbergen und werden direkt an der Brustplatte festgemacht. Dabei kann wegen des Gewichtes nicht mehr eine Riemenbefestigung verwendet werden, sondern kräftige Scharniere mit Gewindezapfen und Flügelschrauben. Diese Art der Befestigung war in Westeuropa sehr gebräuchlich und konnte von den Niederlanden ausgegangen sein, die auf die europäische Bewaffnung der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts einen starken Einfluss ausübten.

Neben modisch-stilistischen Einflüssen hat natürlich auch die veränderte Kriegsführung auf die Harnischgestaltung eingewirkt. Die Verbesserung der Feuerwaffen zwang die Plattner,  Harnische vor allem beim Brust- und Rückenstück zu verstärken, um sie für Pistolen- oder Musketenkugeln undurchdringlich zu machen. Für solche „beschussfreien“ Harnische wurde eine enorme Gewichtszunahme in Kauf genommen. Dieser Harnisch besitzt zusätzlich noch eine Helmverstärkung, wodurch er mit Helm ein Gesamtgewicht von 41,4 kg erreichte.