Weinbau
Die Steiermark zählt zu den ältesten Weinbauländern. Dies bezeugen die fossilen Rebenfunde aus dem Tertiär und Traubenkerne, die man bei Ausgrabungen von Pfahlbauten aus der Jungsteinzeit (3000–2000 v. Chr.) und der älteren Hallstattzeit (870–700 v. Chr.) fand.
Von den Kelten (etwa 400 v. Chr.) soll auch die Schilcherrebe (Blauer Wildbacher) gezogen worden sein. Zu einer ersten Blüte des Weinbaues kam es in unseren Breiten im Laufe des Mittelalters. Im 15. Jahrhundert herrschte keine reine Weingartenkultur, sondern eine Mischkultur vor. In den Weingärten wuchsen Kürbisse, Linsen und auch Obstbäume.
Der steirische Weinbau hatte im ausgehenden Mittelalter eine heute schier unvorstellbare Ausdehnung, da die Reben vielfach in Gegenden gezogen wurden, in denen heute aus klimatischen Gründen kein Weinbau mehr möglich ist, z. B. in Allerheiligen im Mürztal oder in St. Lorenzen bei Murau. Erheblich eingeschränkt wurde der Weinbau im 16. und 17. Jahrhundert durch kriegerische Auseinandersetzungen und politische Wirren sowie durch Seuchen und Heuschreckenschwärme. Die Städte und Märkte waren teileweise entvölkert, und auch die Landflucht nahm immer mehr zu. In diese Zeit fällt wahrscheinlich die Aufgabe der Rebkulturen in jenen Gegenden, die heute keinen Weinbau mehr betreiben.
Erst Erzherzog Johann half, die Qualität des steirischen Weins zu verbessern und dessen Ansehen zu steigern. Die von ihm gegründete k.k. Landwirtschaftsgesellschaft für Steiermark war speziell im Weinbau sehr erfolgreich. In seinem in Pickern bei Marburg angelegten Musterweingut ließ Erzherzog Johann die Rebflächen, nach Bodenbeschaffenheit und Lagen ausgesucht, mit edlen Reben bepflanzen. Es begann nun eine systematische Erforschung der Umwelteinflüsse auf den Rebstock, der Reberziehung und der Kellerwirtschaft. Die Ergebnisse wurden von der Landwirtschaftsgesellschaft veröffentlicht.
Einen schweren Rückschlag erlitt der steirische Weinbau in den 1880er-Jahren durch die aus Amerika eingeschleppte Pilzerkrankung Peronospora, und vor allem durch das Auftreten der Reblaus wurden große Edelweingebiete vernichtet. Erst durch die Pflanzung von reblausresistenten, amerikanischen Unterlagsreben konnte Abhilfe geschaffen werden.
Erzherzog Johann war auch ein großer Förderer des Schilchers. 1840 erwarb er die Herrschaft Stainz und ließ dort Obst- und Weingärten anlegen. Acht Joch davon wurden mit der Blauen Wildbacherrebe bepflanzt, und gleichzeitig entstand die erste Rebschule ausschließlich für diese typische Rebsorte, aus der noch heute Schilcher gekeltert wird. Sein typisches Bukett entwickelt dieser Wein durch den Gneis-Schiefer-Urgesteinsboden des weststeirischen Hügellandes.
Heute befassen sich in der Steiermark ungefähr 3.000 Betriebe mit Weinbau, sie kultivieren eine Fläche von 4.200 Hektar. Für Weißweinsorten werden 77 % der Fläche genutzt, für Rotweinsorten 11 % und für die Roséspezialität Schilcher 11 %. Die steirischen Hauptsorten sind Welschriesling, Weißburgunder, Müller-Thurgau, Morillon, Sauvignon blanc sowie Schilcher und Zweigelt.
Sammlungsobjekte
Jagdmuseum und Landwirtschaftsmuseum, Schloss Stainz
Schlossplatz 1
8510 Stainz, Österreich
T +43-3463/2772-16
info-stainz@museum-joanneum.at
Öffnungszeiten
April bis November Di-So, Feiertag 10-17 Uhr
Termine entnehmen Sie bitte dem Kalender.
Führungen: So 15-16:30 durch eine Ausstellung (Jagdmuseum oder Landwirtschaftsmuseum) und nach Voranmeldung.