Flachs- und Wollproduktion
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Im Rahmen der bäuerlichen Subsistenzwirtschaft gehörte die Herstellung von Kleidung aus Flachs oder Wolle zu den wesentlichen Arbeiten. Die Textilverarbeitung war eine Gemeinschaftsarbeit der Frauen am Hof.
Wollfasern waren wesentlich einfacher zu gewinnen als Fasern aus Flachs. In den Wintermonaten wurden sowohl die Wolle als auch die Flachshaare zu Garn gesponnen und daraus mit kleinen Bandwebstühlen beispielsweise Bänder gemacht.
Leinen ist ein robuster, schmutzabweisender Stoff, der in der bäuerlichen Lebenswelt vielseitig eingesetzt wurde. Bis zur Einfuhr von Baumwolle und der Erzeugung von synthetischen Stoffen war Flachs der Grundstoff für Leib-, Bett- und Tischwäsche.
Der Wollstoff bzw. Loden war traditionell der widerstandsfähige Kleidungsstoff der bäuerlichen Bevölkerung Europas. Vor allem in der gewalkten Form wurde und wird er wegen seiner Wind- und Regenundurchlässigkeit besonders geschätzt.
Flachsproduktion
Bis in das 19. Jahrhundert wurde Flachs in der gesamten Steiermark angebaut. Er gehört in Bezug auf Düngung, hinsichtlich seiner Pflege während der Wachstumsphase, der Handarbeit bei der Ernte und seiner Aufbereitung zu den anspruchsvolleren Kulturpflanzen.
Weil er keinen Schatten bildet, kann aufkommendes Unkraut nicht verdrängt werden, weshalb der Flachs zweimal gejätet werden muss. Der reife Flachs wurde nicht geschnitten, sondern aus der Erde gezogen – „gerauft“. Bei der Ernte mit Sense oder Sichel wären die Stängel geknickt und „verwirrt“ worden und somit nur schwierig zu trennen gewesen.
Nach der Ernte wurde der Flachs zu Büscheln gebunden und auf dem Feld getrocknet. Am Hof wurde mithilfe der Riffel die Samenkapsel entfernt, aus den Leinsamen gewann man Leinöl. Der nächste Schritt zur Verarbeitung der getrockneten Flachsstängel war die „Haarröste“: Der Flachs wurde abermals auf einem möglichst feuchten Feld ausgebreitet, dadurch zersetzte sich der Pflanzenleim und die Stängel wurden spröde. Anschließend folgte das sogenannte Brecheln. Dabei wurde bei den zuvor in der Bad- bzw. Haarstube gedörrten Flachsstielen mit einer Brechel der hölzerne Teil vom Flachshaar getrennt. Dann musste der Flachs so lange durch die Hechel gezogen werden, bis eine schöne glatte Flachssträhne übrig blieb.
Als Winterarbeit wurden diese Strähnen am Spinnrad versponnen, die Fäden auf eine Haspel gespult und das fertige Garn am Webstuhl weiterverarbeitet. Gewebt wurde für den Eigenbedarf, in kleinbäuerlichen Betrieben auch für den Nebenerwerb. Im Frühjahr wurde die fertige Leinwand nach dem Waschen auf der Wiese gebleicht.
Schafwollproduktion
Die Schafe wurden mindestens einmal im Jahr zuerst gewaschen und anschließend mit der Schafschere geschoren. Nach erneutem Waschen und Trocknen wurde die Wolle mit einer „Kartatsche“, einem Brett mit Drahtstiften, ausgebürstet.
Um die Wolle zu reinigen, wurde sie mit dem Wollrössl gebürstet. Dadurch wurden ihre Fasern feiner und man konnte sie leichter zu Fäden verarbeiten. Während dieser Arbeit saß man auf dem Wollrössl – der Sitzhaltung wegen trägt dieses Gerät auch die Bezeichnung „Ross“ in seinem Namen. Anschließend konnte man die Fasern mit dem Spinnrad zu Garn verspinnen.
Diese Arbeit wurde von Frauen ausschließlich in den Wintermonaten verrichtet. Um einen gleichmäßig dünnen Faden spinnen zu können, benötigten sie viel Erfahrung. Die Kunst war, durch Ziehen und Drehen der Wollfäden einen gleichmäßigen Faden zustande zu bringen.
Sammlungsobjekte
Jagdmuseum und Landwirtschaftsmuseum, Schloss Stainz
Schlossplatz 1
8510 Stainz, Österreich
T +43-3463/2772-16
info-stainz@museum-joanneum.at
Öffnungszeiten
April bis November Di-So, Feiertag 10-17 Uhr
Termine entnehmen Sie bitte dem Kalender.
Führungen: So 15-16:30 durch eine Ausstellung (Jagdmuseum oder Landwirtschaftsmuseum) und nach Voranmeldung.