Steinschlossbüchse
Werkstatt: „Carl Pischoff A Horn“,
Büchsenmachermeister zwischen 1720 und 1773 in Horn in Niederösterreich
Orientalischer Damastlauf; am Kolbenhals Wappen des Grafen Lamberg
In der Schaftkappe Öffnung zur Verwahrung eines kurzen Bajonetts, auf der Schaftunterseite Kugellade sowie am Schaft Ausnehmung zum Aufsetzen eines kurzen Bajonetts; auf dem Schlossblech Darstellung der Aktäonsage
Damastlauf, 2/5 Achtkantform, vorderer Teil rund
Feldkaliber: 18,8 mm; Zugkaliber: 17,2 mm
Gesamtlänge: 114 cm
Österreich, 18. Jh
Eigentümer: Sammlung Jagdkunde, JK 5727
Die Schlossplatten der Steinschlossbüchse zieren sinnliche mythologische Darstellungen. Rätselhaft bleiben das im Hinterschaft untergebrachte Bajonett und der aus dem Osmanischen Reich stammende Damastlauf.
Die Schlossgegenplatte zeigt eine Messingmontierung mit Rotwild und einen Hasen, der den Klängen eines Lautenspielers lauscht. Am Kolbenhals ist das Wappen des Adelsgeschlechtes der Grafen Lamberg angebracht.
Die Funktion des Steinschlosses ist so zu erklären:
Indem man den gespannten Hahn mit eingeklemmtem Flintstone nach der Betätigung des Abzugshahnes gegen den Pfannendeckel schlagen lässt, dadurch ein Funke entsteht, dieser Funke das Zündkraut entzündet und somit das Zündkraut das Schwarzpulver durch eine Bohrung im Lauf entzündet und so einen Gasdruck entstehen lässt, der die Bleikugel aus dem Lauf treibt.
Ein Jagdgewehr mit Bajonettaufsatz
Eine Steinschlossbüchse der besonderen Art finden wir im Jagdmuseum Schloss Stainz. Üblicherweise sind Jagdwaffen nicht mit Stichwaffen versehen, doch in diesem Fall finden wir im Bereich der Schaftkappe einen mittels Druckstift von der Schaftoberseite zu bedienenden Sprungdeckel, der ein großes Geheimnis preisgibt. Man findet im Schaft eine Aushöhlung zur Aufnahme eines kurzen Bajonetts mit Aufsteckhülse. Auf der Schaftunterseite ist zusätzlich noch eine Kugellade eingearbeitet, was den Schaft insgesamt etwas stärker in seiner Ausführung erscheinen lässt.
Diese Steinschlossbüchse, versehen mit einem leicht geschnittenen und gravierten Schloss, trägt die Signatur von „CARL P(B)ISCHOFF A HORN“ in Niederösterreich. P(B)ischoff war Büchsenmeister in der Zeit zwischen 1720 und 1773 und hat dieses stark verzierte Meisterwerk geschaffen.Die Schlossplatte ist graviert mit der mythologischen Darstellung der Legende von Diana und Aktäon. Die Szene zeigt Diana mit den Nymphen beim Bade, der gottähnliche Jäger Aktäon wurde bereits in einen Hirsch verwandelt, der anschließend von den eigenen Hunden gerissen wird. Das Steinschloss ist mit einer innen liegenden Feder und einem ausklappbaren Pfannendeckel (Batteriedeckel) versehen.
Bemerkenswert bei dieser Waffe ist neben der Möglichkeit, diese auch als Stichwaffe zu verwenden vor allem die Tatsache, dass der Lauf aus Damast-Stahl besteht, der wiederum aus einer osmanischen Werkstatt stammt. Es handelt sich also um einen sogenannten „Beutelauf“, der beim genannten Büchsenmacher wieder Verwendung fand. Der Lauf hat zu 2/5 eine 8-Kantform und geht dann in eine Rundform über, wobei die Mündung ca. 3 cm vor dem Ende wieder in eine verstärkte 8-kantige Form ausläuft. An der Laufmündung befindet sich die Aufsteckhülse (Tülle) für das Bajonett.
Diese Steinschlossbüchse hat ein Feldkaliber von 17,2 mm und ein Zugkaliber von 18,8 mm, was wiederum auf ein mächtiges Geschossgewicht hinweist. Der Nussholzschaft ist ein leicht geschnitzter Halbschaft mit zahlreichen Messingmontierungen, unter anderem mit einer offenen Ladestockrinne zur Aufnahme des noch originalen Ladestockes.
Text: Mag. Karlheinz Wirnsberger
Verwendete Literatur:

- Josef Ahammer: Verzeichnis österreichischer Büchsenmacher, 2.Auflage, 2009
- Friedrich Scheele: Jagd und Pracht, Jagdgewehre des 16. und 17. Jahrhunderts aus der Emder Rüstkammer, 2007
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