Radschlossbüchse mit Rauchfang
Um der Rauchentwicklung des Schwarzpulvers bei der Schussabgabe entgegenhalten zu können, wurden im 17. Jahrhundert Radschlossbüchsen mit Rauchfang entwickelt. Damit zog der Rauch am Auge des Schützen vorbei und erleichterte wiederholte Schussabgaben.
Datierung: 1640
Material/Technik: Nussholzschaft mit Beineinlagen, Darstellung: Bärenangriff auf Rind sowie hetzender Hund
Radschlossgewehr vom Büchsenmacher Hans Kaspar Schaller aus Österreich
Maße: L 84 cm
Leihgabe: Kunsthistorisches Museum Wien, Hofjagd- und Rüstkammer
Vor ungefähr 500.000 Jahren tauchen aus Asien kommend die ersten Menschen in Mitteleuropa auf. Während der ersten 490.000 Jahre bildete die Ernährung durch wild wachsende Früchte, ergänzt durch getötetes Wild, die wichtigste Existenzgrundlage der in kleinen Gruppen nomadisch lebenden Menschen. Die erlegten Tiere dienten nicht nur als Nahrung, sondern lieferten auch Material für die Herstellung von Werkzeugen, Schmuck und frühesten künstlerischen Äußerungen.
Die technische Verbesserung von Waffen zum Töten von Tieren wirkt durch Jahrtausende – und letztlich bis heute – als ein nicht unbedeutender Impulsgeber menschlicher Innovation.
Frühe Feuerwaffen
Die Entwicklung von „Fernwaffen“ verlief vom Speer über Speerschleuder, Pfeil und Bogen zur Armbrust und fand anschließend in der Erfindung der Feuerwaffen ihre Fortsetzung. Die ersten Entwicklungen einer Feuerwaffe mündeten in der Technik der Luntenschlossgewehre, die vordergründig für militärische Einsätze gedacht waren.
Das Luntenschloss war in Europa bis ca. 1700 gebräuchlich. Die Schussabgabe bei dieser Waffe war relativ schwierig, denn bis sich das glimmende Ende der Lunte, welche in Schwefel getaucht war, auf das Zündpulver in der Pfanne senkte und das Pulver dadurch in Brand setzte, verging einige Zeit. Aus dieser Zeit stammt auch das Sprichwort „ich habe Lunte gerochen“.
Eine wesentliche Verbesserung war dann bereits im 16. Jahrhundert das in Nürnberg entwickelte Radschloss. Es löste das jagdlich untaugliche Luntenschloss ab. Das Radschloss verfügt über schusstechnische Vorteile und funktioniert auch bei schlechten Wetterbedingungen. Trotz des komplizierten Mechanismus mit unzähligen Einzelteilen und den damit verbundenen hohen Herstellungskosten waren der Wegfall der glimmenden Lunte und vor allem die rasche und ruhige Rotationszündung ein großer Fortschritt.
Einen Nachteil hatten diese Waffen allerdings – sie wurden mit Schwarzpulver geladen und dieses verursachte bei der Schussabgabe eine enorme Rauchentwicklung. Dieser Rauch stieg dem Schützen in das Gesicht bzw. direkt in das Auge und hat bei häufiger Schussabgabe – was aufgrund der damaligen Technik keine Seltenheit war – auch Beeinträchtigungen des Sehvermögens nach sich gezogen.
Damengewehr mit Kamin
Man entwickelte aufgrund dieser Tatsache eine Waffe mit einem Kamin. Dieser Rauchfang sammelte den bei der Schussabgabe entstandenen Rauch und gab ihn erst über dem Auge des Jägers frei. Im Jagdmuseum Schloss Stainz finden wir eine derartige Waffe, eine Leihgabe aus dem Kunsthistorischen Museum Wien.
Es handelt sich um ein Radschlossgewehr vom Büchsenmacher Hans Kaspar Schaller aus Österreich, erbaut um 1640. Es verfügt über ein innenliegendes Rad, einen französischen Stecher mit einem gefingerten Abzugsbügel und einen über der Pfanne angebrachten umlegbaren Rauchfang. Die Waffe ist lediglich 84 cm lang, es handelt sich um ein Damengewehr. Auf der Laufoberseite hat der Lauf bereits Züge, der Name des Büchsenmachers ist eingeschlagen, Kimme und Korn sind im Original erhalten.
Die vollgeschäftete Waffe endet in einem Beinabschluss, das Ende des hölzernen Ladestocks besteht aus einem gravierten Beindopper, die Ladestocköse wurde aus Bein hergestellt. Die Schlossplatte ist mit gravierten Ranken verziert. Auf dem dunklen, schlichten Nussholzschaft findet sich eine in Bein geschnittene ovale Darstellung eines Bärenangriffes auf ein Rind sowie eines hetzenden Hundes. Die Schaftunterseite ist gleichfalls mit einer Beinplatte versehen. Am Schaftende finden wir ein sogenanntes Knäufchen.
Text: Mag. Karlheinz Wirnsberger
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Jagdmuseum und Landwirtschaftsmuseum, Schloss Stainz
Schlossplatz 1
8510 Stainz, Österreich
T +43-3463/2772-16
info-stainz@museum-joanneum.at
Öffnungszeiten
April bis November Di-So, Feiertag 10-17 Uhr
Termine entnehmen Sie bitte dem Kalender.
Führungen: So 15-16:30 durch eine Ausstellung (Jagdmuseum oder Landwirtschaftsmuseum) und nach Voranmeldung.
Zusätzlich geöffnet: