Jagdliche Windbüchsen

Windbüchse

Laufinschrift: Josef Schembor (1777 – 1851)

Auf Schlossplatte: aus Wien

eingeschlagene Marke „1500

Eisenkolben als Luftreservoir

Gesamtlänge 103,0 cm; Lauflänge 65,5 cm;

Kaliber 12 mm

zwischen 1820 und 1840

Sammlung Jagdkunde, JK 5276

Im Jagdmuseum Schloss Stainz gibt es eine jagdliche Vorderlader-Windbüchse des Büchsenmachers Josef Schembor. Bevor diese Windbüchse in Betrieb genommen werden kann, muss ihr Kolben mit 1.500 Pumpstößen aufgepumt werden.


Pumpe mit Eisenkolben als Luftreservoir

Pumpe aus altem Lauf mit Reservekolben für Windbüchse

19. Jahrhundert

Sammlung Jagdkunde, JK 0102_01

Es erscheint kaum vorstellbar, aber bereits im 18. Jahrhundert hat man Versuche unternommen, die „Lärmentwicklung“ bei der Schussabgabe zu vermindern. Daraus sind die sogenannten „Windbüchsen“ entstanden. Sie sind Meisterwerke der Technik und vor allem der Büchsenmacherkunst, zumal sie mehrere technische Einheiten in einem Gewehr vereinen müssen.

Waffensysteme sind so verschieden wie die unterschiedlichsten Ansprüche, die an sie gestellt werden: So werden „Scharfschützengewehre“ für Soldaten gefertigt, erzeugt werden aber auch „Zimmergewehre“, sogenannte Salonwaffen und auch jagdlich geführte Waffen. 

Die Behauptung, dass bei diesen Waffen überhaupt kein „Geräusch“ zu hören ist, muss etwas relativiert werden, da bei der Schussabgabe zumindest der Mündungsknall der komprimierten Restluft beim Geschossaustritt aus dem Lauf zu hören ist. Ihr großer Vorteil ist – vor allem für den militärischen Gebrauch –, dass man kein Mündungsfeuer sieht, und man wird auch nicht, wie bei der durch Schwarzpulververwendung entstehenden Rauchentwicklung, entdeckt. Ein weiterer positiver Effekt ist der geringe Rückstoß bei der Schussabgabe.

Anders verhält es sich beim jagdlichen Gebrauch. Hier ist es notwendig, einen entsprechenden Druck aufzubauen, um eine entsprechende Auftreffenergie auf den Wildkörper in einer bestimmten Entfernung zu erreichen. Die Systeme sind sehr unterschiedlich angeordnet.

Man fertigt derartige Waffen mit einem Luftreservoir im Kolben mit integrierter Luftpumpe an, dieser wird mit einem Schlüssel oder einem Kolben betrieben, man konstruiert Waffen mit einer Druckkammer, die den eigentlichen Lauf ummantelt, damit aber recht schwere Waffen erzeugt, und man fertigt Waffen, deren Luftreservoir aus einem Eisenkolben anstatt eines hölzernen Kolbens auf den Schlosskasten geschraubt wird.
 

Frühe Art von Luftdruckgewehr

Im Jagdmuseum Schloss Stainz finden wir unter anderem eine jagdliche Vorderlader-Windbüchse des Büchsenmachers Josef Schembor  (1777–1851) aus Wien, der 1820 eine „Windbüchsenmacher- Befugnis“ zur Herstellung von Windbüchsen erhält. Aus diesen Daten können wir schließen, dass diese Waffe zwischen 1820 und 1848 in Wien gefertigt wurde.

Das Luftreservoir ohne Lederummantelung ist ein mit einer Halbkugel abgeschlossener konischer Eisen-Kolben, der auf der Innenseite des Kolbengewindes eine deutlich eingeschlagene Marke „1500“ für 1500 Pumpstöße anzeigt. Bevor diese Waffe in Betrieb genommen werden kann, muss dieser Kolben mit einer Art Luftpumpe, die ebenfalls noch vorhanden ist, aufgepumpt werden, um eine entsprechende Auftreffenergie und Entfernung des Geschosses zu erreichen.

Die Waffe ist ausgestattet mit einem Umlegediopter, hat eine Gesamtlänge von 1030 mm, davon ein achtkantiger Lauf im Ausmaß von 655 mm, mit Zügen, das Kaliber beträgt 12 mm. Am Lauf ist ein Visiertunnel angebracht und wir finden auf der Laufoberseite Silberfadeneinlagen, Schlossplatte und Schlossgegenplatte sind leicht verziert. Der Schlosskasten ist aus Messing gefertigt, er trägt ein eisernes „Scheinschloss“, der hölzerne Vorderschaft ist leicht verschnitten.

Diese Waffenart könnte man auch als  „Vorläufer“ unserer heutigen Luftdruckgewehre bezeichnen. Allerdings war sie nicht sehr lange in Verwendung: Aufgrund des raschen Druckverlustes, hervorgerufen durch die mangelnde Qualität der Dichtungen zwischen Kolben und Schlosskasten, ergibt sich schon nach wenigen Schüssen ein enormer Streukreis, der für die Jagd nicht tragbar war.

Text: Mag. Karlheinz Wirnsberger

Literatur Expand Box

David Harding: Waffen Enzyklopädie, Stuttgart 1993
Rudolf Richter: Das Jagdwaffenbuch, München 1979, BLV Verlag
Chuck Wills: Die illustrierte Geschichte der Waffen, München 2007
Lampl/Marhold: Waffenlexikon, München 1994, BLV Verlag
Ahamer Josef: Verzeichnis österreichischer Büchsenmacher, 2. Auflage, 2009

Der publizierte Beitrag

Jagdmuseum und Landwirtschaftsmuseum, Schloss Stainz

Schlossplatz 1
8510 Stainz, Österreich
T +43-3463/2772-16
info-stainz@museum-joanneum.at

 

Öffnungszeiten


April bis November Di-So, Feiertag 10-17 Uhr
 

Termine entnehmen Sie bitte dem Kalender.
Führungen: So 15-16:30 durch eine Ausstellung (Jagdmuseum oder Landwirtschaftsmuseum) und nach Voranmeldung.