Die Beizjagd
Die Jagd auf Vögel und Hasen mithilfe abgetragener Greifvögel gehört zu den ältesten Jagdformen der Menschheit. Sie entsteht in vorchristlicher Zeit in Asien, Kreuzritter bringen sie vermutlich im 12./13. Jahrhundert nach Europa.
Titel: "Falcken Junge mit der Chatsche"
Künstler: J. E. Ridinger gezeichnet
Leben: 1698 - 1767
Datierung: undatiert
Technik: Mart. El. Ridinger in Kupfer gestochen
Eigentümer: Sammlung Jagdkunde, JK 3438
Im Kupferstich von Ridinger erkennt man sehr schön, wie ein Helfer des Falkners, der Falkenjunge, sechs verkappte Balzvögel zur Jagd trägt. Reiterisches Können ist eine Grundvoraussetzung vor allem für die Zeit nach dem Schlagen des Wildes, da man mit hoher Geschwindigkeit dem Beizvogel folgen muss, um die Stelle zu erreichen, wo Jäger und Gejagter den Boden erreichen.
Im Jagdmuseum Schloss Stainz befindet sich eine umfangreiche Sammlung zum Thema Falknerei, beginnend mit hochwertigen Objekten aus dem 16. Jahrhundert, so zum Beispiel die erste gedruckte Originalausgabe des Buches De arte venandi cum avibus von Kaiser Friedrich II.
Titel: "De arte venandi cum avibus" (Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen)
Künstler: Kaiser Friedrich II.
Datierung: 1596
Eigentrümer: Sammlung Jagdkunde, JK 4979
Mit seinem Lehrbuch De arte venandi cum avibus (Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen) macht Kaiser Friedrich II. (1194–1250) die Beizjagd in Europa bekannt. Da die dafür eingesetzten Falken, Habichte und Adler für besondere Tiere gehalten werden, sind diese Vögel Symbole für Herrschaft und Macht und somit lange dem Hochadel vorbehalten.
Kaiserliche Leidenschaft
Zur Zeit Kaiser Friedrichs II. sind folgende Falken zur Beize in Verwendung: Gerfalk, Sakerfalk, Wanderfalk, Edelfalk und Würgfalk sowie Habicht und Sperber. Die Jagd findet meist vom Pferd aus statt, mithilfe der Stöberhunde wird das Niederwild hochgemacht, der Falke daraufhin „abgehaubt“ und dem Wild „nachgeworfen“, sodass der Vogel über das Wild steigen kann, um es von oben herab zu „schlagen“.
Kaiser Maximilian I. (1459–1519) – seine beiden Gattinnen jagten mit den abgetragenen Beizvögeln – schrieb sein Jagdwissen in zwei Werken nieder, im Weißkunig sowie im Geheimen Jagdbuch. Er beschäftigte 15 Falkenmeister und mehr als 60 Falkenknechte. Auch er selbst war begeistert von der Jagd mit den Falken und schonte für diese Art der Jagd vor allem Enten und Reiher.
Titel: Falknerin mit behauptem Falken, Parforcehorn und Windspiel
“Es ist gewiß die Lust des Falckenierens groß,
Wan so geschickt der Falk dem Reiger gibt de Stoß”
Künstler: J. Elias Ridinger:
Datierung: 18. Jahrhundert
Technik: Kupferstich auf Papier,
Eigentürmer: Sammlung Jagdkunde, JK 3428
Kaiserin Maria Theresia (1717–1780) ließ in Schloss Laxenburg große Beizjagden veranstalten. Sie beschäftigte in Laxenburg einen Obristfalkenmeister, einen Sekretär, vier Falkenmeister (einen Reiherfalkenmeister, einen Krähenfalkenmeister, einen Milanfalkenmeister und einen Revierfalkenmeister) sowie mehrere Falkenknechte und zwei Hundsjungen. 1793 wurde das Falkenmeisteramt in Schloss Laxenburg aufgelassen, und damit ging auch diese historische Jagdart in Österreich zu Ende. Die Falknerei erreicht ihre Glanzzeit im 17. und 18. Jahrhundert, während des Absolutismus.
Objekt: Haubenleist in Form eines Greifvogelhauptes
Material/Technik: Messing, Ebenholz, Elfenbein, Rubine
Fassung mit gravierten, geschnittenen Akanthusblättern aus Messing, Falkenkopf und Abschlussknopf Elfenbein und Legierung in Eichelform.
Datierung: Um 1600, Österreich
Eigentümer: Sammlung Jagdkunde, Jk 4933
Objekt: Falkenhaube
Material: Samt, Leder, Garn, Federn
Datierung: Ende 18. Jh.
Eigentümer: Sammlung Jagdkunde, Jk 4932
Die Falkenhaube, gefertigt aus unterschiedlichsten Materialien wie Leder, Samt und Wolle, gibt es in zwei Ausführungsarten. Man unterscheidet zwischen der verzierten Stockhaube mit Federbusch und der Rauschhaube ohne Verzierungen. Der Falke wird mit der Haube „verkappt“, sodass der Kopf mit der Haube verdeckt wird, Schnabel und Nasenlöcher aber frei bleiben. Die Verkappung dient dem Zweck, die Beizvögel vor der Jagd frei von äußeren Einflüssen zu halten, wenn er zum Ausgangspunkt der Jagd getragen wird.
Objekt: Falknertasche
Technik/Material: Eisen, Messing, Hirschleder, Stickerei;
Doppeltasche kombiniert mit Taubensack; Eisenbügel mit graviertem Messing belegt;
Breiter Gürtelhaken mit Drahle;
Rocaillen mit Falken und bekappten Habicht auf Jule.
Hirsch- und Rehleder
Datierung: 18. Jhdt., Österreich,.
Eigentümer: Sammlung Jagdkunde, Jk 4922
Objekt: Federspiel
Technik/Material: Messing (drahle), Hirschleder, Goldfäden, Seide, Hanfgarn, Taubenfedern
Datierung: 2. H. 18. Jh., Österreich
Eigentümer: Sammlung Jagdkunde, Jk 4926
Im 21. Jahrhundert erlebt die Beizjagd allerdings wieder eine Renaissance, nicht zuletzt wurde ihr Stellenwert erhöht, indem sie von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt wurde.
Text: Mag. Karlheinz Wirnsberger

Georg Aug. Thienemann: Leben und Wirken des unvergleichlichen Thiermalers und Kupferstechers Johann Elias Ridinger; Leipzig 1856
Monika Reiterer: Die Falknerei – ein Weltkulturerbe ? in: Beiträge zur Jagd und Wildforschung, Bd 34 ( 2009 ); Halle/Saale 2009;
Wilhelm Hoffer & Reinhart Bachofen von Echt: Die Falknerei in: Jagdgeschichte Steiermarks, Bd IV; Graz 1931
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Jagdmuseum und Landwirtschaftsmuseum, Schloss Stainz
Schlossplatz 1
8510 Stainz, Österreich
T +43-3463/2772-16
info-stainz@museum-joanneum.at
Öffnungszeiten
April bis November Di-So, Feiertag 10-17 Uhr
Termine entnehmen Sie bitte dem Kalender.
Führungen: So 15-16:30 durch eine Ausstellung (Jagdmuseum oder Landwirtschaftsmuseum) und nach Voranmeldung.