Was hat Gewaltschutz mit Museen zu tun?

Über Malala im Museum

07. Juli 2025, Ellen Hoppenbrouwers

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Im Mai fand im Rathaus und im Heimatsaal des Volkskundemuseums am Paulustor eine Fachtagung zum Thema Zwangsheirat und Verschleppung statt, die von den Gewaltschutzprojekten der Caritas (Divan, Pop-up Chai, CariM und Malala im Museum) in Zusammenarbeit mit dem Universalmuseum Joanneum organisiert wurde. Mehr als 100 Teilnehmer*innen, darunter Expert*innen aus dem In- und Ausland, sprachen über Herausforderungen und Erfahrungen mit der Thematik der verwandtschaftsbasierten „Gewalt im Namen der Ehre“ gegen Frauen und Mädchen.  

Ein zentraler Punkt war dabei auch die Rolle der Museen in der Gewaltschutzarbeit – welchen Beitrag können Museen zur Gewaltprävention leisten? Und was hat Gewaltschutz mit musealer Praxis zu tun? Im Folgenden möchten wir uns näher anschauen, warum Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung gerade in Museen einen besonderen Stellenwert einnehmen und wie Gewaltschutzarbeit im Museum gelingen kann.  

Im Jahr 1811 von Erzherzog Johann gegründet, ist das Universalmuseum Joanneum mit seinen 14 Standorten und 20 Museen Österreichs ältestes und zweitgrößtes Museum. Ursprünglich Museum und Lehranstalt, stand im Joanneum immer die Förderung der geistigen und technologischen Entwicklung der Steiermark im Vordergrund.  

Die Aufgaben und Ziele musealer Arbeit haben sich im Laufe der Zeit verändert: Museen sind heute weit mehr als Orte zur Sammlung, Aufbewahrung und Präsentation von Objekten zur Kultur und Geschichte, sondern öffentliche Orte, die für Bildung, Begegnung und kulturellen Austausch stehen. Sie haben sich zu aktiven Akteuren gewandelt, die gesellschaftliche Debatten aufgreifen, Werte reflektieren und neu verhandeln, Vielfalt sichtbar machen und die kollektive Erinnerung mitgestalten.  

Bis heute stellt die Beschäftigung mit relevanten gesellschaftlichen Entwicklungen und Diskursen eine Kernaufgabe von Museen dar. Durch ihre Rolle in der Vermittlung von Wissen fördern sie kritisches Denken und Meinungsbildung, die für eine demokratische Gesellschaft grundlegend sind. Niederschwellige Zugänge zu Kunst und Kultur tragen wesentlich zur Identitätsstiftung bei.  

 

Ein Museum für alle

Artikel 27 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte – das Recht auf kulturelle Teilhabe – bildet die Basis für die Zielsetzung des Universalmuseums Joanneum, ein „Museum für alle“ zu sein. Partizipative Zugänge und gelebte Inklusion tragen dazu bei, das Museum als „Dritten Ort“ zu etablieren: als offenen Ort, an dem sich Menschen unabhängig von Herkunft, Bildung und sozialem Status begegnen können. In einer zunehmend polarisierten Gesellschaft schaffen sie dabei Räume für interkulturellen Austausch und Dialog und stärken so den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Miteinander.  

Museen sind nicht neutral, sondern treten in den Dialog mit ihrem Publikum. Die Vorstellung von Museumsarbeit als Beziehungsarbeit unterstreicht, dass Museen lebendige Institutionen sind, die Menschen und ihre Geschichten in den Fokus stellen. Ganz besonders deutlich wird das in Kulturpatenschaftsprojekten wie „Be Buddy“ oder „Malala im Museum“. 

Das Kooperationsprojekt „Malala im Museum“ – gefördert mit Mitteln der Europäischen Union – bietet den teilnehmenden Frauen die Möglichkeit, niederschwellig und kontextsensibel über Rechte, Rollenbilder, Gleichstellung und Gewaltprävention ins Gespräch zu kommen. Kunst und Kultur ermöglichen emotionale Zugänge und helfen, sich in andere Menschen und Lebenswelten hineinzuversetzen. Gewaltprävention bedeutet auch, Menschen Handlungsmacht zurückzugeben: Gemeinsame Unternehmungen und das Erschließen von neuen Kulturtechniken tragen dazu bei, das Selbstvertrauen zu stärken und neue Beziehungen zu knüpfen. 

Museen können kulturelle und soziale Orte der Gewaltprävention sein – indem sie informieren, sensibilisieren und zur Reflexion und kritischen Auseinandersetzung anregen. Als öffentliche Institutionen tragen sie auch die Verantwortung, sich gegen Gewalt, Diskriminierung und Ausgrenzung zu positionieren und aktiv zu einer gerechten und friedlichen Gesellschaft beizutragen. 

Somit können Museen gleich auf mehreren Ebenen einen Beitrag zur Gewaltprävention leisten: strukturell, indem sie sichere und niederschwellige Begegnungsräume schaffen, und präventiv, indem sie gesellschaftliche Ursachen von Gewalt thematisieren und abbauen helfen. 

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