3. Juli 2016 / Nina Blum
Tour de Joanneum: Die Gärten in Schloss Eggenberg
Bereits während der Bauzeit des Schlosses bestand ein kleiner ummauerter Garten, der ab 1678 zur großen Anlage im italienischen Stil erweitert wurde, der das Schloss mit Hainbuchenkarrees, Springbrunnen und Heckentheater umschloss. Nach dem Aussterben der Familie Eggenberg ließ der neue Schlossherr, Johann Leopold Graf Herberstein, die Anlage ab 1754 mit großem Aufwand zu einem französischen Garten umgestalten, der bereits in den 1780er-Jahren öffentlich zugänglich war. Zu den besonderen Attraktionen dieses Gartens zählten etwa ein Labyrinth, die „Salatrain“, ein heute noch bestehender Rokoko-Pavillon, Gewächshäuser für exotische Pflanzen sowie ein Obstgarten. In dieser Zeit entstand auch die heute noch bestehende Umfassungsmauer mit zwölf Toren.
Umbau im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert spiegelte sich das Naturbewusstsein der Romantik auch in einer grundlegenden Neugestaltung des Eggenberger Schlossparks wider. Den barocken Formalgarten empfand man nun als hässliche, in Normen gepresste Natur. Der junge Gartenenthusiast Jerome Graf Herberstein lies aus diesem Grund nach 1829 rund um das Schloss „…ein vollkommenes, der Mannigfaltigkeit der Natur nachgebildetes Landschafts = Gemälde“ anlegen. Die strenge Gliederung des Gartens wich neuen Partien mit kunstvollen Gehölzbouquets, fremdländischen Bäumen und Staffagebauten.
Als Aussichtspunkt wurde 1835 ein künstlicher, mit Rosen und Koniferen bepflanzter Hügel errichtet, dessen Kuppe von einem Parapluie beschattet wurde. Dieser „Rosenhügel“ blieb für viele Jahrzehnte die größte Attraktion des Eggenberger Gartens, die erst im 20. Jahrhundert aufgelassen wurde. Seit seiner Restaurierung 2007/2008 machen rund 400 historische Rosen die verlorene Blumenpoesie des Biedermeiers wieder sichtbar.
Rosenbogen im Venusgarten
Universalmuseum Joanneum/ Jare
Die Gärten im 20. Jahrhundert
Im frühen 20. Jahrhundert schwand das Interesse am Garten, der sich immer mehr zum einfachen Stadtpark verwandelte. 1939 ging die gesamte Anlage in den Besitz des Landes Steiermark über, und in der Folgezeit blieb der Park zwar in seiner Grundstruktur erhalten, ein Großteil der Staffagen und pflegeaufwendigen Bereiche ging jedoch verloren, sodass der Fortbestand dieses Kulturdenkmals in den frühen 1990er-Jahren ernsthaft gefährdet war. Aus diesem Grund wurde 1993 in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt ein Parkpflegewerk in Auftrag gegeben, dessen Ziel die Erhaltung und Rekonstruktion des Gartens als Kulturdenkmal der Romantik ist. Der kostbare Bestand sollte gesichert und die verlorenen Elemente sollten, so weit wie möglich, wieder ergänzt werden.
Seit 2000 wurden umfangreiche Maßnahmen zur Ergänzung und Rekonstruktionvon Gehölzgruppen, Teich und Sichtachsen gesetzt. In der Nordecke des Parks formte die Architektin Helga Maria Tornquist 2003 den poetischen Planetengarten, der eine alte Tradition aufgreift: Ein detailreich gestaltetes Ensemble an Gartenräumen steht unter dem Signum der sieben klassischen Planeten und orientiert sich am Programm des Eggenberger Planetensaals.
Das an der Rückseite des Schlosses gelegene „Herrschaftsgartel“ wurde ursprünglich nach 1848 angelegt und war mit einem kleinen Lusthaus und einem Seerosenbecken der gräflichen Familie Herberstein vorbehalten. In den Jahren 2004 bis 2005 wurde dieses Areal nach historischen Quellen rekonstruiert, und auch das Biedermeier-Gärtchen vor dem Südpavillon wurde mit Blumen und Gehölzen aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts – in der dieser Bereich ursprünglich gestaltet worden ist – wiederhergestellt.
Veranstaltungstipp:
Die styriarte gibt auch heuer ein Gastspiel im barocken Welttheater und lädt am 8. Juli zum „Fest in Eggenberg“. Thomas Höft und die Neue Hofkapelle Graz nehmen alle Festgäste mit auf die Hochzeitsfeier Kaiser Josephs I., dem nachgesagt wurde, ein „König der Schürzenjäger“ zu sein.
Ein romantischer Spaziergang durch den Eggenberger Garten lässt sich außerdem genüsslich mit einem styriarte-Musikpicknick verbinden: In Zusammenarbeit mit Steiermark Tourismus und dem Angebot zu „Kulturgenuss im Grünen“ findet am 17. Juli 2016 im Anschluss an die Matinee „Auf Kur“ im Planetensaal ein außergewöhnliches Picknick mit Wohlfühlgarantie im Schlosspark statt! Weitere Kulturveranstaltungen, Kulturangebote und Packages im Grünen Herz entdecken Sie auf www.steiermark.com/kultur
Dieser Artikel wurde erstmals im Oktober 2012 veröffentlicht und am 3. Juli 2016 aktualisiert.
Schlagworte: Schlosspark | styriarte | Tour de Joanneum