11. März 2014, Mag. Karl Peitler
11. März 2014, Mag. Karl Peitler
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Kultplätze und Heiligtümer sind ein Phänomen, das sich weder regional noch kulturell eingrenzen lässt. So waren Kult und Religion schon immer ein zentraler Bestandteil der Menschheit. Das Bedürfnis für einen oder auch mehrere Gottheiten einen besonderen Platz einzurichten, scheint seit der Vorgeschichte ein fester Bestandteil des religiösen Denkens gewesen zu sein.
Kultplätze und Heiligtümer sind ein Phänomen, das sich weder regional noch kulturell eingrenzen lässt. So waren Kult und Religion schon immer ein zentraler Bestandteil der Menschheit. Das Bedürfnis für einen oder auch mehrere Gottheiten einen besonderen Platz einzurichten, scheint seit der Vorgeschichte ein fester Bestandteil des religiösen Denkens gewesen zu sein. Häufig stellt es sich jedoch als schwierig heraus, frühere von Menschen benutzte Orte als Kultplatz zu identifizieren und sie vorschnell als solche zu bezeichnen.
Die 2010 vom Universalmuseum Joanneum gemeinsam mit der Karl-Franzens-Universität Graz und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ins Leben gerufene interdisziplinäre Vortragsreihe Forum Eggenberg macht am 13. März antike Kultplätze und Heiligtümer verschiedener Kulturen zum Thema – und diskutiert die Frage, was einen Platz zum Kultplatz macht.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Ringkogel bei Hartberg. Mit seinen knapp 800 Metern ist er der Hausberg der an seinem Fuße liegenden Hauptstadt des Bezirkes Hartberg-Fürstenfeld. Von seinem Gipfel bietet sich ein imposanter Blick auf die gesamte Oststeiermark.
In den Jahren 2007 und 2008 fanden unter der örtlichen Grabungsleitung von Mag. Federico Bellitti auf dem Gipfelplateau des Ringkogels archäologische Grabungen statt. Dabei stieß Bellitti mit seinen Kollegen auf einen faszinierenden Befund. In unmittelbarer Nähe zur Aussichtswarte wurden die Fundamente einer Bruchsteinmauer freigelegt. Nördlich dieser von Westen nach Osten orientierten Mauer konnte eine Versturzschicht mit Gneisbrocken, römerzeitlichen Dachziegeln sowie Teilen von Tubulaturziegeln, die auf eine Wandheizung des ehemaligen Gebäudes schließen lassen, ausgemacht werden. Südlich der Mauer wurde eine Brandschicht festgestellt, aus der weitere Dachziegelfragmente, Keramikbruchstücke und Münzen geborgen wurden. Münzen fanden sich auch an der Oberfläche des sterilen Felsbodens.
Die Münzen lassen sich zwei unterschiedlichen Epochen zuordnen: dem 1. und 2. Jh. n. Chr. und der zweiten Hälfte des 4. Jhs. n. Chr. Für die Spätantike deuten die Münzfunde vielleicht auf eine Beobachtungs- oder Signalstation, die sich in dieser exponierten Lage befunden haben kann. Auf dem Burgfelsen der Riegersburg, zu dem vom Ringkogel eine Sichtverbindung besteht, wurden Münzen mit einer ähnlichen Zeitstellung gefunden.
Auch über die Nutzung des Gipfelplateaus im 1. und 2. Jh. n. Chr. und die Funktion des Gebäudes, von dem Grundmauern freigelegt wurden, kann derzeit nur spekuliert werden. Eine der Möglichkeiten: Es handelt sich um ein römerzeitliches Heiligtum. Dafür sprechen die West-Ost-Ausrichtung der Grundmauer und die 30 Münzen, die als Münzopfer gedeutet werden könnten, ist doch aus anderen Fundstellen gesichert, dass die Römer auch Münzen als Opfergaben verwendeten, um ihre Götter gnädig zu stimmen. Den eindeutigen Nachweis einer kultischen Nutzung können freilich nur die entsprechenden Ergebnisse künftiger archäologischer Untersuchungen erbringen.