Der Planetengarten

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Ein Universum im Garten

Der Extragarten in der Nordecke des Eggenberger Parks hat viele Veränderungen durchlaufen: barocker Küchengarten, Schaugarten der Herberstein’schen Handelsgärtnerei, Gemüsegarten und Baumschule. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er schließlich vollkommen verwildert. Da keine der vielen Nutzungen ausreichend dokumentiert war, um eine Rekonstruktion zu ermöglichen, erfuhr dieser Teil des Gartens eine völlige Neugestaltung.

Die Gestalterin, Helga Maria Tornquist, übernahm 1999 die diffizile Aufgabe, einen Garten zu erschaffen, der sich der Qualität des historischen Ensembles einfügen und gleichzeitig ein eigenständiges Kunstwerk sein sollte. Ihre Gestaltungslösung stellt die Verbindung zum historischen Kontext des Schlosses her und gibt gleichzeitig dem neuen Garten seinen unverwechselbaren Charakter: Sie greift in spielerischer Form das uralte System planetarischer „Signaturenlehre“ auf, das für die Ikonografie von Schloss Eggenberg große Bedeutung hat.

Seit der Antike bestand ja die Vorstellung eines astrologisch bestimmten Stufenkosmos, in dem Oben und Unten, Göttliches und Irdisches in sieben hierarchisch gegliederten Schöpfungsleitern verkettet sind. Diese magische Vorstellung hat die abendländische Geistesgeschichte stark geprägt und über Jahrhunderte zur Entwicklung einer umfangreichen Planetenikonografie geführt, die auch die Darstellungen des Planetensaals bestimmt. Darin hatte jeder Planet nicht nur unter den Menschen seine „Kinder“, die seine Eigenschaften zum Ausdruck bringen, sondern auch Pflanzen, Tiere, Mineralien, Orte und Tätigkeiten, Farben und Formen trugen seine Signatur.

Aus diesem Vokabular formt Helga Tornquist wunderbar poetische Gartenräume, die unter dem Signum der sieben klassischen Planeten stehen. Das Universum dieses Gartens ist also kein astronomisches, sondern ein philosophisch-literarisches. Es führt das humanistische Programm des Schlosses fort.

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Ein vielgestaltiges Universum

Dornige Barrikaden aus roten Berberitzenhecken formieren den Bereich des kriegerischen Mars, bewachen zwei Venusgärten, die – von Rosenhecken eingefasst – mit dem Thema klassischer Liebesgärten spielen. Erdbeeren und Maiglöckchen, Salbei und Zitronenthymian füllen die Zwischenräume eines kunstvollen Knoten-Parterres, das aus verschlungenen Herzen geformt ist. Historische Alba-, Bourbon- und Damaszenerrosen sind zu kostbaren Ensembles vereinigt.

Treillagengänge aus Goldregen formen die Sonnenstrahlen, gesäumt von flammenden Staudenbeeten, die sich vom hellen Gelb bis ins strahlende Rot der untergehenden Sonne entfalten. Im Schatten einer Eibenhecke liegt ein weißer Mondgarten um die Wasserrosen eines Teichs. Gewächse, die das Dunkel lieben, sollen hier ein Refugium entstehen lassen, das die Fantasie beflügelt. Mondviolen, Lunaria und weiße Lilien als Symbole der Unschuld werden in der Nacht vom Duft der Reseden eingehüllt. Im Wandel der Jahreszeiten können die Besucher/innen also ein vielgestaltiges Universum durchwandern.