Medaillenkleinod

Erzherzog Karl II. von Innerösterreich

Bildinformationen

Material

Gold, Email, Perle

Gewicht

32,71 g

Dimensionen

Länge: 9 cm (mit Tragekettchen), Durchmesser: 42 mm (gefasste Medaille)

Datierung und Medailleur

1567, Antonio Abondio

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Karl II., Erzherzog von Innerösterreich, geboren am 3. Juni 1540 in Wien, gestorben am 10. Juli 1590 in Graz, war ein großer Förderer und Liebhaber der Künste. Er hatte eine offensichtliche Freude an schönen und wertvollen Dingen – eine Freude, die er mit anderen Renaissancefürsten teilte.

Neben dieser fürstlichen magnificientia gehörte auch die liberalitas als spezielle Ausdrucksform im höfischen Kontext zu den Tugenden eines Herrschers des 16. Jahrhunderts. Als besonderes Zeichen seiner Freigebigkeit und Gnade pflegten ab den 1560er-Jahren im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation die Landesfürsten an verdienstvolle Getreue mit kostbaren Zierfassungen versehene und an goldenen Ketten hängende Medaillen mit ihrem Bildnis und ihrer Devise zu überreichen. Auch Erzherzog Karl II. von Innerösterreich bediente sich dieser Medaillenkleinode als Mittel der Belohnung und fürstlichen Repräsentation. Auf ihrer Vorderseite trugen sie allesamt sein Porträt, auf der Rückseite war sein so genanntes Symbolum angebracht, die Glücksgöttin Fortuna, mit der Devise „Fortuna Audaces Iuvat – Den Kühnen hilft das Glück“, die er seit 1553 führte.

Unter den erhaltenen Medaillenkleinoden Erzherzog Karls II. ist das Exemplar aus dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum zweifelsohne das schönste und wertvollste.

Das Medaillenkleinod Erzherzog Karls II. von Innerösterreich ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Werk des oberitalienischen Medailleurs Antonio Abondio (1538-1591). Die Zuschreibung stützt sich auf die Biografie des Künstlers, andere Erzeugnisse seines Schaffens und die Interpretation von Details der Umschrift auf der Rückseite unseres Medaillenkleinods. So könnte die ungewöhnliche Worttrennung A-VDACES, wodurch der erste Buchstabe in die unmittelbare Nähe des letzten Buchstabens von FORTVNA gestellt wird, darin seine Erklärung haben, dass Antonio Abondio auf diese Weise sein Werk mit den Initialen A A versteckt signieren wollte.

Vorderseite

Das Konterfei der Vorderseite, das von der Umschrift „CAROLVS ARCHIDVX AVSTRIÆ – Karl, Erzherzog von Österreich“ umgeben ist, bietet den nach rechts blickenden Landesfürsten mit kurz gelocktem Haar und schmaler Halskrause, den Oberkörper im Prunkharnisch, mit einer Feldbinde umgürtet.

Auf dem Schulterstück sind zwei senkrecht verlaufende Zierstreifen sowie eine Bordüre am Rand zu erkennen, auf der sonst schmucklosen Brustplatte sind Dekorationen im oberen Randbereich und am Mittelstreifen angedeutet.

Die feine Bearbeitung von Kopf und Harnisch gibt die unverkennbare Physiognomie des Porträtierten wieder und zeigt ihn in einer bestimmten Funktion: Erzherzog Karl II. wird als militärischer Oberbefehlshaber dargestellt, der Prunkharnisch und die Feldbinde sind die dafür repräsentativen Kennzeichen.

Bildinformationen

Rückseite

Wie auf der Vorderseite ist auch die Umschrift der Rückseite „FORTVNA AVDACES IVVAT – „Den Kühnen hilft das Glück“ – zwischen zwei Perlkreisen ausgeführt.

Die Glücksgöttin nimmt das Zentrum der Pictura ein. Sie ist als geflügelte, zierliche Frauengestalt wiedergegeben, die leicht nach rechts gewendet auf einer Kugel im bewegten Meer steht.

In der Rechten hält sie einen Palmzweig, in der erhobenen Linken führt sie ein Banner. Um ihre rechte Hüfte ist ein Tuch geschlungen, dessen Enden im Wind an der linken Seite des Oberschenkels zu wehen scheinen. Diese Details können aber auch als nicht zum Tuch gehörende Darstellungselemente aufgefasst werden, die in den Bildhintergrund gehören.

In gleicher Höhe mit Fortunas Flügeln schaut aus einer Wolke das pausbäckige Gesicht einer Windpersonifikation hervor. Im Hintergrund sind rechts unmittelbar am Meer die Umrisse von Gebäuden und Türmen einer Stadt zu sehen.

Bildinformationen

Die Szene geht wohl auf eine antike literarische Vorlage zurück, nämlich die Schilderung des Vesuvausbruchs des Jahrs 79 n. Chr. durch Plinius den Jüngeren. Der Schriftsteller lässt dabei seinen Onkel, der mit einem Schiff den in der Nähe des Vesuvs wohnenden Freunden zu Hilfe eilt, „Fortes Fortuna iuvat. – Den Tapferen hilft das Glück“ ausrufen. Die Inspiration durch die antike Quelle macht eine frühe Medaille auf Erzherzog Karl offensichtlich, auf deren Rückseite sich neben der Devise FORTVNA AVDACES IVVAT die Darstellungselemente Fortuna, Vulkanausbruch und Stadt am Meer finden.