Alfred Lenz

L201_Care | 2024

Bildinformationen

Ort

Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark, Studenzen 99, 8322 Studenzen

Kuratiert von

Alfred Lenz

Kosten

kostenlos

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Über das
Projekt

Das Projekt Care ist eine Inszenierung am Rande der Wirklichkeit, an der Grenze zur stark befahrenen Landesstraße L201. Gleichzeitig aber auch ein Reenactment aus der Kindheit von Johanna Lenz, der Mutter des Initiators Alfred Lenz. Sie lebt hier vor Ort und begleitet L201 mit großem Einsatz von Anfang an. Seit 2021 finden sich an diesem Kunstort verschiedene Künstler*innen und Musiker*innen ein, um ihre Konzepte und Projekte umzusetzen.

CARE

2024 erfolgt eine weitere Metamorphose: Die paraventartigen Gitterwände in der Einfahrt mutieren zu einem Kuhunterstand und werden auf der anderen Seite des Wohnhauses aufgestellt. Dort entstehen weitere Objekte, eine Tränke, eine Futterkrippe und ein Zaun, die sowohl skulptural lesbar als auch für die Tiere nutzbar sind. Der Künstler Lukas Weithas mit vieljähriger Erfahrung als Senner auf einer Schweizer Alm wird die Tiere betreuen.

Auf der Vorderseite, gegenüber der durchgehenden Gitterwand, nun auf der Innenseite des Grundstücks, steht die 2023 entstandene Tribüne von Hans Schabus. Von hier aus wird der Blick über ein biodiverses Feld, das von Gabriele Sturm gestaltet ist und als Bühne für Performances, Konzerte und Aktionen dient, bis über die dahinter liegende Straße gelenkt.

Die Künstlerin wird regelmäßig Vegetation und Boden untersuchen, aus Gesprächen mit Nachbar*innen Analysen vornehmen, die neu entstehende Vegetation des Erdbodens beobachten und begleiten. Flora und Fauna werden dabei in ihrer Autarkie und in der Gegenüberstellung zum vom Menschen kultivierten Habitat selbst zu Protagonisten des Projekts.

So werden Gabriele Sturm, Lukas Weithas und Alfred Lenz in einer zehntägigen Aktion auf diesem aus der Zeit gefallenen Kleinbauernhof unter dem Titel CARE sichtbar Fragen nach Zyklen, Fürsorge, Pflege, Kooperation, Sorge, Abhängigkeiten, Natur und Kultur aufwerfen.

Bildinformationen

Programm
Performatives Programm - Biografien

L 201

 

Studenzen, eine ungefähr 700 Einwohner*innen zählende Katastralgemeinde im Bezirk Südoststeiermark, ca. 30 km östlich von Graz, liegt an der Landstraße 201, über die heute der Großteil des Berufs- und Warenverkehrs – täglich ca. 22.000 Autos und Lkws – führt. Unmittelbar an dieser Straße liegt auf Nr. 99 das in den 1970er-Jahren den Bedürfnissen der Familie entsprechend gebaute Heimathaus von Alfred Lenz. Seit 2007 verwendet Lenz das Nebengebäude als experimentelles Tonstudio, 2017 errichtete er ein an die Garage angeschlossenes Lagerzelt.

Seit 2021 entwickelt er in Kooperation mit dem Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark unter dem Titel L201 ein spezifisches Kunstproduktionsfeld, innerhalb dessen er den rund 28 m2 großen Ein- und Ausfahrtsraum vor seinem Heimathaus – einen Nicht-Ort im urtypischen Sinn – in einen Ausstellungsraum verwandelt. Eine semitransparente Struktur verunklärt die Trennung zwischen Privatem und Öffentlichem, überschreitet die Grenzen zwischen Architektur, Design und Kunst. Als durchlässige Kulisse erschließt eine dreiflügelige variable Gitterinstallation Kunstraum und Bühne, die stets mehr sein können, jeder Eindeutigkeit entzogen sind, um den Charakter des Vorläufigen und Wandelbaren als Idee des Möglichen zu öffnen. Ausgehend von seinem Interesse an strategischer Umwandlung von Nicht-Orten blendet Lenz die Umgebung nicht aus, sondern durchbricht reale sowie imaginäre Zäune und Barrieren, die aufgrund zunehmender Ausgrenzungs- und Rückzugstendenzen errichtet worden waren, um stattdessen Dialogfelder zu öffnen. Unter Einbeziehung aller Verkehrsteilnehmer*innen ermöglichen hier Ausstellungen, Performances und Konzerte Untersuchungen an der Welt.

Dementsprechend wurde L201 im Jahr 2022 erweiternd bespielt. Die Thujen neben dem Kunstraum wurden entfernt und durch eine acht Meter breite und vier Meter hohe Gitterwand ersetzt. Somit wird diese Wand zur Werbefläche oder besser gesagt zum Gegenentwurf von Werbedisplays an stark frequentierten Straßen. Bespielt mit von Künstler*innen gestalteten Transparenten wird das Potenzial unzähliger vorbeifahrender Fahrzeuge genutzt, um künstlerische Botschaften zu vermitteln, ohne dabei kapitalistischen Anforderung entsprechen zu müssen.

2023 wurde der Kunstraum bis zur gegenüberliegenden Straßenseite mittels einer von Hans Schabus gebauten treppenartigen Skulptur in Form einer Tribüne ausgedehnt bzw. zusätzliches Umfeld erschlossen. Durch eine temporäre Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h wurden Blick-, Aktions- und Konzentrationsachsen erschlossen, die privaten und öffentlichen Raum erneut befragen, aufeinander reagieren lassen.

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