Urnenfeldzeitliche Mondidole
Datierung: 11. bis 8. Jahrhundert v. Chr.
Technik: Keramik
Fundort: Bärnbach (Weststeiermark), Fötzberg bei St. Margarethen an der Raab und Königsberg bei Tieschen (Oststeiermark)
Besitz: Universalmuseum Joanneum
Inventarnummer: 18.057, 25.219, 16.462
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Typische Funde aus urnenfelder- und hallstattzeitlichen Siedlungen in Mitteleuropa sind die Feuerböcke, die in der Literatur auch als Mondidole bezeichnet werden, da ihre Form an einen Halbmond erinnert. Diese Objekte aus gebranntem Ton bestehen grundsätzlich aus drei Teilen: dem Körper, den Füßen und den Hörnern. Die Füße kommen in verschiedener Anzahl und in sehr unterschiedlicher Gestaltung vor.
Bei unserem Feuerbock aus Bärnbach bei Voitsberg wurden die Füße durch einen ovalen Untersatz ersetzt. Die Hörner der Feuerböcke wurden oft als kleine Tierköpfe gestaltet. Die Feuerböcke sind unterschiedlich verziert und individuell gestaltet. Der Körper des Feuerbocks aus Bärnbach wurde mit eingestochenen Punkten verziert. Das Muster der Einstiche besteht auf der einen Seite des Körpers aus zwei Dreiecken mit einer gemeinsamen Grundlinie und auf der anderen aus drei hängenden Halbkreisen.
Der Feuerbock von Fötzberg bei St. Margarethen an der Raab ist mit Kerbungen und eingedrückten Kreisen versehen, und der Feuerbock vom Königsberg bei Tieschen wurde mit Kerbleisten verziert.
Die Feuerböcke werden häufig auf dem Gebiet der spätbronze- und eisenzeitlichen Kalenderbergkultur im heutigen Burgenland und in Westungarn gefunden. Dort kommen sie auch in reichen Frauengräbern vor. In diesen Gräbern sind sie oft mit einem flachen Teller und einem Doppelgefäß deponiert, was als die sogenannte Kalenderberg-Trias angesprochen wird. Diese Trias bezeugt eine besondere gesellschaftliche Stellung der bestatteten Frau.
Auf den außergewöhnlichen Status der Frau weist auch eine Darstellung auf einem großen keramischen Gefäß aus Sopron hin. Auf ihm ist eine übernatürlich große Weberin abgebildet, die als Hüterin der Zeit interpretiert wird. So entstand auch die These, dass die Feuerböcke bzw. Mondidole als Mondkalender zu verstehen sind.
Die meisten Feuerböcke aus der archäologischen Sammlung des Universalmuseums Joanneum stammen aus bronze- und eisenzeitlichen Siedlungen. Obwohl der genaue Standort und der Zweck dieser Objekte nicht immer klar ist, können sie vielleicht auch als kleine Hausaltäre verstanden werden.
Archäologiemuseum
Dauerausstellung
Archäologiemuseum, Schloss EggenbergBesuchen Sie die unrnenfeldzeitlichen Mondidole in der Dauerausstellung!
mehr...Hinweise auf Sonne, Mond und den Mithraskult finden sich auch im Archäologiemuseum: Halbmond- bzw. stierhornähnliche Keramikobjekte aus der Urnenfelder- (1.200–800 v. Chr.) und Hallstattzeit (800–400 v. Chr.) werden einerseits als Feuerböcke interpretiert, die direkt im Feuer standen und Spieße mit Fleisch hielten, und andererseits als Mondkalender.
Etliche Fundstücke wurden sowohl in Siedlungen als auch in reich ausgestatteten Gräbern gefunden. Bestimmte Kombinationen aus Frauengräbern scheinen in diesem Zusammenhang sogar auf eine besondere gesellschaftliche Stellung der Bestatteten – z. B. als „Hüterin der Zeit“ – hinzuweisen.
Insgesamt ist der Gebrauch als Mondkalender bei einigen Stücken eindeutig nachweisbar. Die meisten Stücke sind jedoch laut aktuellem Forschungsstand wahrscheinlich keine Kalender.
Archäologiemuseum, Schloss Eggenberg
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