Der Begriff „Mythos“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie „Wort, Rede, Erzählung von Begebenheiten“. Mythen entstanden in einer Zeit, in der Menschen und Völker noch keine Schrift hatten und sich Geschichten mündlich weitererzählten. Manchmal wurden sie auch bildlich dargestellt und blieben so über Jahrtausende erhalten. Nach der Erfindung der Schrift wurden Mythen schließlich aufgeschrieben und sind heute – in Stein gemeißelt oder auf Papyrus geschrieben – noch immer lesbar.
Diese Geschichten aus den Anfängen der menschlichen Zivilisation berichten von Göttinnen und Göttern, übernatürlichen Wesen und ihren Beziehungen zu den Menschen. Aber sie handeln auch von Dingen und Ereignissen, die man sich nicht erklären konnte, wie die Entstehung der Götterwelt, der Erde, der Sonne, des Mondes, der Sterne, der Natur, des Menschen selbst und der jeweiligen Gemeinschaft.
Mythen vermitteln Identität, Lebenssinn, Erklärungen, religiöse und gesellschaftliche Orientierung und stärken den Zusammenhalt einer Gruppe. Sie erzeugen ein gemeinschaftliches Ich, ein Gefühl von Heimat, das auch in Krisenzeiten Halt bietet. Zudem geht von Mythen eine große integrationsstiftende Kraft aus.
Mythologie und Archäologie
Als „Mythologie“ bezeichnet man die Gesamtheit der Mythen eines Volkes, aber auch die Wissenschaft von den Mythen. Sie ist eine Art und Weise, die Welt – und vor allem jene der Vorfahren – zu verstehen. Naturwissenschaftliche und archäologische bzw. geschichtliche Erkenntnisse stellen eine andere Möglichkeit des Zugangs zur Vergangenheit dar.
Nicht alle Fragen der Menschheitsgeschichte und Handlungen von Menschen sind mit Logik zu beantworten und zu deuten. Daher ist es u. a. für Archäologinnen und Archäologen wichtig, sich mit Mythen zu beschäftigen. Vor allem, da Mythen als eine Art „Kulturspiegel“ eines Volkes gelten und sich über weite Kulturräume verbreiteten. Dies lässt sich an zahlreichen Objekten und Darstellungen im Archäologiemuseum gut nachvollziehen: Nicht nur auf römischen Grabmonumenten oder antiken Gefäßen, sondern auch am Sarkophag der ausgestellten ägyptischen Mumie sowie am einzigartigen hallstattzeitlichen Kultwagen von Strettweg und auf den berühmten Grabfunden aus Kleinklein finden sich Hinweise auf Mythen sowie Darstellungen derselben.
Unser Tipp:
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mehr...Mythen im Überblick
Große Mutter – Große Göttin
Die Große Mutter herrschte über die Tiefe der Erde, den Himmel, die Fruchtbarkeit, das Leben und den Tod. mehr...
Das Gilgamesch-Epos
Der älteste schriftlich überlieferte Mythos der Geschichte ist das Gilgamesch-Epos. In ihm trifft man auf Elemente, die in vielen später nachfolgenden Erzählungen in unterschiedlichen Kulturkreisen wieder auftreten. mehr...
Mond und Sonne
Die meisten Schöpfungsmythen beginnen mit der Erschaffung des Universums. Sonne und Erde, den Sternen und vor allem dem Mond kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu. mehr...
Isis und Osiris
Viele Mythen aus dem Alten Ägypten beschäftigen sich mit dem Gott Osiris, dem sehr verehrten Totengott, der gemeinsam mit dem Sonnen- und Schöpfergott Re und der "Großen Mutter" Isis, eine zentrale Rolle in der Osirisreligion einnahm. mehr...
Hirsche, Pferde, Vögel, Fische …
Tieren und besonders Pferden werden in der "keltischen" Mythologie eine besondere Bedeutung zugeschrieben. So wurde beispielsweise die bedeutendste Göttin "Epona" als Göttin der Pferde und der Reiterei verehrt. mehr...
Aphrodite und Apollon
Viele Mythen und Sagen kreisen um die griechische Göttin der Liebe Aphrodite, der wie auch Apollon, dem griechischen Gott der Medizin und der Reinigung des Körpers, große Schönheit nachgesagt wurde. mehr...
Dionysos, Mänaden, Satyrn und Nymphen
Viele antike Theaterstücke handeln von den Abenteuern und Festen des Dionysos, dem griechischen Gott des Weines und der Ekstase. Nach den mythologischen Erzählungen befanden sich stets Mänaden und Satyrn in seinem feiernden Gefolge. mehr...
Die Dioskuren
Kastor und Polydeukes werden auch als die Dioskuren bezeichnet. Besonders der Mythos um die Zeugung und die Geburt der beiden Halb- und Zwillingsbrüder spielen in der griechischen Mythologie eine wesentliche Rolle. mehr...
Medusa
Als furchterregendes, weibliches Ungeheuer mit fratzenhaftem Gesicht und anstelle von Haaren, Schlangen am Kopf tragend, wird Medusa meist porträtiert. Eine besondere Eigenschaft, die ihr und den beiden anderen Gorgonen zugeschrieben wurde, war die sofortige Versteinerung bei ihrem Anblick. mehr...
Amazonen und Herakles
Die sagenhafte Frauengesellschaft der Amazonen war das Gegenteil der zivilisierten Norm der Antike. Sie kleideten sich wie Männer, waren tapfere Kämpferinnen und Reiterkriegerinnen und alle griechischen Helden der Mythologie mussten gegen sie kämpfen, so auch Herakles. mehr...
Thetis und Achilles
Bekannt wurde der unbezwingbare Held Achilles unter anderem durch seine Beteiligung am Troianischen Krieg. Seine Mutter Thetis hatte ihn als Kleinkind in den Styx, den Fluss der Unterwelt, getaucht. Dies machte ihn am ganzen Körper unverwundbar – bis auf jene Stelle an der Ferse, an der Thetis ihren Sohn einst ins Wasser hielt. mehr...
Adonis und Venus
Entsprungen aus einem aus Asien nach Syrien gebrachten Fruchtbarkeitskult, war die Sage um Adonis auch in der römischen und griechischen Mythologie von Belang, wo er der Geliebte von Venus beziehungsweise ein Gefährte der Aphrodite war. mehr...
Amor
Amor, dem berühmten Gott der Liebe wurde Listigkeit und Bosheit nachgesagt. Voll Ironie ist deshalb das Schicksal, das ihn selber erfasste. Während eines Racheaktes im Auftrag seiner Mutter, traf sich der Jüngling selbst mit einem seiner Liebespfleile und verliebte sich schließlich in die schöne Psyche. mehr...
Medea
Die Zauberin und Königstochter Medea war die Frau des griechischen Helden Jason, dem sie half das Goldene Vlies von Kolchis zu rauben. Besonders tragisch sind die mythologischen Erzählungen über ihre Rachefeldzüge gegen ihren Mann, nachdem sie dieser für die Königstochter von Korinth verließ. mehr...
Oidipus und die Sphinx
Ein Orakel prophezeite, dass Oidipus eines Tages seinen Vater töten und seine Mutter heiraten würde. Trotz aller Bemühungen dies zu verhindern, sollte sich diese Prophezeiung schließlich bewahrheiten. mehr...
Ariadnes roter Faden
Das Archäologiemuseum – eine Welt von Mythen und Menschen in Zeit und Raum
Dieses Booklet entstand zum Abschluss und auch als Dokumentation des vom Land Steiermark, Abteilung 11 – Soziales, Arbeit und Integration, geförderten Projektes „Integrationsbotschafter/innen und Museumsguides – Flüchtlinge werden zu Integrations- und Kulturbotschafterinnen/-botschaftern“ (Förderungsschwerpunkt: „Spracherwerb und Integrationshilfe“).
Im Rahmen dieses 2017 durchgeführten Projektes wurden junge Flüchtlinge in die Archäologie der Steiermark sowie in ihre weitreichenden Verbindungen und Ursprünge in Zeit und Raum eingeführt. Dem Thema „Mythen“ wurden mehrere Lehrveranstaltungen und Workshops gewidmet, was großen Anklang fand.
Es ermunterte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den zahlreichen Krisenregionen der Erde, sich mit ihrer Herkunft, ihren Kulturen und den damit verbundenen Mythen zu beschäftigen. Viele dieser „Geschichten aus dem uralten Gedächtnis der Menschheit“, die sich im Archäologiemuseum wiederfinden, werden in diesem Booklet vorgestellt.
Insgesamt steht am Ende des Projektes u. a. die Erkenntnis, dass sich Interkulturalität – das Eigene und das Fremde, das am Ende doch ähnlicher ist, als gedacht – wie ein roter Ariadne-Faden durch die Jahrtausende zieht: Wir sind viele Menschen – jedoch nur eine Menschheit auf einer Erde.
Autorin: Silvia Renhart
Herausgeber: Universalmuseum Joanneum, Archäologie & Münzkabinett
Vorwort: Karl Peitler
48 Seiten
Erhältlich auf Anfrage im Shop von Schloss Eggenberg.
Archäologiemuseum, Schloss Eggenberg
Eggenberger Allee 90
8020 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9560
archaeologie@museum-joanneum.at
Öffnungszeiten
1. November bis 17. Dezember nur mit Führung nach Voranmeldung
April bis Oktober Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr
Zusätzliche Termine entnehmen Sie bitte dem Kalender.