Der Gottesknecht

Bildinformationen

Leidensweg - Tod am Kreuz - Beweinung

Leidensweg

Auf die behütete Kindheit folgt der qualvolle Kreuzweg Jesu. Die Kunst erfasst dies mit schonungslosem Realismus. In den Darstellungen der Leiden Christi spiegelt sich die Härte mittelalterlicher Rechtspraxis: Öffentliche Hinrichtungen sind Massenspektakel, menschliches Leid wird gierig beklatscht. Die Wehrlosigkeit Christi ist freilich nicht stumpfe Passivität, sondern bedeutet Ergebenheit in den Willen des Vaters. Das Leid ist die Erfüllung des göttlichen Heilsplans.

 

Tod am Kreuz

Die Passion Christi ist das Herzstück mittelalterlicher Frömmigkeit. Unzählige Darstellungen zeigen den qualvollen Todeskampf Jesu. Seinen Schmerz soll auch der Gläubige nachvollziehen. Er wird zum Mit-Leiden, zur compassio, aufgefordert. Der Betrachter soll sich im Geiste in die Menge versetzen, die der Kreuzigung auf Golgatha beiwohnt und im vergossenen Blut die Quelle seiner Erlösung erblicken.

 

Beweinung

Die Passionsfrömmigkeit des späten Mittelalters bringt zwei besondere Bildtypen hervor, die Pietà und den Schmerzensmann. Die Pietà zeigt den toten Christus nach der Kreuzabnahme auf dem Schoß der trauernden Mutter. Als Schmerzensmann erscheint Christus den Gläubigen, um sie, wie den zweifelnden Thomas, im Glauben an die Auferstehung zu bestärken. Zur Bestätigung des Leidens zeigt er die fünf Wundmale. Diese Bildform hat einen theologischen Sinn. Sie steht für die kirchliche Lehre vom Altarsakrament: Im Messopfer ist Christus in Brot und Wein tatsächlich gegenwärtig.