Dieses Schabblatt ist eine seitenverkehrte Reproduktion eines Gemäldes, das sich heute im Toledo Museum of Art (USA) befindet. Maler und Schabkünstler sind hierbei dieselbe Person: Nicolaes Verkolje. Der niederländische Künstler lernte die beiden sehr unterschiedlichen Techniken bei seinem Vater Jan I. Der Kunsthistoriker und Kunstkritiker Alfred von Wurzbach schreibt in seinem 1906 erschienenen Niederländischen Künstlerlexikon, dass die „vorzüglichen Schabkunstblätter“ Verkoljes von Kunstfreunden sehr geschätzt wurden.
Eine junge, elegant gekleidete Frau lehnt vor einem herrschaftlichen Haus an einer Steinbrüstung und streckt ihren linken Arm (im Gemälde ihren rechten Arm) einer weiteren Frau entgegen. Diese stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Ihre einfache Kleidung ist durchlöchert. Der Bast um ihre Trinkflasche beginnt sich aufzulösen. Sie hat die Hand ihres noblen Gegenübers in ihre genommen, um darin die Zukunft der Neugierigen zu deuten. Die Blicke der beiden Frauen treffen sich. Ein junger Mann steht unmittelbar hinter der Wissbegierigen, hat einen Arm um ihre Schulter gelegt und scheint ihr etwas zuzuflüstern.
Im Park im Hintergrund strömt in einer Brunnenanlage reichlich Wasser. Dies kann ein Hinweis auf den Fons vitae, den Lebensbrunnen, sein. Der Brunnen kann nach christlicher Deutung aber auch als Ort der Liebe oder als Metapher für die Ehe verstanden werden.