Die Arbeit im Verborgenen

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Die Arbeit im Verborgenen

Vom Künstler in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt, erfahren die Bediensteten eine Aufmerksamkeit, die ihnen im alltäglichen Leben nicht zuteilwurde. Die Arbeit in der Küche und im Haushalt ist mühsam. Dunkle Räume und schlechtes Licht begleiten den Arbeitsalltag. Die Arbeit im Verborgenen ist vielfach weiblich. Kinderbetreuung besteht lediglich aus Aufsicht. Die in Gemälden festgehaltenen Alltagsszenen werden zur besseren Verbreitung in vervielfältigbare Drucke „übersetzt“. Diese Reproduktionsgraphik bringt die Darstellungen in die Wohnungen der wohlhabenden Sammler.

Jacques-Firmin Beauvarlet (1731–1797): Ein Dienstmädchen bereitet einen Salat vor

Die Darstellung gibt einen Blick in eine Küche wieder. Eine junge Frau sitzt an einem Tisch und konzentriert sich auf die Auslese von Salatblättern. Hinter dem Tisch steht ein Kind, das unschuldig zu ihr blickt und gleichzeitig ein Ei von einem Teller stiehlt. Die Frau scheint es nicht zu bemerken. Die Küche wirkt sehr aufgeräumt. Dem widersprechen geöffnete Tischläden und ein am Boden liegender geflochtener Korb sowie Salatblätter. Die Bildunterschrift ermahnt das Mädchen, strenger zu dem kleinen Dieb zu sein.

Die Reproduktionsgraphik geht auf ein Bild des französischen Malers, Zeichners und Kupferstechers Étienne Jeaurat zurück, das dieser laut Bildunterschrift 1752 gemalt hat. Jeaurat besetzte wichtige Ämter im Frankreich des 18. Jahrhunderts. So war er ab 1765 Rektor und ab 1781 Kanzler der Academie royale de peinture et sculpture in Paris sowie ab 1767 „Peintre du Roy“ und „Garde du Cabinet du Roi“ in Versailles. Neben seinen Historienbildern war er vor allem als Genremaler geschätzt, da er diese äußerst realistisch und anekdotenreich gestaltete. Zahlreiche seiner Gemälde wurden von Jacques-Firmin Beauvarlet gestochen. Dieser war durch den französischen König gefördert worden und erhielt den Titel „Graveur du Roi“.

Charles Nicolas Cochin (1688–1754): Die Reinigungskraft

Im Vordergrund befüllt eine Dienstmagd einen Krug aus einem großen Wasserkanister. Einige Gegenstände im Raum wie Eimer und Besen verweisen eindeutig auf die Gruppe der Dienerschaft. Im Hintergrund steht eine Tür offen und gibt den Blick in einen angrenzenden Raum frei. Ein Dienstmädchen kehrt dort den Boden. Neben ihm steht ein kleines Kind, möglicherweise ihr eigenes, das im Arbeitsalltag der Bediensteten aufwächst.

Das der Radierung zugrunde liegende Gemälde La Fontaine stammt von einem der bekanntesten Stillleben- und Genremaler im Frankreich des 18. Jahrhunderts, Jean Siméon Chardin. Er legt eine kühne Interpretation der bürgerlichen Alltagswelt vor, indem er diese in einer außergewöhnlichen Klarheit und Bescheidenheit darstellt und das Interieur auf nützliche Gerätschaften, Möbel und Geschirr reduziert. Das Bild befindet sich heute in der National Gallery in London.

Cochins Radierung nach Chardin wurde 1739 in der französischsprachigen Zeitschrift Mercure de France gedruckt, die ihre Leserschaft mit einer Mischung aus Politik, leicht skandalösen Geschichten sowie Poesie und Musik unterhielt. Zwei Abzüge von der Platte überreichte der Künstler der Academie Royale.

Johann Caspar Schwab (um 1727–nach 1810): Ein Dienstmädchen putzt Gemüse

In einer mit einer Öllampe schwach beleuchteten Küchenecke sitzt ein Dienstmädchen und schneidet das Kraut von Steckrüben ab. Sie konzentriert sich auf ihre Arbeit. Ein leichtes Lächeln in ihrem Gesicht verrät, was auch die Bildunterschrift besagt: Der Gedanke an die Liebe beschäftigt sie mehr als ihre Arbeit.

Die Radierung ist eine Reproduktion eines Gemäldes des deutschen Malers und Kupferstechers Georg Melchior Kraus. Dieser erfuhr seine Ausbildung bei Johann Heinrich Tischbein dem Älteren (1722–1789) sowie in Paris bei Jean Baptiste Greuze (1725–1805) und François Boucher (1703–1770). Kraus war hauptsächlich als Landschafts- und Porträtmaler tätig und wurde 1776 Direktor der Zeichenakademie in Weimar.

Das Gemälde des Dienstmädchens wurde vom Wiener Stecher Johann Caspar Schwab (französisch Jean Gaspard Chouabe) reproduziert. Er hatte seine Ausbildung zum Kupferstecher bei Johann Georg Wille (1715–1808) in Paris absolviert, der wiederum mit Jean Baptiste Greuze befreundet war.