Wasser Biennale 2020-2021

01.08.2020 - 03.10.2021

Bildinformationen

Laufzeit

01.08.2020 - 03.10.2021

Eröffnung

Samstag, 01.08.2020, 18 Uhr

Treffpunkt

diverse, 8280 Fürstenfeld

Alle anzeigen

Über das
Projekt

Die Wasser Biennale Yahoos-Garden versteht sich als eine Projekt Biennale, die das Medium Wasser für temporäre künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum nutzt.


Die Wasser Biennale Yahoos-Garden wurde von Günther Pedrotti zusammen mit Franz Rauchenberger im Jahr 2008 gegründet und versteht sich als eine Projekt Biennale, die das Medium Wasser für temporäre künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum nutzt. Dabei ist die äquivoke Namenswahl des Projekts durchaus programmatisch zu verstehen:

Yahoos, wie sie in Jonathan Swifts fantastisch-satirischem Reiseroman „Gullivers Reisen" beschrieben werden, sind humanoide, wilde Mischwesen von triebhaftem und unkontrollierbarem Verhalten, die als Diener der übermenschlichen Pferde fungieren.

Der Name des Internetportals Yahoo! – mittlerweile auch zu einer eigenständigen Suchmaschine avanciert – leitet sich einerseits von Swifts Roman ab, wird aber sowohl als Akronym als auch in seiner direkten Bedeutung von „unverfälscht" verstanden. Ein bloßer Name bietet hier Anlass, ein weites Feld von Bedeutungen aufzuspannen: Ursprünglichkeit und Dienstleistung als Knotenpunkte für eine Reflexion unserer Wahrnehmungssensibilitäten im Alltag.

Programm

Nina Markart, Fluctugraph

Datum: 01.08.2020 18:00 Uhr
Ort: gegenüber Freibad Fürstenfeld, Badstrasse 1, 8280 Fürstenfeld

Es handelt sich beim Fluctugraphen um eine analoge Lowtech-Vorrichtung, in der Stifte, die mit dem Bootskörper in Verbindung stehen, Aufzeichnungen auf Papier vollbringen. Durch die unterschiedlichen Frequenzen der Bewegungen der Gewässer hinterlassen die Stifte unterschiedliche Spuren auf dem Papier im Rumpf des Bootes.

Das Trio Wind-Wasser-Stift übernimmt die Arbeit des Zeichnens. Es gehört zur technischen Definition von Medien, dass sie Botschaften übertragen und speichern. Das ist hier der Fall. Die Vorrichtung, der Fluctugraph, zeichnet als Aufnahme- und Ausgabe-Medium die Spuren von etwas auf. Aber wovon? Vom Wind, der über das Wasser streicht, dem Wellengang oder von der Strömung des Wassers, welche durch die Windungen des Flusses verändert wird. Es gibt keine linear decodierbaren Informationen, sondern Zeichnungen mit vielschichtigen Bedeutungen.

Im übertragenen Sinn sind Nina Markarts Aufzeichnungen – als Zeichnerin der Wasser Biennale – in ihrer Unterschiedlichkeit seismografische Dokumente über den gesellschaftlichen Wellenschlag der dies- und nächstjährigen 7. Wasser Biennale.

Nina Markart/Günther Pedrotti

Anne Glassner, Nicole Krenn, Mona Rabofsky, Vocal Naps-Flow III

Datum: 01.08.2020 19:00 Uhr
Ort: auf der Mariainsel, 8280 Fürstenfeld

Vocal Naps wird die Mariainsel in Fürstenfeld im Zuge der 7. Wasser Biennale performativ und klanglich bespielen. Vocal Naps ist ein Format, in dem die Protagonistinnen und Protagonisten im Rahmen kurzer Naps an ungewöhnlichen Orten im öffentlichen Raum unterschiedliche Verbindungen mit vokalen Experimenten, derzeit vordergründig auf Jodlern basierend, eingehen. Die dramaturgische Handlung ist dabei auf ein Minimum reduziert. In Auseinandersetzung mit dem Aufführungsumfeld ergeben sich ortsspezifische Klanginstallationen performativem Charakters.

Schlafen und Jodeln – zwei Parameter, die oberflächlich gesehen in keiner logisch argumentierbaren Verbindung zueinanderstehen – werden in absurder Weise in Beziehung zueinander gebracht. Dadurch eröffnet sich ein neuer Wahrnehmungsraum, innerhalb dessen sie trotz ihrer durch kulturelle Belegtheit verknüpften Assoziationen mittels jeweils völlig neuer Kontextualisierung erfahr- und sogar konnotierbar gemacht werden.

Die Verhüllung der Insel in weiße Leintücher und Laken, ebenso die liegenden Körper und Klänge – ein grotesker Erfahrungsraum, der dazu auffordert, den Gefühlen freien Lauf zu lassen, um einen neuen Wahrnehmungszustand gegenüber einer Realität, die sich an die Traumwelt anlehnt, zu schaffen. 

Anne Glassner

Konzept:
Anne Glassner, Nicole Krenn, Mona Rabofsky

Mitwirkende:
Patricia Bustos, Karin Diaz, Anne Glassner, Hartwig Hermann, Regina Hügli, Dominik Krenn, Nicole Krenn, Mona Rabofsky, Fred Riegler

Nicole Krenn, Marmorsilo

Datum: 13.08.2020 18:00 Uhr
Ort: Baumgasse 19, 8280 Fürstenfeld

Marmordekorationsmalerei an der Außenwand eines Betonsilos

Marmor in der Architektur symbolisiert Macht und Repräsentation. Diese Dekorationsmalerei erinnert uns unter anderem daran, dass Machtausübung nur eine Täuschung sein kann. Ebenso wie die Herrschaft des Menschen über die Natur, die keine Realität, sondern gut getarnte Illusion ist.

Nicole Krenn


In diesem „Archivturm“ werden 2021 Bilder/Videos an die Innenwand geworfen, deren Aussagen sich von Geometrisierung und Zeitvermessung auf der Bildoberfläche und von deren Tiefenschärfe fernhalten. Dort werden gewichtige Sachverhalte durch hintergründigen Leichtsinn wieder in das allgemeine Wissensgedächtnis rückeingeführt.

Günther Pedrotti

Alice von Alten, Soli Insieme

Eröffnung: 11.06.2021, 14 Uhr
Laufdauer: 11.06.2021 - 30.08.2021
Ort: Mariainsel, Badstraße 1, 8280 Fürstenfeld

Die Installation nimmt Bezug auf die Situation, mit der jeder seit über einem Jahr zurechtkommen muss. Für das Wohl der Gemeinschaft allein sein, isoliert zu Hause mit eingeschränkten Kontakten. Alles, was das Leben in der Gemeinschaft, der Stadt, ausmacht, ist beschnitten und nur begrenzt oder ausnahmsweise möglich. Der Blick auf das Freibad, unmittelbar neben der Mariainsel, macht dies deutlich. Ein Freizeitangebot, das selbstverständlich schien – jedoch zwischenzeitlich nicht mehr möglich war.

Die Mariainsel, mit einem Umfang von ca. 26 Metern, wird von einem weißen, blickdichten Vorhang eingehüllt. Die ortsbezogene Installation verwandelt sie in einen isolierten Raum, der sich von der Umgebung sichtbar abgrenzt. Die Ästhetik des weißen Stoffs erinnert an ein Lazarett, ein Kriegsspital. Das Wort Lazarett geht ursprünglich auf ein Pestkrankenhaus auf der Insel Santa Maria di Nazaretto (benannt nach Maria von Nazareth) in der Lagune von Venedig zurück. Bekannt sind ebenfalls die beiden venezianischen Inseln Lazzaretto Vecchio – sie war ein Ort, an den Pestkranke und -leichen in Venedig gebracht wurden – und Lazzaretto Nuovo – die erste Quarantänestation der Welt.

Alice von Alten beschäftigt sich in ihrer medienübergreifenden Arbeit mit der kulturellen Vermittlung von Naturbildern und -vorstellungen, den Auswirkungen, die menschliches Handeln auf die Landschaft hat, und den Rückwirkungen. „Landschaft ist immer geprägt von gesellschaftlichen Trends. Dies spiegelt sich schon im Kleinen in privaten Gärten wider, und Naturwahrnehmung hat dementsprechend immer mit der Auseinandersetzung mit dem Selbst zu tun, weshalb Landschaft einen idealen Rahmen bildet, um diese Themen zu diskutieren.“

In Zeiten der Pandemie zieht es Leute vermehrt auf das „Land“, Outdoor-Freizeitangebote boomen, und die „Natur“, das „Grün“ werden idealisiert. Diese fiktiven Orte sollen Geborgenheit bieten, wir suchen Schutz und Rückhalt. Wie ordnen wir uns ein in der „Natur“? Wo sehen wir unsere Verantwortung gegenüber der Umwelt, und inwiefern sind wir natürlich selbst verantwortlich für die Rückschläge der Natur?

Der Titel Soli Insieme, ital. gemeinsam allein, bezieht sich auch auf die Lage der Mariainsel im öffentlichen Raum, welcher grundsätzlich jedermann zugänglich ist, und gleichzeitig auf das Kontaktverbot, welches unser Leben seit über einem Jahr dominiert.

Alice von Alten, 2021

Günther Pedrotti, Baubeginn

Eröffnung: 19.06.2021, 14 Uhr
Laufdauer: 19.06.2021 - 30.08.2021
Ort: gegenüber Marmorsilo, Baumgasse 19, 8280 Fürstenfeld

„Zivilisationen, die keine Schiffe besitzen, sind wie Kinder, deren Eltern kein Ehebett haben, auf dem sie spielen können. Dann versiegen ihre Träume. An die Stelle des Abenteuers tritt dort die Bespitzelung und an die Stelle der glanzvollen Freibeuter die häßliche Polizei."

aus Michel FoucaultDie Heterotopien. Der utopische Körper 

Abschluss der 7. Wasser Biennale 2020-21

Ausstellung Nina Markart und Katalogpräsentationen

Eröffnung: 01.10.2021, 17 Uhr
Ausstellungszeitraum: 02.-03.10.2021, 14-17 Uhr
Ort: Halle Messphysik, Altenmarkt 180, 8280 Fürstenfeld

Bei der abschließenden Veranstaltung der 7. Wasser Biennale werden mit der Eröffnung am Freitag, dem 01.10. ab 17 Uhr, bis Sonntag, dem 03.10. jeweils von 14-17 Uhr die Aufzeichnungsfahrten und Videos von Nina Markarts Arbeit Der Fluctugraph präsentiert. Mithilfe einer zeichnerischen Vorrichtung auf einem Boot hat der Fluctugraph seit dem letztem Jahr unterschiedliche Wasserbewegungen mechanisch auf Papier gebannt.

Neben der Präsentation des Katalogs über diese Messfahrten der Künstlerin wird auch die Dokumentation der 7. Wasser Biennale – YAHOOS GARDEN 2020–21 vorgestellt. Diese vereint sämtliche Projekte wie den Marmorsilo (Nicole Krenn), die Schlafperformance Vocal Naps (Anne Glassner, Nicole Krenn, Mona Rabofsky), die Verhüllung der Mariainsel Soli Insieme (Alice von Alten) sowie Günther Pedrottis Baubeginn und Nina Markarts Fluctugraph.  

Alle anzeigen

Publikation

Nina Markart, Der Fluctugraph. Aufzeichnungen 2020 + 2021

Bildinformationen