Die Straße gehört uns!

XENOS (Maryam Mohammadi und Joachim Hainzl)

07.12.2021 - 31.03.2022

Bildinformationen

Laufzeit

07.12.2021 - 31.03.2022

Ort

Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark

Alle anzeigen

Über das
Projekt

Proteste waren oft begleitet von Wandparolen und Graffitis auf den Wänden und in den Straßen. Ein breites Spektrum an Veranstaltungsformaten präsentiert und diskutiert dabei politische Graffiti als Protestform für Demokratie und Menschenrechte.


Die Straße gehört uns!

2021 jährt sich zum zehnten Mal der Beginn des Arabischen Frühlings, einer Zeit, in der viele – vor allem junge Menschen – voller Hoffnung auf einen politischen und gesellschaftlichen Wandel in Massen auf die Straßen gingen. Wenige Jahre zuvor, im Jahr 2009, war es das so genannte Green Movement im Iran und 2013 waren es die Proteste im Istanbuler Gezi-Park, die Hoffnung verhießen.

Alle diese Proteste waren begleitet von Wandparolen und Graffitis auf den Wänden und in den Straßen. Es war nicht nur eine physische und sichtbare Aneignung des öffentlichen Raums, sondern auch ein wichtiger Versuch, zumindest für eine bestimmte Zeit eine Gegenöffentlichkeit zur verordneten „Wahrheit“ zu schaffen.

Ergänzend zu diesen Veranstaltungen mit internationalen Expert*innen zur Situation in Teheran, Beirut und Istanbul beleuchtet der Verein XENOS die Bedeutung von politischen Graffitis in Graz. Hier geht es ebenfalls um Widerstand, teilweise gegen die Herrschenden, teilweise aber auch gegen bestimmte Gesellschaftsgruppen.

Bildinformationen

ONLINE-VORTRAG
7. Dezember 2021, 18 Uhr (englisch)
Anmeldung unter: office@verein-xenos.net

Murat Germen (Sabancı Üniversitesi, Istanbul)
I protest, therefore I am 


Die Gezi-Proteste sind einzigartig in der politischen Geschichte der Türkei, da Menschen aus allen Gesellschaftsgruppen zusammenkamen, die sonst nicht zusammenkommen. Diese ungewöhnliche Solidarität führte dazu, dass die aus politischen Graffiti und Wandparolen bestehende urbane Literatur im Vergleich zu früheren Beispielen eine pluralere Sprache erreicht hat. Neben dem politischen Druck gibt es auch einen sehr groß angelegten Gentrifizierungsprozess, der zu Enteignung und Vertreibung führt. Dies ist eine weitere Dimension, die das kollektive Streetwriting beeinflusst. Die Präsentation umfasst die Spuren der kollektiven urbanen Straßenkultur, die zu den Komponenten gehört, die den Diskurs der Opposition mitprägt.

Alle anzeigen

ONLINE-VORTRAG
9. Dezember 2021, 18 Uhr (englisch)
Anmeldung unter: office@verein-xenos.net

Patricia Bakarat (Lektorin an der Notre Dame University-Louaize, aktuell in Bahrain)
Political Protest narrated through Graffiti: The Case of Beirut


Die Präsentation untersucht drei kritische Momente in der jüngsten Geschichte des Libanon, die zu Demonstrationen und Protestbewegungen führten sowie zu Äußerungen in Form von Graffiti: Erstens die Ermordung von Premierminister Rafik Harriri, die 2005 zur Zedernrevolution führte, zweitens die Müllmanagementkrise die 2015 zur so gennanten „You Stink" Bewegung leitete und drittens der wirtschaftliche Zusammenbruch und die zunehmende Korruption, die 2019 zur 17. Oktoberrevolution führten.

Alle anzeigen

ONLINE-VORTRAG UND DISKUSSION
8. Februar 2022, 18 Uhr
(englisch)
Link zur Online-Veranstaltung via Zoom

Are there limits to freedom of expression? - "Hate Speech" on the walls of Graz

Vortrag mit Joachim Hainzl (Verein XENOS, Graz) „Hate Speech“ on the walls of Graz
Diskussion mit Daniela Grabovac (Leiterin Antidiskriminierungsstelle Steiermark, Graz)

Im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle Steiermark hat Joachim Hainzl im Jahr 2021 im öffentlichen Raum von Graz Graffitis, Sticker, Sprüche recherchiert, die als rassistisch, sexistisch oder diffamierend betrachtet werden können. Doch wie sieht es in einer Demokratie mit dem Kampf für Gerechtigkeit und Menschenrechte aus? Ist dabei alles erlaubt, sollte alles erlaubt sein? Wie sieht es mit Beschimpfungen von Andersdenkenden oder Vertreter*innen staatlicher Autorität aus? Gibt es für antifaschistische oder antisexistische Slogans ebenfalls Grenzen?

Alle anzeigen

FILMVORFÜHRUNG UND DISKUSSION
3. März 2022, 18 Uhr

Büro des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark, Marienplatz 1/1, 8020 Graz
Anmeldung unter: office@verein-xenos.net

Bahia Shehab (libanesisch-ägyptische Künstlerin und Kunsthistorikerin, Kairo) 
Nefertiti’s Daughters

Nefertiti´s Daughters ist ein Film von Mark Nickolas aus dem Jahr 2015. Er handelt von Frauen, Kunst und Revolution. Dieser von prominenten ägyptischen Künstlerinnen erzählte Dokumentarfilm zeigt die entscheidende Rolle der revolutionären Straßenkunst in Kairo während der ägyptischen Proteste im „Arabischen Frühling“ in den Jahren 2011-13. Er konzentriert sich auf die Rolle von Künstlerinnen im Kampf für sozialen und politischen Wandel und beleuchtet, wie das ikonische Graffiti von Königin Nefertiti diese heute an die Front im anhaltenden Kampf für die Rechte und Freiheit der Frauen im heutigen Ägypten gebracht hat.

Alle anzeigen

FILMVORFÜHRUNG UND DISKUSSION
10. März 2022, 18 Uhr

Büro des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark, Marienplatz 1/1, 8020 Graz
Anmeldung unter: office@verein-xenos.net

Keywan Karimi (Iranischer Filmemacher, Paris) 
Writing on the City

In seinem Dokumentarfilm verbildlicht Karimi anhand von Graffitis, Mauerslogans und Wandbildern in Teheran die historisch-politische Entwicklung der iranischen Gesellschaft seit den Tagen der so genanntenIslamischen Revolution im Jahr 1979 bis zum „Green Movement" im Jahr 2009. Der Dokumentarfilmer begann 2012 zu produzieren und stellte die Arbeit 2015 fertig. Der Film wurde auf unzähligen Filmfestivals gezeigt. Karimi wurde für den Film von einem Teheraner Revolutionsgericht zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt und kam 2017 schließlich nach 5 Monaten Gefängnis frei.
 

Alle anzeigen

Weiterführende Publikation

...zum Thema Graffiti und unbefugte Interventionen im Grazer Stadtraum:

uncurated
Elisabeth Fiedler, Joachim Hainzl & Alexandra Riewe (Hrsg.)
Verlag Bibliothek der Provinz, 2020

Bildinformationen