Brigitte Kowanz
Licht 2017
27.04.2017 19:00-20:30
Ort: Palais Herberstein, Sackstraße 16, 8010 Graz
Das Palais Herberstein, 1602 als Stadtpalais der Fürsten von Eggenberg erbaut und seit 1939 im Besitz des Landes Steiermark, verdankt sein heutiges Aussehen einem spätbarocken Umbau.
Mit der für dessen Nordeinfahrt spezifisch entwickelten Arbeit tritt Brigitte Kowanz in Interaktion mit der Architektur, sie öffnet den Eingang optisch und erschließt uns neue Erfahrungen. So verbindet sie das Museums-Entree mit dem städtischen Erscheinungsbild und schafft ein neues Spannungsfeld zwischen denkmalgeschützter Substanz und zeitgemäßer Technologie.
Zarte Neonlinien akzentuieren das Gewölbe, lassen dieses erst deutlich in Erscheinung treten, wobei sie uns in ihrer Schlichtheit anziehen und Geschichte mit Gegenwart verbinden.
Der Schwere des barocken Portals wird die Leichtigkeit leuchtender Formensprache entgegengesetzt, Architektur als dritter Haut des Menschen Öffnung und Durchlässigkeit eingeschrieben.
Neben ihrer Untersuchung von Raum und Licht steht jene von Sprache und Schrift im Zentrum der Arbeit von Brigitte Kowanz. So finden wir über dem Eingang des Museums, reduziert auf das Wesentliche, einen Leuchtbuchstaben, das Schwabacher M. Die Schwabacher, entstanden im 15. Jahrhundert, wurde prominent für die Schedelsche Weltchronik und Dürers Apokalypse verwendet. Während des Nationalsozialismus verboten weist sie, im gegebenen Zusammenhang auf die Politisierung von Schrift, auf Wesenheit und Zielgerichtetheit eingesetzter Medien hin. Damit sensibilisiert uns Kowanz für die Thematik der Zuschreibungen von Schriftsetzung im öffentlichen Raum und verweist auf unterschiedliche Bedeutungsebenen durch differenzierten Einsatz diverser Druck- und Schreibschriften.
In zeitgemäßer Leuchtschriftenformulierung zitiert sie nicht nur aus der Geschichte, sie irritiert durch das Öffnen eines Diskursfeldes. Das üblicherweise in der Werbung eingesetzte Neonlicht bringt den Buchstaben M auf eine Bedeutungsebene, die zwischen Logo und Geheimzeichen oszilliert, wodurch die Thematik medialer Beeinflussung sowie Bedeutung von Kommunikation in diesem geschichtsträchtigen Bau aktuell wachgerufen wird.
Elisabeth Fiedler
Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark
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