13. Juli 2021 / Elisabeth Schlögl
Museumsforum: “Das Generationenübergreifende ist uns wichtig!”
„Das neue Museumsforum unterstützt und begleitet Museen und Sammlungen in den steirischen Regionen, deren Träger nicht das Land Steiermark ist, bei ihren Sammlungsarbeiten…“
Elisabeth Schlögl: Wir haben das deshalb so genau ausgeführt, weil wir mit dem Begriff „Regionalmuseen“ nicht ganz glücklich sind, denn es geht nicht nur um Regionalmuseen. Das würde heißen, dass sich die Museen, mit der Regionalgeschichte auseinandersetzen, das tun aber nicht alle.
Gabriele Wolf: Genau, es sind Spezialmuseen, Stadtmuseen und so weiter…
Seit wann gibt es denn das Museumsforum?
Gabriele Wolf: Das Museumsforum gibt es schon seit 1998. Aber jetzt haben wir einen kulturpolitischen Auftrag des Landes Steiermark. Wolfgang Muchitsch hat immer großen Wert darauf gelegt, dass das ursprüngliche Museumsforum beratend tätig war. Jetzt können wir auch operativ tätig werden. Außerdem haben wir nun auch erstmals mehr finanzielle Möglichkeiten. So viel Unterstützung wie jetzt stand für die Regionalmuseen, seit ich hier arbeite, noch nie zur Verfügung. Und ich arbeite seit 20 Jahren hier
Was wird sich sonst noch ändern?
Gabriele Wolf: Das Museumsforum hat sich früher besonders auf das Thema Sammlungserhalt beziehungsweise auf die Themen Restaurieren und Konservieren (Werkstattgespräche) konzentriert. Nun sollen auch digitale Kompetenzen gefördert werden. Dazu kann Elisabeth mehr sagen, oder?
Elisabeth Schlögl: Gabi bezieht sich auf die Sammlungsdigitalisierungsinitiative des Landes – ein großartiges Projekt. Das Land Steiermark stellt den Regionalmuseen ein kostenloses Sammlungsmanagementsystem zur Verfügung. Dort können sie selbst Objektdaten einpflegen und Wissen und formale Beschreibungen dokumentieren. Unter anderem um diesen Prozess zu begleiten, ist das Museumsforum ausgebaut worden.
Gabriele Wolf: Diese Digitalisierung ist ein Herzstück, an das wir die weiteren Handlungsfelder bis zur präventiven Konservierung knüpfen werden. Das ist von einer Person einfach nicht zu bewältigen.
Worauf freut ihr euch am meisten?
Elisabeth Schlögl: In meinem Fall freue ich mich konkret darauf, die Museen beim Digitalisieren der Sammlungen zu begleiten – alles, was die Mitarbeiter*innen über die Objekte wissen, mit Hilfe digitaler Medien zu dokumentieren. Wir haben die Chance, dass das Wissen, das sie sich teilweise über Jahrzehnte erarbeitet haben, erhalten bleibt.
Die Digitalisierung ist ein Herzstück!
Elisabeth Schlögl: Ein Ziel ist es, den Regionalmuseen zu helfen, ihre Sammlungsarbeit zu professionalisieren, zu forschen und zu dokumentieren, damit sie das Kulturgut, das sie bewahren, auch wirklich bewahren können – viele der Mitarbeiter*innen in den Regionalmuseen arbeiten ja ehrenamtlich.
Gabriele Wolf: In den 90er-Jahren gab es zwar eine Professionalisierungswelle aufgrund der intensiven Weiterbildungsmaßnahmen, aber diese gut ausgebildeten Menschen sind nicht in der Steiermark geblieben, weil es keine bezahlten Stellen in den Regionalmuseen gab. Da war kein Geld. Darunter hat die Qualität der Sammlungen – das muss man ehrlich sagen – stark gelitten.
Elisabeth Schlögl: Das hat vielleicht auch mit unserem Ausbildungssystem zu tun: Ich habe Kunstgeschichte studiert. Dieses Studium hat immer mehr das Objekt verlassen und sich auf abstrakte Ebenen begeben. Ich weiß in der Theorie, dass es einen Unterschied gibt zwischen Kupferstich und Radierung, kann sie als Kunsthistorikerin aber in der Praxis nicht unterscheiden. Das ist Wissen, das auf der Uni nicht mehr erworben werden kann, aber in den Museen. Meine Hoffnung ist, dass da eine Symbiose entstehen kann.
Wie kommt dieses Angebot bei den Regionalmuseen an?
Elisabeth Schlögl: Ich glaube gut! Aber bisher war nicht ganz klar, was genau unser Angebot ist. Eine große Aufgabe ist es jetzt, das auch medial zu vermitteln – deshalb bist du jetzt da.
Stimmt! Erhebt ihr auch, ob eure Vorschläge umgesetzt werden?
Wir sind sicher nicht die Polizei!
Elisabeth Schlögl: Die Kontrollinstanz wollen wir nicht sein.
Gabriele Wolf: Nein, aber man muss auf gewisse Dinge aufmerksam machen, gerade was die präventive Konservierung betrifft. Aber wir sind sicher nicht die Polizei.
Im September sollte euer Team durch Barbara Schönhart ergänzt werden. Wann startet ihr denn richtig in das neue Projekt?
Gabriele Wolf: Wir beide arbeiten ja schon. Ab September können wir dann aber alle Kompetenzen richtig einbinden. Barbara Schönhart brennt für die Arbeit als akademische Restauratorin.
Elisabeth Schlögl: Genau, es war uns wichtig, dass wir gemeinsam als Team beginnen, um alle Perspektiven mitzudenken. Starten wir jetzt ohne das Wissen von Barbara, machen wir vielleicht ein paar Kilometer, die wir nicht hätten gehen müssen. Vorbereitende Arbeit findet aber natürlich statt. Es wird uns nicht langweilig, oder?
Gabriele Wolf: Nein…
Elisabeth Schlögl: Man muss sich ja auch als Team erst finden!
Gabriele Wolf: Und es ist auch wichtig, eine gute und sinnvolle Kommunikationsform mit dem Land zu finden. Wir können nicht alle Vorstellungen erfüllen. Denn wir Museumsmenschen ticken einfach ein bisschen anders. Da ist eine funktionierende Kommunikation gar nicht so einfach, wie wir wissen.
Und innerhalb des Teams? Ihr seid ja sehr unterschiedlich in euren Kompetenzen und im Alter – funktioniert das immer?
Das Generationenübergreifende ist uns wichtig!
Elisabeth Schlögl: Dieses Generationenübergreifende ist uns ganz wichtig. Gabi hat einen Grundstein gelegt und wir dürfen darauf weiter aufbauen. Sie geht mit uns noch ein paar Schritte und gibt uns ganz viel mit, was sie an Erfahrungen und Wissen hat. Und das schätze ich total. Ich freue mich, dass das so gut funktioniert. Das ist nicht selbstverständlich, wenn ein Team generationenübergreifend arbeitet.
Gabriele Wolf: Das kann ich nur unterstreichen. Es ist sehr schön, wenn man neue Impulse von jungen Leuten bekommt. Man hat nicht immer die Chance, wenige Jahre vor der Pension noch eine solche Auffrischung zu bekommen und das Gefühl zu haben, dass es gut weitergeht. Das ist toll!
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