Das Projektkernteam bei der Arbeit: Nadine Naimer und Elisabeth Schlögl, Foto: Richard Wittek-Saltzberg

27. Oktober 2022 / Elisabeth Schlögl

Gut Ding braucht (mehr) Weile

Forschung | Museumsforum | Projekt

Erfahren Sie mehr darüber, was seit Februar 2022 innerhalb des Projekts „Planung Sammlungsdigitalisierungsinitiative“ des Landes Steiermark passierte und wann PantherWeb zur Verfügung stehen wird.

Sammlungsdigitalisierungsinitiative

Thesauri wurden entwickelt und vereinheitlicht:

Thesauri sind hierarchische Wortlisten, die bei Datenfeldern in Eingabemasken hinterlegt werden. Sie dienen in Datenbanken zur Verschlagwortung der Objekte (Materialangaben, Funktionsbereich, Ortsangaben etc.) und verbessern die Durchsuchbarkeit der Datensätze. Da es ein Ziel der Sammlungsdigitalisierungsinitiative des Landes ist, die Datenqualität der Dokumentation in den steirischen Museen und Sammlungen zu heben, gibt es einige Thesauri in PantherWeb:

Archäologie-Thesaurus – eine Typologie

Archäologinnen aus dem Universalmuseum Joanneum – Barbara Porod (Leiterin der Provinzialrömischen Sammlung), Johanna Kraschitzer (Funde Flavia Solva) und Gudrun Praher-Malderle (Funde Flavia Solva) haben eine Archäologie-Typologie entwickelt. Der Anspruch an diesen Thesaurus war, dass archäologische Funde einfach und ohne archäologische Fachkenntnisse verschlagwortet werden können. Dementsprechend ist er so aufgebaut, dass in der ersten Ebene der Thesaurus nach Materialien, die am leichtesten am Objekt zu erkennen sind, gegliedert ist. Ein Beispiel: Keramik – Gefäße – Teller.

Material- und Technikthesaurus

Meine Kollegin und Restauratorin Barbara Schönhart hat einen Material- und einen Technikthesaurus erarbeitet, nachdem gemeinsam die Strukturen festgelegt wurden. Der Materialthesaurus hat drei Ebenen. Das Ordnungsprinzip der ersten Ebene entspricht jenen Materialgruppen, die am häufigsten in den steirischen Museen und Sammlungen bewahrt werden: Holz, Metall, Papier, Keramik etc. Der Technikthesaurus ist ein vom Material unabhängiger Thesaurus und enthält sämtliche Herstellungstechniken: gedruckt, gebürstet, verzinkt etc. Beim Erstellen beider Thesauri war es uns wichtig, dass unsere Zielgruppen ihn auch anwenden können und möchten.

Ein Thesaurus für die Verschlagwortung kulturgeschichtlicher Objekte der Bundesländer Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark wurde vereinheitlicht. Drei Servicestellen für Museen in allen drei Bundesländern haben basierend auf den jeweils bestehenden Thesauri, die alle ihren Ursprung in der hessischen Systematik hatten, einen gemeinsamen kulturgeschichtlichen Thesaurus entwickelt. Nach den ersten Austausch-Gesprächen im März 2022 mit den Verantwortlichen wurde der Nutzen erkannt und der Grundstein dafür gelegt, einen gemeinsamen Standard zu entwickeln. In weiteren 10 Online-Sitzungen zu insgesamt 45 Stunden wurden alle 18 Bereiche der hessischen Systematik auf drei Ebenen vereinheitlicht. Entstanden ist der Kulturgeschichte-Standardthesaurus 2022 – auf Basis der hessischen Systematik. Er ist das Produkt der Zusammenarbeit von den Landessammlungen Niederösterreich (Rocco Leuzzi), dem Museumsforum Steiermark (Elisabeth Schlögl), dem Museumsmanagement Niederösterreich (Ulrike Vitovec, Christa Zahlbruckner) und dem Verbund Oberösterreichischer Museen (Christian Hemmers), mit Beiträgen von MUSIS-Evelyn Kaindl-Ranzinger, OÖ Landes-Kultur GmbH und Volkskunstmuseum Tirol. Dieser Kulturgeschichte-Standardthesaurus wird in PantherWeb, Dip.Noe und dem Museumskollektor in Oberösterreich zur Anwendung kommen und allen Interessierten zur Verfügung gestellt – wann und wo, ist derzeit noch nicht gänzlich geklärt. Interessierte können sich aber schon gerne bei mir melden.

Die Arbeitsgruppe, die den Kulturgeschichte-Standardthesaurus 2022 erarbeitet hat. Von links nach rechts: Christian Hemmers, Rocco Leuzzi, Christa Zahlbruckner, Ulrike Vitovec, Elisabeth Schlögl

Ein Erdzeitalter-Thesaurus für geologische Objekte wurde von Ingomar Fritz, dem Leiter der Sammlung Geologie und Paläontologie am Universalmuseum Joanneum, erstellt. Auch hier war es uns wichtig, den Thesaurus zielgruppenspezifisch zu entwickeln: weniger Hierarchien und reduzierter Umfang. Die erste Ebene enthält die „eingedeutschten Begriffe“: Erdaltertum, Erdmittelalter, Erdneuzeit.

 

Neue Eingabemasken wurden erstellt

Von einem archäologischen Objekt werden andere Informationen festgehalten wie von einem geologischen Objekt und dessen Daten unterscheiden sich wiederum von ethnologischen Objektdaten sowie von bibliografischen Objektinformationen. Ein museales Objekt gleicht eben nicht dem anderen, obwohl es große Schnittmengen jener Informationen gibt, die unabhängig vom musealen Objekttyp dokumentiert werden. Um diesem Spannungsfeld zwischen Normierung und Individualität unterschiedlicher Objekttypen gerecht zu werden, haben wir folgende Maskentypen erstellt, deren Eingabefelder großteils dieselben sind und auf dieselben Thesauri und Wortlisten zurückgreifen, sich jedoch im Detail voneinander unterscheiden: Archäologie, bibliografisches Objekt, Biologie, Ethnologie, Fotografie, Geologie, Kunst.

In der Servicestelle für Museen im Schweizer Kanton Baselland (Museumsverbund Baselland) sind dieselben Maskentypen schon seit einigen Jahren im Einsatz – auf deren Erfahrungen wollen wir aufbauen. Deshalb haben wir, Nadine Naimer und ich, diese Masken als Ausgangspunkt für die Erstellung der Eingabemasken von PantherWeb genommen und sie nach Rücksprachen mit der Uni Graz (Zentrum für Informationsmodellierung), PantherWeb Teilnehmer*innen und Museen, die lokal imdas pro/light Versionen nutzen, angepasst/verändert.

 

Was wir noch machen wollen, bis das Projekt abgeschlossen ist

  • Wir brauchen mehr Zeit, darum wird um eine Projektfristverlängerung angesucht – das Projekt hätte ja im Juli 2022 abgeschlossen sein sollen.
  • Es braucht Programmierungen für derzeit fehlende Funktionen im PantherWeb: Metadaten sollen pro Medienobjekt dokumentiert werden können, Online-Schnittstellen zu Normvokabularien (Iconclass, Geonames und OGND) werden benötigt etc.
  • Erst nach den Programmierungen können die Bedienungsanleitung fertiggestellt, eine Testphase mit Key-Nutzer*innen durchgeführt und die daraus entstandenen Rückmeldungen eingearbeitet werden.

Es sind also noch einige Schritte zu gehen, bis PantherWeb für die Sammlungsdokumentation zur Verfügung steht. Zeitlich lässt sich das derzeit noch nicht verlässlich abschätzen. Wer mehr wissen möchte, kann sich jederzeit bei Nadine Naimer oder mir melden.

Wer bisher zusätzlich zum Projektteam zum Gelingen all dessen beigetragen hat:

 

Mehr Blogbeiträge zum Thema “Sammlungsdigitalisierungsinitiative” finden Sie hier:

 

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