26. Juli 2021 / Universalmuseum Joanneum
Erste Erkundungen und Entdeckungen in der Sammlung des Stiftes Vorau
Das Stift Vorau liegt im Zentrum des nördlichen Jogllandes und wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts unter Markgraf Ottokar III. und seiner Gattin Kunigunde (1163) nach der Geburt des erbetenen Thronfolgers gegründet. Das Stift ist seit seiner Gründung Zentrum des religiösen Lebens, der Kultur, Weiterbildung und Wirtschaft der gesamten Region.
Unter Probst Bernhard I. erlebte das Stift, insbesondere die Bibliothek, eine besondere Blüte. Die legendären Coronelli-Globen stellen besondere Highlights dar: Diese von Vincenzo Coronelli gefertigten Globen werden in das Ende des 17. Jahrhunderts datiert und widerspiegeln das Weltverständnis im Europa der damaligen Zeit. Sie wurden unter anderem auch als Geschenke für den französischen „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. gefertigt, welche heute in der französischen Nationalbibliothek zu finden sind. Auch die Kulturhistorische Sammlung des Universalmuseums Joanneum besitzt einen Himmelsglobus von Coronelli.
Der gegenwärtige Propst ‒ wieder ein Pater Bernhard ‒ sagt: „Die Sammlung ist uns zugewachsen“, d. h. es wurde nie etwas angekauft. Harte Verluste erfolgten zur Zeit der sogenannten „Türkenkriege“.
Die schlimmsten Verluste bzw. Vandalismus-Delikte erfolgten während des Zweiten Weltkrieges, als die Napola („Nationalpolitische Erziehungsanstalt“) in die Räumlichkeiten des Stiftes einzog ‒ noch immer sind Einschüsse in der heutigen Gemäldesammlung sichtbar.
Derzeit leben in der Klausur von Vorau 14 Chorherren, welche 11 Pfarren betreuen. Parallel dazu liegt der Arbeitsschwerpunkt in der Erwachsenenbildung mit spiritueller Atmosphäre. Die Haupteinnahmequelle kommt nach wie vor aus der Landwirtschaft bzw. dem Waldbesitz.
Kunst- und kulturgeschichtlich gilt es, die barocke Stiftskirche, die Bibliothek und das Archiv (416 Handschriften, 206 Inkunabeln) mit 40.000 Büchern aus unterschiedlichen Wissensgebieten in den Mittelpunkt zu stellen.
Besonders hervorzuheben ist der verantwortungsvolle, nachhaltige Umgang des jungen Probstes mit der hauseigenen Sammlung, wobei es allerdings nicht um den materiellen Wert der Objekte geht. Mayerhofer zeigt Interesse daran, worauf Chorherren ihre Aufmerksamkeit lenkten ‒ von der Mineraliensammlung bis zum Herbarium. Dieser eher unscheinbare Teil der Sammlung ist im Gegensatz zu den barock ausgestatteten Sakralräumen mit Malereien von Johann Cyriak Hackhofer bislang im Schatten gestanden.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich für die Führung durch die Sammlungen und den Einblick in die Depots bedanken. Es ist erfreulich, dass sich Probst Mayerhofer mit hoher Professionalität dem Sammlungserhalt widmet.
Besonders erwähnenswert ist die Mineraliensammlung aus den 1930er-Jahren, die in den Schränken mit Originalbeschriftungen zu sehen ist.
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