Dioramen im Naturmuseum Neuberg an der Mürz, Aufnahmen vom 17.01.2022, Fotos: UMJ/B. Schönhart

25. Januar 2022 / Elisabeth Schlögl

Die Arche des Herrn Prof. Schliefsteiner

Museumseinblicke | Museumsforum

Zum Jahresbeginn ging es auf Dienstreise ins Mürztal – Ziel war das Naturmuseum in Neuberg an der Mürz, wo uns neben dem Team des Naturparks Mürzer Oberland auch Steinbock, Mufflon, Biber, Kolibri und Co. erwarteten.

Verfasst von: Elisabeth Schlögl, Barbara Schönhart

Die Reiseeinschränkungen aufgrund der Covid-Pandemie haben viele Österreicher*innen die eigene Heimat neu entdecken lassen. Wir waren zwar dienstlich dort, aber es hat sich für einen Moment wie eine Reise durch die Kontinente angefühlt. Die Rede ist vom Naturmuseum in Neuberg an der Mürz, das im ehemaligen Zisterzienserstift untergebracht ist. Neben heimischen Tierarten gibt es dort viele Exoten zu entdecken und zu bestaunen. 2021 wurde die Sammlung und damit auch das Museum der Marktgemeinde Neuberg an der Mürz und dem Verein Naturpark Mürzer Oberland übergeben. Gegründet wurde es von Prof. Herbert Schliefsteiner (1925‒2009), der sowohl Sammler als auch Gestalter dieses ehemaligen Privatmuseums war. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Sammlung vollständig zu inventarisieren, eine Neuaufstellung zu planen und ein Depot einzurichten. Das Museumsforum Steiermark wurde deshalb zu einem Beratungstermin gebeten. Wir besuchten am 12. Jänner gemeinsam mit Nadine Naimer – Mitarbeiterin des Landes Steiermark – dieses beeindruckende Museum. Dabei wurde die Sammlungsdigitalisierungsinitiative des Landes vorgestellt, der Ablauf der Inventarisierung besprochen und mögliche Räumlichkeiten für das geplante Depot begutachtet.

Herbert Schliefsteiner war Maler (Abschluss der Kunstgewerbeschule in Graz) und hat sich in seinem gesamten künstlerischen Schaffen der Natur verpflichtet. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit im Bankwesen beschäftigte er sich mit Tier-, Natur- und Landschaftsmalerei und hat eine umfangreiche naturgeschichtliche Sammlung aufgebaut, die 1991 mit der Eröffnung des Naturmuseums Neuberg an der Mürz öffentlich zugänglich wurde.

Die Sammlung umfasst zahlreiche Tierpräparate, die teilweise von seinem Bruder angefertigt wurden, sowie Insekten, Mineralien, Aquarelle und Malereien. Letztere und auch die Präsentation der Tierpräparate in Dioramen verrät, dass Schliefsteiner ein genauer Beobachter der Natur und seiner Umwelt war: Lebensecht anmutend, begegnen wir dem heimischen Steinbock ebenso wie dem australischen Palmkakadu, eingebettet in ihre nachgeahmte, aber idealtypisch überhöhte Lebensumwelt in einer großen Dichte von Mitbewohnern. Die Arrangements erinnern an Schliefensteiners detaillierte Skizzen und Malereien, die er für Lehrbücher in Schulen und dem Naturschutzbund, aber auch für den „Naturführer Österreich“ angefertigt hat und die auf seinen Reisen in europäische Naturschutzgebiete und nach Afrika entstanden.

 

Die gesammelte und gestaltete Vielfalt der Natur bildet in Neuberg nicht „nur“ ein Museum, sondern auch eine „Arche“ einer beindruckenden Sammlerpersönlichkeit, die in der Steiermark von kultur- und naturgeschichtlicher Bedeutung ist. Wir sind gespannt auf die Neugestaltung des Museums durch das motivierte Team des Naturparks Mürzer Oberland ‒ bis dahin wirken die farbenprächtigen Eindrücke unseres Museumsbesuchs nach und wir hören es noch immer zwitschern, flattern und springen – ein schillerndes Kleinod in der Steiermark!

Kategorie: Museumseinblicke | Museumsforum
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