Archäologische Grabung. © Bild: Universalmuseum Joanneum

10. Dezember 2021 / Universalmuseum Joanneum

Archäologischer Schatz unter der Grazer Burg

Forschung | Museumseinblicke

Im geschichtsträchtigen Areal der Grazer Burg lebten schon in prähistorischen Zeiten Menschen – das förderte eine Grabung, durchgeführt von den Archäolog*innen des Universalmuseums Joanneum, nun zutage.

Das Team der Abteilung Archäologie & Münzkabinett (Grabungsleitung: Marko Mele), untersuchte in rund 30 Arbeitstagen 17 archäologische Schnitte mit jeweils vier bis neun Quadratmetern Fläche, die in einigen Bereichen eine Tiefe von bis zu vier Metern erreichte.

Grabungsleiter Marko Mele (r.) präsentierte die Ergebnisse der archäologischen Grabungen den Regierungsmitgliedern LH-Stv. Anton Lang, LH Hermann Schützenhöfer und LR Christopher Drexler (v.l.). 
© Bild: Land Steiermark/Jesse Streibl

Frühmittelalterliche Siedlungsspuren

Bei den Grabungen wurden Funde und Befunde aus unterschiedlichen Zeitepochen festgestellt und dokumentiert. Unter dem Pflaster des ersten Burghofs konnten zum Beispiel die Fundamente des 1950 bis 1952 überbauten Teils der alten Burg freigelegt werden. Darunter befanden sich noch Spuren einer mittelalterlichen Besiedlung vor der Errichtung der Burg, mit der ab 1438 von Herzog Friedrich V., dem späteren Kaiser Friedrich III., begonnen wurde. Einzelfunde wie ein Ohrring in Halbmondform mit Glaseinlagen deuten sogar auf eine Besiedlung im Frühmittelalter (9.‒10. Jahrhundert nach Chr.) hin.

Prähistorische Funde

Zur Überraschung des Grabungsteams haben die vielen mittelalterlichen und neuzeitlichen Baumaßnahmen im Burgareal die prähistorischen Befunde nicht massiv gestört. Es konnte eine bis zu einen Meter dicke prähistorische Kulturschicht untersucht werden. Zu den Kleinfunden gehört neben Tonscherben auch ein Armring aus Bronze, ein Metall, das in der Urgeschichte ein wertvoller Rohstoff für die Schmuck-, Waffen- und Werkzeugherstellung war. Die Objekte können in die Spätbronzezeit, die sogenannte Urnenfelderzeit (13.‒9. Jahrhundert vor Chr.), datiert werden. Die prähistorischen Keramikfragmente belegen aber auch eine Besiedlung in der älteren Eisenzeit (9.‒5. Jahrhundert vor Chr.) und sogar in der Kupferzeit (4. Jahrtausend vor Chr.).

Eines der frühesten Brandgräber der Steiermark entdeckt

In einem Grabungsschnitt unmittelbar am sogenannten Karlstrakt ‒ dem Gebäude, in dem sich das Büro des Landeshauptmanns befindet ‒ tauchte bei den archäologischen Grabungen in mehr als einem Meter Tiefe ein Scherbenhaufen zwischen großen Rundsteinen und winzigen Knochenresten auf. Es handelt sich um ein spätbronzezeitliches Brandgrab, das zu den frühesten Brandgräbern der Steiermark gehört. Das Grab wurde im Block geborgen und in die archäologische Restaurierungswerkstatt des Universalmuseums Joanneum transportiert.

Wissenschaftliche Auswertungen laufen

Weitere naturwissenschaftliche Analysen werden neue Erkenntnisse zum Leben der Menschen in der Steiermark vor mehr als 3.000 Jahren liefern. Die prähistorischen Funde und Befunde aus der Grazer Burg, zusammen mit den Funden vom Schloßberg, Karmeliterplatz und Landesarchiv, wo vor mehr als 20 Jahren ein ähnliches Grab entdeckt wurde, zeigen jedenfalls, dass die Grazer Stadtkrone seit Jahrtausenden ein beliebter Ansiedlungsort ist.

Archäologische Untersuchungen in der Grazer Burg: Blockbergung des urnenfelderzeitlichen Brandgrabs.
© Bild: Universalmuseum Joanneum

Archäologische Untersuchungen in der Grazer Burg: Bronzefunde vor der Restaurierung.
© Bild: Universalmuseum Joanneum

Archäologische Untersuchungen in der Grazer Burg: Bronzener Armring aus der Spätbronzezeit.
© Bild: Universalmuseum Joanneum

Archäologische Untersuchungen in der Grazer Burg: Lunulaohring aus dem Frühmittelalter.
© Bild: Universalmuseum Joanneum

Kategorie: Forschung | Museumseinblicke
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