Einblick in das „STEYR PUCH Fahrzeug – Technik – Militär Museum“ des Sammlers Manfred Mock in Hartl bei Kaindorf, Foto: UMJ/B. Schönhart

26. September 2022 / Elisabeth Schlögl

„A Puch geht immer“ – Inventarisierungsberatung im „STEYR PUCH Fahrzeug – Technik – Militär Museum“ in Hartl bei Kaindorf

Museumsforum

Warum die Sammlungsobjekte vom Unternehmer und Sammler Manfred Mock nach wie vor „verwendet“ werden, obwohl sie in einem Museum sind, was es dort zu entdecken gibt und warum das Museumsforum diese Sammlung besuchte, erfährt man in diesem Blogbeitrag.

Die Sammlung von Manfred Mock

Manfred Mock sammelt seit 20 Jahren motorisierte Puch-Fahrzeuge. Seine Sammelleidenschaft begann mit einem Geschenk seines Vaters – als er 20 Jahre alt war, bekam er eine Puch 250 SG geschenkt, weswegen er anfangs nur Motorräder sammelte. Im Laufe der Zeit kamen auch Militärfahrzeuge – schon als Jugendlicher war er begeisterter Pinzgauer-Fan – und zuletzt auch Personenkraftwagen hinzu. Allen Objekten gemeinsam ist, dass es außergewöhnliche Einzelstücke sind, „die nicht jeder hat“. Als Beispiele sind die folgenden Fahrzeuge zu nennen:

  • Ein Puch Haflinger mit 3 Achsen, von denen es (laut Auskunft des Sammlers) weltweit nur sechs Stück gibt, zwei davon im Eigentum von Manfred Mock
  • Der Prototyp des Puch-Sportwagens 410 “S” (Spyder), der nie in Produktion ging und glücklicherweise erhalten blieb, denn in der Regel wurden Prototypen vernichtet
  • Jene Puch 250 MC, mit der der belgische Motocross-Rennfahrer Harry Everts 1975 seinen ersten Motocross-Weltmeistertitel holte. Zudem ist es das einzige Puch-Motorrad, mit dem jemals eine Motocross-Weltmeisterschaft gewonnen wurde

Puch Haflinger mit drei Achsen, von dem es weltweit nur sechs Stück gibt – zwei davon in der Sammlung von Manfred Mock, Foto: UMJ/E. Schlögl

Unterstützung bei der Sammlungspflege bekommt Manfred Mock ehrenamtlich von Hans Weber –ein pensionierter Puch-Mitarbeiter, der als Lackierer von 1980 bis 1988 dort tätig war und heute ein leidenschaftlicher Wanderer-Sammler ist. (Die Wanderer-Werke waren ein bedeutender deutscher Hersteller von Fahrrädern, Motorrädern, Autos, Lieferwagen etc., 1885 in Chemnitz gegründet, 2010 aufgelöst).

Von links nach rechts: Elisabeth Schlögl (Museumsforum Steiermark), Hans Weber und Manfred Mock mit dem Prototyp des Puch-Sportwagens 410 “S” (Spyder), der nie in Produktion ging, Foto: UMJ/B. Schönhart

Die „Verwendung“ der Objekte trägt zum „Erhalt“ bei

Das Außergewöhnliche bei dieser Fahrzeugsammlung im Vergleich zu anderen kulturhistorischen Sammlungen ist, dass die Fahrzeuge regelmäßig gefahren werden, um sie zu erhalten. Prinzipiell sind museale Objekte nicht mehr für den Gebrauch gedacht – sie werden aus dem Kreislauf ihrer ursprünglichen Nutzung herausgehoben und ins Museum gebracht, um sie dort u. a. auf Dauer zu bewahren und zu erhalten. Um Fahrzeuge aber erhalten zu können, „muss man sie regelmäßig fahren, sonst verkleben Bremsleitungen uvm. und würden dadurch unfahrbar“, so der Puch-Fachmann erster Wahl Hans Weber, von dem auch das Titel-Zitat „A Puch geht immer“ stammt.

So kommt es nicht selten vor, dass Manfred Mock mit Kindern und Jugendlichen sowie weiteren begeisterten Puch-Sammler*innen oder mit Stars wie dem Formel-1-Rennfahrer Max Verstappen mit Sammlungsobjekten „eine Hofrunde dreht“ – denn „Leidenschaft verbindet“, so Mock.

Beim Erhalt der Sammlungsobjekte ist es Manfred Mock ein großes Anliegen, Gebrauchsspuren sichtbar zu lassen und Objektgeschichten zu dokumentieren, was ihn von anderen Oldtimer-Sammler*innen unterscheidet. „Die Zeit der Hochglanz-Wiederherstellung ist vorbei und hat mich nie interessiert.“ Sein Interesse gilt den Objekten in ihrem „historischen Zustand“ – sie haben Gebrauchsspuren, verweisen auf Ereignisse, die mit den Objekten verbunden sind, auf ihre ehemaligen Besitzer*innen und wie damit umgegangen wurde. Dokumentierte Ereignisse wie Geschichten von Vorbesitzer*innen, Fahrzeug-Dokumente und Zeitungsberichte bereichern seinen Sammlungsbestand.

Eine Puch 250 SGS A, ein Polizei-Motorrad, ausgestattet mit Blaulicht, Signalhorn, „Radarkontrolle“ und einem Dokumentenkoffer – eine so vollständig erhaltene Ausstattung ist sehr selten. Foto: UMJ/E. Schlögl.

Nach unserem Beratungstermin für die bevorstehende erstmalige Inventarisierung seiner Sammlung kann ich einen Besuch des Museums sehr empfehlen. Derzeit ist eine Besichtigung nur auf Anfrage möglich. Hierfür rate ich genügend Zeit einzuplanen, denn die Geschichten, die Manfred Mock über seine Sammlungsobjekte zu erzählen weiß, beeindrucken auch Nicht-Motorrad/Fahrzeug-Begeisterte.

Mehr Blogbeiträge des Museumsforums Steiermark findest du hier.

Kategorie: Museumsforum
Schlagworte: | | | | | | |

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Benutzen Sie diese HTML Tags und Attribute:

<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>