3. Newsletter zum Projekt

Die klimatischen und naturräumlichen Voraussetzungen haben die Entwicklung der Landwirtschaft im nordöstlichen Slowenien und der südlichen Steiermark seit Tausenden von Jahren beeinflusst. Die dort lebenden Menschen entwickelten auf dieser Grundlage für ihre Ernährung regionale Besonderheiten. Das Projekt PalaeoDiversiStyria, betrieben von einem österreichisch-slowenischen Team unter der Leitung des Universalmuseums Joanneum, wird durch das Interreg-Programm SI-AT 2014-20 finanziert. Es verbindet die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Archäologie, Archäobotanik und Archäozoologie mit moderner Landwirtschaft und Tourismus.

NEUES ZUM ANBAU URSPRÜNGLICHER PFLANZENSORTEN IN DEN BOTANISCHEN GÄRTEN

Auf unseren Testflächen für Paläopflanzen in den botanischen Gärten Graz und Hoče blühen schon die ersten Wintergetreidearten und lassen auf eine reiche Ernte hoffen. Ende April wurden nun in Graz auch Hülsenfrüchte angepflanzt, die im archäologischen Kontext der Region stehen. Neben verschiedenen Sorten von Ackerbohnen testen wir nun auch die Saat-Platterbse und die Rote Platterbse, Arten, die nur mehr sehr selten als Nahrungsmittel kultiviert werden.

Auch im Botanischen Garten in Hoče wurden diese Saison wieder ausgewählte alte Pflanzenarten in einem großangelegten Testfeld angebaut. Zusätzlich wurden mehr als 500 Birnensetzlinge gepflanzt. Im Juni werden wir sie mit alten traditionellen Birnensorten aus der slowenischen und österreichischen Steiermark bestücken. Ziel ist es, diese seltenen Sorten in unserer Genbank zu erhalten.

Abb. 3: Die Botaniker bei der Aussaat im April im Botanischen Garten der Universität Maribor. Foto: UMJ/S. Kiszter.

Die Botanischen Gärten sind mit ihren alten und besonderen Pflanzensorten für Interessierte bei freiem Eintritt für die Öffentlichkeit zugänglich:

Universität Graz, Öffnungszeiten:

https://garten.uni-graz.at/de/allgemeine-informationen/infos-fuer-besucherinnen/

Universität Maribor, Öffnungszeiten:

https://maribor-pohorje.si/botanical-garden-of-university-of-maribor-pivola.aspx

Abb. 4: Verschiedene Getreidesorten in Hoče. Foto: Uni Maribor/A. Paušič.

DAS PALÄO-TESTFELD IN GROSSKLEIN

Auch auf unserem Testfeld in Großklein, von dem wir bereits im letzten Newsletter berichteten, und auf dem wir mithilfe nachgebauter neolithischer Arbeitsgeräte das Feld bearbeitet haben, steht nun für Interessierte eine Hinweistafel mit Informationen zu unserem Projekt, aber auch zu neolithischer Landwirtschaft. In diesem Sommer soll der Urweizen mit Sicheln geerntet werden, die aus einer Geweihspitze bestehen, in die Klingen aus Hornstein eingelassen und mit Birkenpech befestigt wurden.

 

Interessierte Besucherinnen und Besucher können auf dem Testfeld einen direkten Vergleich zwischen dem modernen maschinellen und dem steinzeitlichen Getreideanbau ziehen. Das Testfeld liegt unmittelbar an der Straße zwischen Kleinklein und Mantrach in der Marktgemeinde Großklein und kann jederzeit besichtigt werden.

ARCHÄOLOGISCHE AUSGRABUNGEN IM BOTANISCHEN GARTEN IN HOČE

Ein Teil der Projektaktivitäten in diesem Frühjahr lag auch in der archäologischen Feldforschung, die vom Denkmalamt der Republik Slowenien durchgeführt wurde. Diese beschränkte sich auf die Bereiche der Bautätigkeit bei der Vorbereitung eines archäologischen Lehrpfades innerhalb des Botanischen Gartens von Hoče. Der erste Schritt unserer Arbeit war die Erfassung aller Hügelgräber, die sich auf dem Hügelgräberfeld im Bereich des zukünftigen Parks befinden. Zu diesem Zweck verwendeten wir ein genaues digitales Geländemodell, das durch Verarbeitung von Laserdaten aus der Luft (LiDAR) gewonnen wurde. So konnte der Verlauf der zukünftigen Pfade geplant werden. Zugleich können die Besucherinnen und Besucher auf ihrem Weg durch den Botanischen Garten interessante Erkenntnisse über das lokale archäologische Erbe gewinnen. Die Daten wurden auch mit Informationen aus der geophysikalischen Forschung, die letztes Jahr durchgeführt wurde, zusammengeführt, wodurch zusätzlich die Zerstörung potenzieller archäologischer Strukturen vermieden werden kann.

 

Zu den wichtigsten Entdeckungen gehören auch zwei flache Brandgräber, eine Neuheit auf dem Gräberfeld von Pivola. Zudem wurde auch ein kleiner, teilweise bereits beschädigter Grabhügel mit einer inneren Steinkammer ausgegraben, in dem einige schlecht erhaltene Scherben mit relativ reichem Dekor gefunden wurden. Zusätzlich konnten auch andere Strukturen identifiziert werden, die höchstwahrscheinlich mit Ritualen in Zusammenhang stehen, die auf den Friedhöfen der frühen Eisenzeit durchgeführt wurden, wie es in Hoče der Fall war. Die Analyse der ausgegrabenen Strukturen ist noch nicht abgeschlossen, sodass wir in den folgenden Newslettern mit Sicherheit noch mehr Ergebnisse präsentieren können.

Abb. 7: Archäologische Ausgrabungen im Botanischen Garten in Hoče. Foto: Denkmalamt der Republik Slowenien.

AUFTAKT ZUR BINKERLWANDERUNG IN GROSSKLEIN MIT DEM „STEINZEIT-BINKERL“

In der Region Sulmtal-Sausal fand der Frühjahrsauftakt zur beliebten „Binkerlwanderung“ statt. Es handelt sich hierbei um eine sogenannte Sternwanderung, bei der Teilnehmerinnen und Teilnehmer von mehreren Startpunkten aus zu einem gemeinsamen Ziel  heuer ist es der Buschenschank Schmölzer  wandern. Dabei wird zur Stärkung allen Wanderern ein Jausen-Binkerl ausgegeben.

Im Rahmen des Projektes PalaeoDiversiStyria wurde als besonderes „Zuckerl“ am Startpunkt in Großklein ein sog. „Steinzeitbinkerl“ verteilt, das als Besonderheit neben einem Brennnesselsamen-Weckerl und Informationsmaterial über das Projekt auch die Nachbildung einer jungsteinzeitlichen Steinklinge beinhaltete, mit der die Hungrigen ihre Jause schneiden konnten.

Das etwas andere „Steinzeitbinkerl“ wurde von den Wanderern sehr gut angenommen und war ein Highlight des sonnigen Wandertages.

Abb. 8: Startpunkt der Binkerlwanderung in Großklein mit dem Steinzeit-Binkerl. Foto: N. Hochsam.

WEITERE AKTIVITÄTEN

Am achten europäischen Kongress der Botanischen Gärten EUROGARD VIII, welcher unter dem Motto „Botanic Gardens“, People and Plants for a Sustainable World” stand, durften wir unser Projekt vor einem internationalen Publikum präsentieren. Das Interesse an der Thematik war groß, und es konnten neue Kontakte geknüpft werden. Vertreten wurde das Projekt von der Universität Graz.

Zusätzlich nahm das Denkmalamt der Republik Slowenien an den „Europäischen Tagen des Denkmals (European Heritage Days)“ und der „Heritage Week (TKD)“ in Maribor sowie am „Verrückten Frühlings-Tausch-Fest“ teil. Bei diesen Veranstaltungen hatten wir die Gelegenheit, das Projekt PalaeoDiversiStyria präsentieren zu können.

Abb. 9: Präsentation des Projektes bei der internationalen Konferenz in Lissabon. Foto: Uni Graz/Ch. Berg.

Archäologiemuseum, Schloss Eggenberg

Eggenberger Allee 90
8020 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9560
archaeologie@museum-joanneum.at

 

Öffnungszeiten


1. November bis 17. Dezember nur mit Führung nach Voranmeldung
April bis Oktober Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr 

Zusätzliche Termine entnehmen Sie bitte dem Kalender.