Karneval der Götter

Vom höfischen Zeremoniell zur fête champêtre

In der Epoche Kaiserin Maria Theresias (1740–1780) gelangt das Rokoko zur vollen Entfaltung. Pathos und Schwere des Barock weichen Heiterkeit und Esprit. Die dramatische Bühne wandelt sich zur Spielwiese, aus kraftstrotzenden Heroen werden tändelnde Liebhaber. An die Stelle des strengen Hofzeremoniells tritt das heitere Gartenfest, die fête champêtre. In der Idylle findet die höfische Gesellschaft ihre Gegenwelt, sie schlüpft ins Kostüm des modischen Schäferromans.

In der Kabinettmalerei der Zeit, geschaffen für intime Räume, verbindet sich ein feines Gespür für Effekte mit liebevoller Schilderung von Details in höchster Präzision. Unübertroffener Meister ist Johann Georg Platzer. In seinen exquisiten Kabinettbildern gewinnen selbst Götter und Helden heiteren Ausdruck. Es sind Höhepunkte der Feinmalerei, in denen die holländische Kunst des Goldenen Zeitalters nachwirkt.

 

Götterfest mit Apoll und Bacchus

Der Tiroler Johann Georg Platzer ist der bedeutendste Virtuose der österreichischen Kabinettmalerei der theresianischen Epoche. Seine sakralen wie mythologischen Gemälde, zumeist kleine Formate auf Kupfer, bedeuten ein Maximum raffinierter Farbgebung bei geradezu exzessiver Detailschilderung, wie sie in der Kunst des Rokoko einzigartig dasteht.