Photographischer Kunstverlag von Otto Schmidt, Wien

13. April 2018 / Bianca Russ-Panhofer

Ein Haus voller Geschichte(n)

Peter Rosegger

„Das Sommerhaus“ nannte Peter Rosegger sein Haus in Krieglach, dass er 1877 errichten ließ und in dem er 1918 verstarb. Daher wird es von der Bevölkerung auch „Roseggers Sterbehaus“ genannt. Auch die Bezeichnung „Roseggers Landhaus“ hat sich eingebürgert. Heute ist es weder Sommer-, noch Sterbe- oder Landhaus. Es ist ein Museum, das das Andenken an seinen einstigen Bewohner bewahren möchte.

Peter Rosegger, 1843 am Kluppeneggerhof am Alpl in Krieglach geboren, verließ 1865 die engere Heimat, um in Graz seine mangelhafte Schulbildung zu verbessern. Aus ihm wurde ein gefeierter Schriftsteller. Die Eltern und vier jüngere Geschwister blieben am Hof zurück, der 1868 verkauft werden musste. Kostspielige Krankheiten und Missernten hatten zum wirtschaftlichen Ruin geführt. Peter Rosegger hatte in seiner geliebten Heimat kein Zuhause mehr. Im Sommer war er trotzdem oft in Krieglach, zu Besuch bei ihm wohlgesonnenen Bekannten.

Im Jahr 1877, bereits Witwer und Vater von zwei Kindern, kaufte er sich einen Acker, damals noch am Rand des Dorfes. Er ließ sich darauf vom Dorfzimmermeister ein Haus errichten, die Pläne dafür zeichnete er selbst.

Von Peter Rosegger gezeichneter Plan des Landhauses, (c) Rosegger-Museum, Krieglach

„Das Haus hat nach außen nicht viel Zierliches, mit seinen dicken Mauern steht es ziemlich derb und vierschrötig da, gar keinen anderen Zweck verfolgend als den, seinen sieben kleinen Wohnräumen mit Zubehör ein solider Burgfried zu sein.“

Bis zu seinem Tod bewohnte Rosegger das Haus Sommer für Sommer zusammen mit der immer größer werdenden Familie. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete der Witwer kurze Zeit später die Tochter eines befreundeten Bauunternehmers, weitere Kinder folgten. Zahlreiche Besucher, die sich Jahr für Jahr im Sommer einstellten, „… die Tag für Tag zumeist ungeladen eindringen mit ihren höflichen Lobsprüchen, kleineren Bitten und großen Anliegen, das Umschlichen- und Umlauertwerden von neugierigen Fremden, die keine Dichterschonzeit kennen“, störten seine ländliche Ruhe.

Rosegger starb am 26. Juni 1918 in einem kleinen Zimmer neben seinem Arbeitszimmer im ersten Stock seines Sommerhauses. Seine Frau Anna verschloss die beiden Räume nach seinem Tod, um sie für die Nachwelt zu bewahren. Sie selbst lebte noch weitere 14 Jahre im Krieglacher Haus, bis sie 1932 verstarb.

Anlässlich des 100. Geburtstages Peter Roseggers im Jahr 1943 erwarb das Land Steiermark das Haus. 1948 wurden die beiden von Anna im Jahr 1918 verschlossenen Räume für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach und nach wurden weitere Räume des Hauses einer musealen Verwendung zugeführt.

Ausstellungsansicht, (c) Grafebner

Im heurigen Jubiläumsjahr zeigt eine neu gestaltete Ausstellung den Dichter, Schriftsteller und Journalisten als kritischen Zeitzeugen. Sie will das geläufige Bild des romantisch verklärten Waldbauernbuben etwas relativieren.

Der Fokus liegt unter anderem auf Roseggers Interesse am Zeitgeschehen, welches er in der von ihm publizierten Monatsschrift „Heimgarten“ immer wieder ausführlich kommentierte. Nicht nur politische, soziale oder religiöse Themen waren für ihn von Bedeutung. Er war begeistert von den Möglichkeiten des technischen Fortschrittes, doch auch der Naturschutz beschäftigte ihn – vor allem in Zeiten der Industrialisierung.

Ausstellungsansicht, (c) Grafebner

In den drei Ausstellungsräumen im Erdgeschoss erzählen überwiegend originale, teilweise zuvor noch nicht gezeigte Objekte die Geschichte des gefeierten steirischen Schriftstellers, darunter Fotografien Franz Josef Böhms, k.k. Hoffotograf aus Mürzzuschlag und der Exklusivfotograf Peter Roseggers.

Das einfache Leben am Kluppeneggerhof am Alpl wird ebenso thematisiert wie die Schulzeit in Graz. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt jedoch beim Autor, Journalisten und Zeitkritiker. Der Bogen spannt sich hier von seinen ersten literarischen Erfolgen bis zum umfassenden Werk, den zahlreichen Übersetzungen sowie den großen und kleinen Ehrungen, die ihm zuteilwurden. Nur wenigen ist bekannt, dass sogar ein Asteroid nach Rosegger benannt wurde oder dass er Mitglied im Männerbund „Schlaraffia“ war. Familienleben, soziales Engagement und umfassende Korrespondenzen mit bekannten Persönlichkeiten seiner Zeit sind ebenfalls Teil der Ausstellung.

Rosegger Museum, Foto: UMJ/Karlheinz Wirnsberger,

Und natürlich Roseggers Interesse für den technischen Fortschritt, den Tier- und Umweltschutz sowie seine sich im Laufe der Jahre durchaus verändernde Einstellung zu Fahrrad, Automobil, Aeroplan und Luftschiff.

Die Originalräume im ersten Stock sind unverändert geblieben und gewähren Einblicke in die Wohnverhältnisse Roseggers, denn „Die Wohnungen des Volkes sind eine Verkörperung seiner Seele“.

Arbeitszimmer im Rosegger Museum, Photo: UMJ/Karlheinz Wirnsberger,

“Wem gehört der Großglockner?”
Rosegger zwischen Naturschutz und Fortschritt
Rosegger-Museum, Krieglach
24.03.2018-31.10.2018

Kategorie: Peter Rosegger
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