Kuvert mit Siegel

5. Juli 2018 / Bianca Russ-Panhofer

„Der Lenzn Peterl sitzt den ganzen Dag in der Stuben, und Kratzelt“ – Roseggers Leidenschaft für das Schreiben

Peter Rosegger

Peter Rosegger lernte von einem Wanderlehrer das Lesen, Rechnen und Schreiben. Er war fünf Jahre alt, als Michel Patterer das erste Mal aufs Alpl kam. In seiner Erinnerung an den alten Schulmeister beschrieb Rosegger, wie Patterer versuchte, ihm den Unterricht schmackhaft zu machen. Dieser erzählte, dass viel gespielt, gesungen, geschrien und auch ganz ordentlich gerauft werden könne. Für den damals Fünfjährigen keine überzeugenden Argumente:

„Das lockte mich nicht, denn ich war die fremden Buben nicht gewohnt und kein Liebhaber von Springen und Raufen. Als er aber dartat, wie ich Bücheln bekäme in der Schule und Schreibzeug, und Lesen und Briefschreiben lernen würde, wie er mir da allerhand erzählen wolle und wie wir mitsammen gut Freund werden möchten – da war ich sein.“

Sein erstes Gedicht – in haarsträubender Orthografie – verfasste Peter mit elf Jahren. Es handelte von der Brieftasche, die oft leer, aber dann auch wieder voll ist, wenn sich darin etwa ein Mahnbrief oder gar ein Brief von einem Mädel befindet. Als Schneiderlehrling schrieb er dann Geschichten, die teilweise 1936 unter dem Titel Schneiderpeterl erzählt. Aus P. K. Roseggers unveröffentlichten Jugendschriften erstmals veröffentlicht wurden und natürlich Texte wie Derf i’s Diandl liabn?, für seinen Lehrherrn Ignaz Orthofer ein wahrlich unsittliches Gedicht.

Michel Patterer. Zeichnung von Peter Rosegger. Aus: „Schneiderpeterl erzählt. Aus P. K. Roseggers unveröffentlichten Jugendschriften von 1943“

Mit 26 Jahren veröffentlichte Rosegger seine ersten beiden Gedichtbände Zither und Hackbrett und Tannenharz und Fichtennadeln. Im Jahr darauf erschien sein erstes Buch in Hochdeutsch: Sittenbilder aus dem steierischen Oberlande. Von da an ging es Schlag auf Schlag, er schrieb und schrieb. Beinahe jedes Jahr kamen neue Veröffentlichungen hinzu. Insgesamt erschienen 55 Bücher in mehreren Auflagen und unterschiedlichsten Ausgaben. Viele der Werke wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.

1976 verwirklichte er mit der Herausgabe der Monatsschrift Heimgarten einen lang gehegten Wunsch. Den größten Teil des Inhalts bestritt er selbst, unter seinem Namen oder unter Verwendung eines seiner zahlreichen Pseudonyme. Nebenbei wurde weiter an neuen Geschichten gearbeitet. Diese erschienen dann in Fortsetzungen zuerst im Heimgarten, bevor sie als Buch, dann zumeist in überarbeiteter Form, verlegt wurden.

Bücherschrank mit Gesamtausgabe des Heimgartens

Neben seiner Tätigkeit als Autor, Dichter und Journalist führte Rosegger auch umfassende Korrespondenzen mit Verwandten, Freunden und berühmten Zeitgenossen. Er verfasste Dutzende Briefe an Freunde wie Karl Bachofen von Echt, Emil Ertl, Robert Hamerling, August Silberstein, Johann von Reininghaus oder die Familie Haselgraber aus St. Kathrein. Zu den bekannten Zeitgenossen, mit denen er ebenfalls in teilweise durchaus regem Briefkontakt stand, gehörten Bertha von Suttner, Marie von Ebner-Eschenbach, Karl May, Leopold und Wanda Sacher-Masoch, Theodor Storm u.v.m. Er selbst schätzte die Zahl jener Briefe, die ihm „aufbewahrenswert“ erschienen, auf ca. 10.000 Stück.

Mittlerweile wurde ein beträchtlicher Teil seiner umfassenderen Korrespondenzen veröffentlicht. Bereits 1924 erschien der Briefwechsel zwischen Peter Rosegger und Friedrich von Hausegger, einem mit Rosegger befreundeten Musikwissenschaftler und Juristen. Fünf Jahre später folgte jener mit August Silberstein. 1943 erschien das Buch Peter Rosegger. Das Leben in seinen Briefen von Otto Janda. Veröffentlicht wurden auch die Briefwechsel zwischen Rosegger und August Brunnlechner, dem Komponisten Wilhelm Kienzl, dem Schriftsteller Ludwig Anzengruber und seinem Verleger Gustav Heckenast. Vor Kurzem ist auch der Briefwechsel zwischen Rosegger und Franz Defregger in der Reihe Veröffentlichungen der Steiermärkischen Landesbibliothek erschienen.

Brief von Gerhart Hauptmann an Peter Rosegger, 1903

Rosegger schrieb das meiste mit der Hand und bevorzugt mit lila Tinte. Die Schreibmaschine benutzte er kaum, er war der Meinung, dass Dichter nicht zu viel herumtasten, sondern eigenhändig dichten und schreiben sollten. In seinem letzten Lebensjahr hielt er auch Rückschau auf seine Korrespondenz:

„Von den Briefen, wie sie täglich einlaufen, können die allerwenigsten aufbewahrt werden. Und schon diese ,wenigsten‘ – wenn sie ein halbes Jahrhundert umfassen – füllen einen Kasten, alphabetisch in Mappen geordnet. … Aber solche alten Briefe an uns bringen von allem nur den einen Teil zurück; den anderen, in dem wir selbst standen, von dem wir selbst schrieben im Briefwechsel, den vermissen wir, und so bleibt uns bei mangelhaftem Gedächtnis vieles unverständlich. Die merkwürdigsten Dinge soll ich gesagt, geschrieben, getrieben haben, … Glänzende Siege, böse Niederlagen, schreckliche Feindschaften sollen gewesen sein, von denen ich nichts mehr weiß.“

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