Schlachten zu Lande und zu Wasser

"Mit schwerem Geschütz auffahren"

Es folgen Kriegszüge, Schlachten und Belagerungen. Europa ist in den Jahrhunderten der Frühen Neuzeit überzogen von Kriegsschauplätzen. Mit ihnen entwickelt sich der Beruf des Soldaten. Dieser kämpft nicht mehr als Untertan für seinen Herrn, sondern auf Bezahlung, den Sold – und kann so auch die Seiten wechseln.

 

In der Kunst entsteht im 17. Jahrhundert die Kategorie der Schlachtenbilder. Musterbücher mit Soldatenfiguren dienen als Vorlage. Künstler werden von Machthabern zu Gefechten mitgenommen. Sie sollen das Geschehen dokumentieren und den Ruf des Herrschers erhöhen.

 

Die Kupferstecher des 17. und 18. Jahrhunderts dienen als Kriegsberichterstatter – und das im Sinne der Auftraggeber. Ruhm und Ehre stehen im Vordergrund. Symbole von militärischer Stärke und Macht sind untrennbar mit dem Herrschertum verbunden. Der eigentliche Sieger ist jedoch der Tod, der von Anfang an über das Schlachtfeld reitet.

 Ausstellungshighlights

Kupferstich, Radierung, Foto: UMJ/N. Lackner

Johann August Corvinus (1683–1738)

Die Schlacht bei Höchstädt am 13. August 1704

 

Signatur rechts unten: Joh. August Corvinus Sc.

Kupferstich, Radierung

Plattenrand: 44,9 × 38,3 cm

Inv.-Nr. AG.K. 2081

Provenienz: 1936 erworben

 

 

Am 13. August 1704 besiegte Prinz Eugen mithilfe des englischen Herzogs John Churchill von Marlborough die vom bayrischen Kurfürsten Max Emanuel geführten französisch-bayrischen Truppen der bourbonischen Allianz bei Höchstädt. Es handelt sich dabei um die erste größere Auseinandersetzung innerhalb des Spanischen Erbfolgekrieges am Anfang des 18. Jahrhunderts. Damit bewahrten die Kaiserlichen Wien vor der Einnahme durch Frankreich und besetzten ihrerseits Bayern.

 

Der prachtvolle, mit vielen militärischen und allegorischen Details ausgestattete Rahmen lässt die eigentliche Darstellung der Schlacht bei Höchstädt in den Hintergrund treten. Die auf einer Anhöhe stehenden Berater blicken auf eine langgezogene Ebene hinab, in der die beiden feindlichen Linien aufeinandertreffen. Die genaue geographische Situation wird in einer Kartusche oben mit einer Landkarte wiedergegeben, seitlich flankiert von der göttlichen Allmacht, diese wiederum begleitet von der milchverspritzenden Benignitas (Wohltätigkeit) und der göttlichen Gerechtigkeit. Während links der Friedensengel die Posaune bläst, stößt rechts der Racheengel zwei Kriegergestalten zu den Lastern Discordia (Zwietracht) und Falsitas (Falschheit).

 

Das Blatt ist Teil der Publikation Repraesentatio Belli ob successionem in Regno Hispanico – Kurtze Beschreibung des Spanischen Successionskriegs, um 1715 (Teuscher) oder 1725/1730 (Däubler-Hauschke), die bei dem Augsburger Verleger Jeremias Wolff (1663–1724) herausgegeben wurde. Es vereinigt ein aufwendiges Tafelwerk der Schlachten und Belagerungen aus dem Spanischen Erbfolgekrieg.

 Möchten Sie mehr dazu hören?

Radierung, 3. Zustand, Foto: UMJ/N. Lackner

Stefano della Bella (1610–1664)

Der große Tod, 1646/47

 

Signatur Mitte unten: Ste. Della Bella. jn. et fe. Cum Pri. Reg.

Radierung, 3. Zustand

Blatt: 22,2 x 29,9 cm

Inv.-Nr. AG.K. 4894

Provenienz: Erwerbung vor 1937

 

 

Wenn es zur kriegerischen Auseinandersetzung kommt, ist der Tod von Anfang an dabei. Seines Triumphes sicher, galoppiert er wie ein Feldherr über das Schlachtfeld, den Streitkolben in seiner Rechten und die Zügel des Pferdegeschirrs mit seiner Linken elegant hochhaltend. Das Kampfgebiet ist so groß, dass er Gefährten als Helfer benötigt, um mit dem Auslöschen von Menschenleben nachzukommen. Ein heilloses Durcheinander, jeder gegen jeden – schreiend, mordend, fliehend – erstreckt sich bis zum Horizont.

 

Aus den mittelalterlichen Totentänzen hervorgehend, wird der Sensenmann in lebhafter Aktion halb als Skelett, halb als noch verwesender Leib gezeigt. Und er erwischt jeden, egal ob Offizier oder den einfachen Soldaten. Della Bella konnte das Thema dem Zeitgeschehen entnehmen, hielt er sich doch in den 1640er-Jahren in Paris auf, als Frankreich in den Dreißigjährigen Krieg involviert war. Kardinal Richelieu, erster Minister unter König Ludwig XIII., bestellte den Künstler 1640 zum offiziellen „Bildberichterstatter“.

Bronze, feuervergoldet, Foto: UMJ/N. Lackner

Peter Vischer d. Ä. – Werkstatt (um 1460–1529) 

Landsknecht

 

Bronze, feuervergoldet 

13,5 × 7,5 × 3,6 cm

Inv.-Nr. P 51 

Provenienz: Ankauf aus der Sammlung Jungwirth, Wien, 1953

 

 

Landsknechte waren Söldner, die sich auf Zeit zum Dienst in einem Heer verpflichteten. Der Begriff stammt aus den 1480er-Jahren und meint Gerichtsvollzieher, Polizist. Kaiser Maximilian I. bedurfte dieser Männer, da er nach der Schlacht bei Guinegate sein Heer nicht mehr richtig in der Hand hatte. Es gab damals keine stehenden Heere, man konnte diese in Friedenszeiten nicht aufrechterhalten.  

 

Die kleine Figur des Landsknechtes macht deutlich, wie diese Männer ausgesehen haben mögen. Er ist zwar jung und von kräftiger Statur, aber doch trägt er bereits die Merkmale des Kampfes. Die Nase ist verletzt, der Hinterkopf eigenartig deformiert, die Gesichtszüge hässlich, grob und angespannt. Ursprünglich muss er sich auf eine Pike, eine Hellebarde oder Fahnenstange in seiner Rechten gestützt haben.

 

Etliche Darstellungen von Landsknechten sind uns aus der Renaissance bekannt. Dieses Figürchen gehörte zu einer adeligen oder patrizischen Tafeldekoration. Es ist hohl und aus der Mundöffnung konnte ursprünglich Wein fließen.

Holzschnitt, Foto: UMJ/N. Lackner

Jost Amman (1539–1591)

Landsknecht mit Zweihänder

 

Aus: Kunst und Lehrbüchlein für die anfahenden Jungen […]

 

Holzschnitt

Bildrand: 11 x 9,7 cm

Inv.-Nr. AG.K. 2001/125

Provenienz: Nikolaus Esterhazy (Lugt 1966); Ankauf von Gregor Traversa 2001

Holzschnitt, Foto: UMJ/N. Lackner

Jost Amman (1539–1591)

Landsknecht mit Stange nach links 

 

Aus: Kunst und Lehrbüchlein für die anfahenden Jungen […]

 

Holzschnitt

Bildrand: 12 x 9,6 cm

Inv.-Nr. AG.K. 2001/126

Provenienz: Ankauf von Gregor Traversa 2001

 

 

Jost Ammans Kunstbüchlein ist ein Musterbuch für Künstler und Kunstinteressierte. Einzelne Motive wie jene der beiden Landsknechte wurden für das Schlachtengenre übernommen. In der Zusammenstellung finden sich Drucke von Landsknechten, osmanischen Kriegern, Jagdszenen und Kostümfiguren, aber auch Wappen, Edelleuten und Allegorien. Bei den beiden Landsknechten handelt es sich um einen Schau- oder Übungskampf. Am Boden liegen Dolche bzw. Kurzschwerter, die in einer Kugel enden, damit die Kämpfenden einander nicht verletzen. Sie tragen keinen Harnisch, sondern modische Schlitzkleidung.

 

Jost Ammans Kunstbüchlein ist ein Musterbuch für Künstler und Kunstinteressierte. Einzelne Motive wie jene der beiden Landsknechte wurden für das Schlachtengenre übernommen. In der Zusammenstellung finden sich Drucke von Landsknechten, osmanischen Kriegern, Jagdszenen und Kostümfiguren, aber auch Wappen, Edelleuten und Allegorien.

Bei den beiden Landsknechten handelt es sich um einen Schau- oder Übungskampf. Am Boden liegen Dolche bzw. Kurzschwerter, die in einer Kugel enden, damit die Kämpfenden einander nicht verletzen. Sie tragen keinen Harnisch, sondern modische Schlitzkleidung.

 

Die erste Ausgabe des Kunstbüchleins erfolgte 1578 durch den Frankfurter Verleger Sigmund Feyerabend, bei dem Amman trotz einer eigenen Werkstätte angestellt war, in einer lateinischen und einer deutschen Version.

Alte Galerie, Schloss Eggenberg

Eggenberger Allee 90
8020 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9560
altegalerie@museum-joanneum.at

 

Öffnungszeiten


April bis Oktober Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr 
1. November bis 17. Dezember nur mit Führung nach Voranmeldung

Zusätzliche Termine entnehmen Sie bitte dem Kalender.

Öffnungszeiten der Bibliothek
Di-Fr 10 - 12 Uhr und nachmittags gegen Voranmeldung