Nicht nur an vorderster Front wird gekämpft. In Kampfpausen oder im Hinterland wird geplündert, zerstört und die Bevölkerung ausgeraubt. Zivilisten erleiden große Verluste und Entbehrungen – besonders wenn der Sold für die Kämpfenden ausgefallen ist. Plünderungen, Einziehung von Vieh und Getreide – alles wird der Versorgung der Soldaten untergeordnet. Der Wirt, der Gutshof, das Kloster, Reisende und ganze Dörfer werden Opfer – niemand bleibt verschont. Die Plünderer erweicht nichts: keine Gebote, kein Pflichtgefühl, weder Tränen noch Schreie.
Bald werden Lebensmittel knapp, Bauern und Bevölkerung leben an der Armutsgrenze. Hunger, Seuchen und Krankheiten breiten sich schneller aus und bedeuten für viele Menschen den Tod. Diese Verwüstungen dienen jedoch nicht nur der Versorgung, sondern sollen auch den Gegner mürbe machen. Ein ausgehungertes Volk ist schwach.
Ausstellungshighlights |
Hans Burgkmair (1473–1531)
Das erbeutete Vieh wird zusammengetrieben
In: Marx Treitzsaurwein, Der Weiß Kunig. Eine Erzehlung von den Thaten Kaiser Maximilian des Ersten, 1514–1516 (Erstpublikation Wien 1775)
Monogramm auf dem Blockhaus links: H·B
Holzschnitt
Bildrand: 22,1 x 19,4 cm
Inv.-Nr. AG.K. 7975
Provenienz: Erwerbung vor 1937
Eine der drängendsten Fragen während eines Kriegszuges war stets jene der Versorgung. Wenn Tausende von Soldaten mit ihrem Tross von Ort zu Ort zogen, unterstand die Verpflegung einer eigenen Logistik. Vielfach wurde – sehr zum Missfallen der Bauern – das Hab und Gut im Land geplündert, durch das die Heerscharen zogen.
Im Fall der Erzählung des Weisskunig nahm man dem Feind die Tiere ab. Nachdem die Kämpfer des Weisskunigs jene des „blauen Königs“, wie der französische König in der Publikation genannt wird, in die Flucht geschlagen hatten, trieben sie über 3.000 Stück Vieh zusammen. Im Vordergrund des Bildes sind Schafe, Schweine, Pferde und Kühe zu sehen. Zusammengetrieben werden sie von ein paar Fußsoldaten bewacht. Eine Absperrung mit Baumstämmen, Verhackung genannt, wurde ursprünglich zur Abhaltung des Feindes errichtet. Sie dient nun als Einzäunung der Tiere.
Im Hintergrund ist ein Blockhaus zur Verschanzung zu erkennen. Durch die Sehschlitze kann das Herannahen des Feindes beobachtet werden.
Jacques Callot (1592–1635)
Die Plünderung eines Klosters
Aus der Reihe: Die großen Schrecken des Krieges
Signatur links unten: Callot inv. et fec.
Radierung
Plattenrand: 8,3 x 18,6 cm
Inv.-Nr. AG.K. 8485
Provenienz: Erwerbung vor 1937
In der 18-teiligen Reihe Die großen Schrecken des Krieges von Jacques Callot (1592–1635) (vgl. „Anwerbung der Truppen“) ist der größte Teil der Drucke den Plünderungen abseits des Schlachtengeschehens gewidmet. So fällt hier ein Soldatentrupp in einem Ort ein und raubt alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Der Stecher stellt markant ein Kloster in den Mittelpunkt: eine Marienkirche mit großen Glasfenstern. Soldaten schleppen schwere Truhen, gefüllt mit Wertgegenständen, aus dem Gotteshaus. Am Vorplatz tragen sie ihre Beute zusammen. Im Inneren haben sie Feuer gelegt; aus dem Dach, dem Turm und den Fenstern dringt Rauch. Während die Bewohner*innen aus den Häusern getrieben werden und deren Hab und Gut gestohlen wird, werden gefesselte Geistliche abgeführt und wehrlose Nonnen von Reitern entführt.
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