12. Oktober 2016, Karin Leitner-Ruhe
Entdecke das
Universalmuseum Joanneum
Universalmuseum
Joanneum
Zurück zum Universalmuseum Joanneum
Alte Galerie > Entdecken > Blog > Ein Stachelschwein, das begeistert! – Wunder Tier Teil 12
12. Oktober 2016, Karin Leitner-Ruhe
Bildinformationen
Das Dutzend unserer animalischen Reihe ist nun voll, und zum Abschluss stellen wir – wie bereits im ersten Teil der Folge angekündigt – das Resultat einer kunsthistorischen Spurensuche vor: Eine Federzeichnung aus dem Kupferstichkabinett der Alten Galerie konnte neu zugeschrieben werden.
Im Jahr 1958 kam durch eine großzügige Schenkung des Philosophen und Universitätsprofessors Dr. Konstantin Radakovic unter zahlreichen Graphiken eine kleine Federzeichnung mit der Darstellung eines Stachelschweines in unser Kupferstichkabinett. Im Inventar wurde dieses Blatt als „Französisch, 18. Jahrhundert“ geführt. Wegen der exakten lateinischen Bildunterschrift Hystrix cristata Linn wurde bereits vermutet, dass die Zeichnung als Illustration für ein naturwissenschaftliches Werk gedient haben muss. Wer die Zuordnung vorgenommen hat, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Um sie zu untermauern – oder doch auf eine andere Fährte zu gelangen –, wandte ich mich an die Expertin für französische Zeichnungen in der Albertina in Wien, Frau Dr. Claudia Ekelhart-Reinwetter, die mir dankenswerterweise wertvolle Hinweise gegeben hat: Sie bestätigte die stilistische Einschätzung und verwies mich auf Jacques de Sève (tätig um 1742–1788) und seine zahlreichen Tierdarstellungen.
De Sève schuf hauptsächlich Vorzeichnungen von Vierfüßlern für die sogenannte Histoire Naturelle von Georges-Louis Leclerc, Comte de Buffon. Die Histoire Naturelle war ein engagiertes Projekt von Leclerc und enthielt das gesamte naturwissenschaftliche Wissen dieser Zeit. Von 1749 bis 1804 erschienen insgesamt 36 Bände.
Die folgenden Recherchen zeigten, dass die Wiener Kollegin mich genau in die richtige Richtung geschickt hatte. Noch am selben Tag konnte ich den Druck zu unserer kleinen und so feinen Zeichnung finden – klein deshalb, weil sie in natura gerade einmal 7,6 x 6,2 cm groß ist. Der französische Antiquitätenhändler Sylvère Carlier von Talant nahe Dijon bot ein Blatt im Internet an, das unser Haus nun erwarb. Die Radierung des Stachelschweins befindet sich im 1782 erschienenen ersten Band der Encyclopédie Méthodique, einer aktualisierten Ausgabe der Histoire Naturelle.
Dass es sich tatsächlich um die Vorzeichnung des Druckes handelt, zeigt nicht nur die exakte Übernahme der Stachelstruktur und des Körpers, sondern auch die Wiedergabe der Nuss, die das Tier zwischen den Vorderpfoten hält, sowie der im Vordergrund hinzugefügte Holzzaun.
Bildinformationen