Wie man Gemälde vom Arbeiten abhält

18. Dezember 2014, Paul-Bernhard Eipper

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In unserem letzten Beitrag zur Blogserie Genauer hinsehen haben wir von Gemälden berichtet, die an den Rändern zugeschnitten und dadurch verändert wurden. Diesmal stehen Holztafeln im Mittelpunkt, die als Malgrund verwendet wurden und schon auf geringe Klimaschwankungen reagieren. Einzig das "richtige Klima" kann die Kunstwerke vor Rissen und Ähnlichem schützen.

Gemälde, die auf Holztafeln ausgeführt wurden, reagieren besonders empfindlich auf Schwankungen der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit – das Holz „arbeitet“ und verformt sich. Dieses Phänomen war Künstlern schon vor Jahrhunderten bekannt, weswegen sie die Tafeln zunächst mit Rückseitenanstrichen versahen.

Später sollten bewegliche Einschubleisten die Tafeln stabilisieren, und ab dem 17. Jahrhundert half man sich mit technisch raffinierten Parkettierungen. Diesen handwerklichen Höchstleistungen gilt noch heute unser hoher Respekt – allerdings waren sie nur in wenigen Fällen zielführend und verhalfen mitunter eher den ausführenden Handwerkern zu einem guten Einkommen. In den meisten Fällen wurden die Tafeln zuvor gedünnt, um plane Oberflächen zu schaffen, auf die das Parkett aufgeleimt werden konnte. Parkettierungen wurden oft auch auf auseinandergesägten, ehemals beidseitig bemalten Tafelgemälden aufgebracht, um die dünnen Tafeln zu stabilisieren.

Verschiedene Holzarten reagieren unterschiedlich auf Klimaschwankungen – diese Tatsache ist für parkettierte Tafeln mitunter ein Problem, denn oft wurden andere Hölzer als das Tafelholz für die Parkettierung verwendet. Dies führt zu Rissen in den Tafeln – falls eine solche Gefahr droht, muss das Parkett von einem erfahrenen Restaurator abgenommen werden.

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Tafelbruch durch Einschubleiste

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Riss in einer Tafelanstückung, hervorgerufen durch Einschubleiste

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Parkettierte Tafel mit horizontal beweglichen Einschubleisten

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Parkettierte Tafel mit vertikal beweglichen Einschubleisten

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Parkettierte Tafel mit vertikal beweglichen Einschubleisten

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Gutes Klima und Bewegungsfreiheit

Der zweifelhafte Nutzen und der hohe Aufwand von Parkettierungen führten dazu, dass diese historische Technik heute nicht mehr ausgeführt wird. Man hat erkannt, dass sich das Arbeiten des Holzes nur bedingt unterbinden lässt – am besten verhindert man Rissbildungen in Holztafeln, indem man danach trachtet, das Raumklima gleichbleibend zu halten oder es saisonal sehr langsam zwischen Sommer- und Winterklima fallen bzw. ansteigen zu lassen (18–24 °C, 50 +/– 5 % relative Luftfeuchtigkeit).

Grundsätzlich gilt, dass parkettierte Tafeln die Einrahmerwerkstatt nie ohne einen Rückseitenschutz verlassen sollen. Dieser schließt die Tafelrückseite ab und schützt sie vor Verschmutzungen. Darüber hinaus sollte zwischen Rückseitenschutz-Platte und Parkett ein Woll- oder Polyesterfilzstreifen angebracht werden, der als Abstandhalter und Bewegungspuffer dient. Auch der Falz sollte mit Filz ausgekleidet werden. Diese „schwimmende“ Montage gewährleistet eine Fixierung der Tafel, gibt ihr aber auch die nötige Bewegungsfreiheit. In 90 % aller Fälle ist diese einfache Maßnahme ausreichend – zur Sicherheit sollten Tafelgemälde allerdings nie an Außenwänden hängen!

Rückseitenschutzplatte (MDF, roh, 5 mm) auf Holzleisten auf Zierrahmen montiert. Wie eine kleine Kiste umschließt dieser Rückseitenschutz die parkettierte Tafel, welche rückseitig über den Zierrahmen hinaus steht

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Rückseitenschutzplatte (MDF, roh, 5 mm) mit Innenpassepartout aus Wollfilz (3 mm), welche das Holztafelgemälde nach hinten abschließt

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Einkleben von Wollfilz im Zierrahmenfalz

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An dieser Tafel wurde das ursprüngliche Parkett wieder abgenommen und durch ein Klötzchen-Parkett ersetzt. Die Einschubleisten sind vertikal beweglich

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Zum Teil abgeschliffene Schlagmarke (Nachweis des Fertigungsortes der Holztafel) auf der Rückseite eines Tafelgemäldes aus Eiche

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