Die Hirtenidylle von Rosa da Tivoli

Wunder Tier Teil 8

25. Juli 2016, Christine Rabensteiner

Bildinformationen

Es ist schwül, am Himmel brauen sich Gewitterwolken zusammen. Ein Knabe sitzt inmitten seiner Herde – umgeben von Schafen, Ziegen, einem Kalb. Ein wenig abseits döst Kleinvieh träge vor sich hin, mittendrin ein braunes Hirtenmädchen. Dazwischen glotzt uns ein junger Stier an. Man meint, vor den Tieren in der Wiese zu liegen, sie zu riechen, ihren Atem zu spüren, ihre Trägheit in der Hitze zu fühlen …

So könnte man die Gemälde von Philipp Peter Roos, genannt Rosa da Tivoli, beschreiben, die in Raum 12 der Alten Galerie ausgestellt sind.

Philipp Peter Roos (Frankfurt a. M., 1657– Rom, 1706) konnte schon von seinem Vater Johann Heinrich (1631–1685) die Tiermalerei erlernen. Die aus der Pfalz stammenden Künstler waren die bedeutendsten Tiermaler in Deutschland. Dort war nach dem Dreißigjährigen Krieg die Hirtenidylle eines der gefragtesten Bildthemen – konnte damit doch der Hunger und die Not dieser Zeit kompensiert werden. Hier sorgt der Mensch für das Vieh, um wieder zu Nahrung zu kommen. Man spürt eine innige Beziehung zwischen Mensch und Tier.

Der junge Philipp Peter verließ Deutschland, um zunächst in Rom zu arbeiten. Er heiratete die Tochter des Kirchenmalers Giacinto Brandi und musste für diese Ehe zum Katholizismus konvertieren. Aufgrund seiner häufigen Wohnungswechsel wird dem Künstler ein unstetes Wesen nachgesagt. Letzten Endes zog er in ein großes, baufälliges Haus bei Tivoli, wo er seine eigenen Herdentiere gezeichnet haben soll. Mitglieder der in Rom ansässigen Schildersbent (Vereinigung niederländischer und deutscher Maler) verspotteten diesen Wohnort als „Arche Noah“. Vorbilder für die Hirtenidyllen gibt es in den Niederlanden. Besonders bedeutend ist der Holländer Paulus Potter, dem die Erfindung des Hirtenstückes zugeschrieben wird.