Leben im Elend

"Im Stich gelassen"

Was bleibt vom Krieg? Häuser sind niedergebrannt und geplündert. Die wenigen Menschen, die den Krieg überlebt haben, mussten fliehen, sind verwitwet und verwaist, oft ausgehungert und versehrt. Die Kindersterblichkeit ist sehr hoch. Mangelnde medizinische Versorgung und Leben in erbärmlichen Verhältnissen begünstigen Krankheiten und Seuchen.

 

Das Straßenbild ist geprägt von Bettlern, Verwundeten und Sterbenden. Einst stolze, kräftige Soldaten sind nun verletzte, müde, gealterte Männer, die nach dem Krieg oft ohne Arbeit und Bleibe sind. Die Felder sind nicht bestellt, es mangelt an Getreide. Es fehlt an Rindern, Kleinvieh und Pferden. Wenn diese nicht in Schlachten verwundet und getötet wurden, sind sie oft geraubt und gegessen worden.

 

Die überlebende Bevölkerung findet in Ruinen notdürftige Unterkunft. Mit Mühe ernähren sich viele durch Landstreicherei und Betteln. Mühsam ist auch der Wiederaufbau der Häuser, der Landwirtschaft und anderer Art von Erwerbstätigkeit. Bis Normalität einkehren kann, vergehen Jahre, oft Jahrzehnte. 

 Ausstellungshighlights

Kupferstich, Foto: UMJ/N. Lackner

Jakob Binck (zw. 1494 und 1500–1569) 

Verwundeter Hellebardier in zerrissener Kleidung

 

Aus der Serie: Offiziere und Soldaten, 1555

 

Signatur links unten, auf einem Täfelchen: IcB

Kupferstich

Blatt: 7,3 x 4,7–4,9 cm (beschnitten)

Inv.-Nr. AG.K. 4149

Provenienz: Erwerbung vor 1937

 

 

Von dem stolzen Soldaten ist nach dem Gefecht nicht mehr viel geblieben. Schonungslos zeigt der Stecher alles Negative, das einem Söldner widerfahren konnte: Die Kleidung ist zerrissen, die Schuhe sind löchrig und zerschlissen; das Schwert ist stumpf und seine Spitze abgebrochen; die Hellebarde ist schartig und hat ausgeschlagene Kanten an ihrem Beil; der verwundete Arm liegt in einer Armschlinge; sein verdrehtes rechtes Auge lässt darauf schließen, dass er es bei einem Kampf einbüßen musste. Solche Beschreibungen sind jedoch auch von Musterungen überliefert. Gerade Söldner, die keinen festen Wohnsitz und keine Alternative hatten, meldeten sich in einem oft erbärmlichen Zustand neuerlich für ein Gefecht.

 

Das Blatt gehört zur 16-teiligen Serie Offiziere und Soldaten aus dem Jahr 1555. Diese Reihe zählt zum Spätwerk von Jakob Binck (zw. 1494 und 1500–1569) und gilt als besonders bemerkenswert. Jede Darstellung zeigt einen Landsknecht in der zeitgenössischen Schlitzkleidung mit unterschiedlichen Waffen, Fahne oder Musikinstrumenten. Das Blatt des Verwundeten Hellebardiers ist jedoch das einzige, das die dramatischen Folgen eines Kampfes veranschaulicht.

Radierung, Foto: UMJ/N. Lackner

Pieter van Laer (1592/1599–1642) 

Zwei tote Pferde

 

Radierung

Blatt: 8,3 x 10 cm

Inv.-Nr. AG.K. 1779

Provenienz: unbekannt

 

 

Bis zum Ersten Weltkrieg waren Pferde in allen europäischen Kriegen von großer Bedeutung. Sie mussten dem Menschen bis zum Letzten dienen.

 

Der Haarlemer Maler des Soldatengenres Pieter van Laer schildert in sechs Szenen Pferde, die sich durch natürliche Bewegtheit auszeichnen. Das letzte Blatt beschäftigt sich jedoch voller Mitleid mit den Körpern von zwei toten Tieren.

 

Pferde zählten im Krieg wie Rinder und Kleinvieh zu begehrten Raubgütern. Bauern mussten sie oft vor Soldaten verstecken und wurden so bei der Feldarbeit behindert. Mitunter wurden ihnen Pferde verkauft, die vorher ebenfalls Bauern gestohlen worden waren.

Nicht zuletzt wurden in Schlachten getötete Pferde auch gegessen, oder sogar heimlich von Söldnern in die Brust gestochen, um sie ausbluten zu lassen.  

Alte Galerie, Schloss Eggenberg

Eggenberger Allee 90
8020 Graz, Österreich
T +43-316/8017-9560
altegalerie@museum-joanneum.at

 

Öffnungszeiten


April bis Oktober Di-So, Feiertag 10 - 18 Uhr 
1. November bis 17. Dezember nur mit Führung nach Voranmeldung

Zusätzliche Termine entnehmen Sie bitte dem Kalender.

Öffnungszeiten der Bibliothek
Di-Fr 10 - 12 Uhr und nachmittags gegen Voranmeldung