Fahnenflüchtige, Deserteure und Abtrünnige werden von jeher als schädlich angesehen. Sie untergraben die Moral der Truppe. Ein eigenes Kriegsrecht erlaubt es, sie zu verurteilen. Die Todesstrafe, Verstümmelungen oder der lebenslange Einsatz als Rudersklave sind die häufigsten Strafen.
Aber auch Faulenzer, Diebe und Plünderer werden nicht verschont. Für alle sichtbar werden sie am Hauptplatz auf einen Schandesel gesetzt oder am Wippgalgen hochgezogen. Ebenso rächen sich die Bauern: Wenn sie erstarken und Plünderer in die Hände bekommen, massakrieren sie Soldaten aus Rache für das Erlittene. Landwirtschaftliche Geräte werden zu gefährlichen Waffen umgebaut. Auf diese Weise verteidigen auch Bauern ihr Land, Hab und Gut.
Ausstellungshighlights |
Jacques Callot (1592–1635)
Die Rache der Bauern
Aus der Reihe: Die großen Schrecken des Krieges
Rechts unten: Israel ex. Cum Privil Reg.
Radierung
Plattenrand: 8,1 x 18,2 cm
Inv.-Nr. AG.K. 8496
Provenienz: Erwerbung vor 1937
Die bäuerliche Bevölkerung litt enorm unter den Feldzügen, egal ob ihr Land für eine Schlacht ausgesucht wurde oder die Soldaten ihre Feldfrüchte plünderten, um das Heer zu ernähren. Die vollen Kornkammern oder Viehställe wurden geleert, sodass letztendlich denen, die mühsame Arbeit damit hatten, nichts mehr übrigblieb.
Aber die Bauern wussten sich oft zu wehren. Mit Knüppeln und Dreschflegeln schlugen sie auf die Plünderer ein, die versuchten, in den vermeintlich sicheren Wald zu entkommen. Die Wut war groß. Den Getöteten raubten sie ihre Kleidung, denn Stoff jeglicher Art war wertvoll.
Landwirtschaftliche Geräte, die zu Waffen umgebaut wurden, können u.a. im Landeszeughaus des Universalmuseums Joanneum besichtigt werden.
Jacques Callot (1592–1635)
Der Galgenbaum
Aus der Reihe: Die großen Schrecken des Krieges
Signatur links unten: Callot inv. et fec.
Radierung
Plattenrand: 8,1 x 18,5 cm
Inv.-Nr. AG.K. 8490
Provenienz: Erwerbung vor 1937
Das bekannteste Blatt aus Jacques Callots Reihe Die großen Schrecken des Krieges (vgl. „Anwerbung der Truppen“) zeigt im Detail die schonungslose Bestrafung ehemaliger Mitstreiter. Diese waren zu „berüchtigten und verlorenen Dieben“ geworden, wie der dazugehörige Text besagt („Voleurs infames et perdus“). Markant in der Mitte steht ein stämmiger Baum mit starken Ästen, die bis zu sechs gehängte Männer tragen können. Hier findet eine Massenhinrichtung statt. Es braucht sogar drei Geistliche, um den Verurteilten ihre Sünden abzunehmen und ihnen die letzte Absolution zu erteilen. Einer von ihnen begleitet den Sünder auf der Leiter so lange, bis diesem die Schlinge um den Hals gelegt wird.
Vor der Vollstreckung des Urteils mussten die Kämpfer ihre Soldatenkleidung ablegen. Gehängt werden sie in einem Büßergewand. Auf einer Trommel rechts des Baumes würfeln die Verurteilten um ihr Leben. Wer gewinnt, bleibt diesmal noch verschont.
Diese Exekution findet im Lager vor den angetretenen Bataillonen statt. So sollten alle vor Ungehorsam und Verletzung des Kriegsrechts gewarnt werden.
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