Teil der Kriegsführung sind Belagerungen, durch welche eine Stadt zur Aufgabe gezwungen werden soll. Städte werden im Mittelalter möglichst klein und eng gebaut. Dies resultiert nicht nur aus den niedrigen Bevölkerungszahlen, sondern auch aus dem Festungsbau: Mit Mauern und Gräben wird versucht, Feinde am Einnehmen der Stadt zu hindern. Überdies schützen viele Burgen das Land.
Zur Verteidigung gehört auch das Vermessen des Landes und das Drucken von genauen Landkarten. Ansichten von Städten zeigen die Befestigungsanlagen. In speziellen Büchern werden Anleitungen zum Festungsbau gegeben. Oft zieren der Kriegsgott Mars und die kluge Staatslenkerin Minerva die Landkarten und Stadtansichten. Wenn alle Maßnahmen des Festungsbaues und der Bewehrung nicht helfen, fällt die Stadt in die Hände des Feindes. Sie wird geplündert, die Menschen werden massakriert, vergewaltigt, entführt, getötet und der feindliche Befehlshaber hat nun das Sagen.
Ausstellungshighlights |
Georg Matthäus Vischer (1628–1696)
Karte der Steiermark als Kopf des Kriegsgottes Mars, 1681
Signatur oben rechts: ... Authore G:M: Vischer. 1681
Radierung, Kupferstich, koloriert, auf Leinwand
Blatt: 125,6 x 139,3 cm (Karte: zusammengesetzt aus 12 Platten)
Inv.-Nr. AG.K. 2009/2
Provenienz: 2009 aus der Kulturhistorischen Sammlung übernommen
1678 erhielt der Geograph und topographische Zeichner Georg Matthäus Vischer (1628–1696) den Auftrag der steirischen Landstände, eine Steiermarkkarte anzufertigen. Diese setzte sich aus zwölf Kupferplatten zusammen. Drei Jahre später legte er die Karte nochmals auf, schnitt sie aber entlang der Landesgrenzen aus und klebte sie auf einen größeren Bogen Papier. Im selben Jahr, 1681, radierte Vischer die 12-teilige Reihe Kriegstaten der Steirer, die der Karte seitlich hinzugefügt wurde. Zusätzlich ergänzt wurde sie mit einer Erklärung zu den einzelnen Kriegstaten, einem Widmungsblatt und dem Bild des steirischen Panthers. Eine Besonderheit ist die Darstellung der Karte in Form eines Kriegerkopfes, allgemein als Kriegsgott Mars angenommen. Die hier abgebildete wurde durch die Kolorierung in ihrer Aussage verstärkt.
Der „martialische Kopf“, wie Vischer die Karte selbst bezeichnete, versinnbildlicht die Steiermark als Bollwerk des Heiligen Römischen Reiches, das von Osten einfallende Völker am Weiterziehen in den Wiener Raum und das Donautal hindern sollte.
Georg Philipp Rugendas d. Ä. (1666–1742)
Augsburg wird von der französisch-bayerischen Armee belagert
Aus der Reihe: Scenen aus der Belagerung der Stadt Augsburg Bild Nr. 1
Signatur unten links: Georg Philipp Rugendas Pictor del. et fecit.
Radierung
Plattenrand: 24,6–24,8 × 39,3–39,5 cm
Inv.-Nr. AG.K. 2544
Provenienz: erworben 1936
Georg Philipp Rugendas d. Ä. (1666–1742)
Die Bastei am Wertachbrucker Tor wird gesprengt
Aus der Reihe: Scenen aus der Belagerung der Stadt Augsburg Bild Nr. 2
Signatur unten links: Georg Philipp Rugendas Pictor del. et fecit.
Radierung
Plattenrand: 24,7 × 39,7 cm
Inv.-Nr. AG.K. 2545
Provenienz: erworben 1936
Erstmals in seinem Œuvre dokumentierte Georg Philipp Rugendas d. Ä. hier einen konkreten Kriegsverlauf. Die sechs Radierungen zeigen Aktionen, die er im Spanischen Erbfolgekrieg von Dezember 1703 bis August 1704 vor Ort zeichnete und 1705 in Radierungen fasste.
In Bild Nr. 1 ist das Vorrücken des französisch-bayerischen Heeres auf die Stadt Augsburg zu sehen. Im Vordergrund nimmt ein Reiter mit gezogenem Hut eine Order von einem General entgegen. Die Kavallerie führt nach hinten viele Munitionswagen mit.
In Bild Nr. 2 legen die Franzosen und Bayern bereits Hand an Die Pastey nechst dem Wertachbrugger Thor, indem sie Erde für die Minen ausheben. Im Hintergrund ist die brennende Backofenbastei zu sehen, links davon die Kirche St. Georg.
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Philipp Andreas Kilian (1714–1759)
Die befestigte Landeshauptstadt Graz
Links unten: Fridr: Bernh: Werner Urb: delin:
Mitte unten: Thomas Scheffler ornament inv. et del. Cum Priv. Sac. Caes. Maj. Philipp: Andreas Kilian fecit.
Rechts unten: Martin Engelbrecht excud. A. V.
Radierung
Plattenrand: 37,1 x 42 cm
Inv.-Nr. AG.K. 2274
Provenienz: Geschenk Major Stricker, 1930
Als stolze Landeshauptstadt präsentiert sich Graz mit seiner Ansicht von Westen. Diese um 1725 bis 1730 radierte Vedute zeigt noch die unberührte Festung auf dem Schlossberg, Mauern mit Bastionen und den Stadtgraben im Süden. Die spärlich besiedelte Murvorstadt (heute Lend, Gries) im Vordergrund ist hingegen unbefestigt. Die einzige Brücke steht an der Stelle der heutigen Hauptbrücke.
Der Entwurfszeichner Friedrich Bernhard Werner war in Ingenieurskünsten geschult, während Thomas Scheffler die ausschmückenden Details gestaltete, darunter die beiden Götter: Minerva, als Göttin der Weisheit zuständig für die kluge Staatsführung, und der gerüstete Kriegsgott Mars.
Alte Galerie, Schloss Eggenberg
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