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Leben zwischen Stadt und Land: Konrad Mautners kulturelles Erbe in Bildern

Graz, 29.01.2024

 

2024 jährt sich der Todestag von Konrad Mautner zum 100. Mal. Das Volkskundemuseum am Paulustor widmet dem passionierten Volkskundler, Forscher und Sammler von Trachten und Liedern des Salzkammerguts eine eigene Ausstellung. Eröffnet wird die Ausstellung – ein Referenzprojekt der Kulturhauptstadt Bad Ischl – im Volkskundemuseum am Paulustor, ehe sie ab 18. Juli im Museum der Stadt Bad Ischl zu sehen sein wird.

 

Am Freitag wurde die Ausstellung eröffnet: Elisabeth Schweeger, künstlerische Geschäftsführerin der Kulturhauptstadt Bad Ischl, Stephen Mautner, Enkel und Vertreter der Erben von Anna/Konrad Mautner, Birgit Johler, Kuratorin der Ausstellung im Volkskundemuseum und Marko Mele, wissenschaftlicher Geschäftsführer Universalmuseum Joanneum, v.l., Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Die vor Kurzem aufgetauchten Fotoalben im Besitz der Familie Mautner mit über 3.000 Fotografien sind das Material für eine aktuelle Beschäftigung mit Konrad Mautner. Entstanden ab den 1890er-Jahren, erzählen die Fotos vom Familienleben Konrad Mautners, von Freund*innen, Nachbar*innen und Dorfbewohner*innen. Als begeisterter und volkskundlich informierter Sammler richtete Mautner seinen Blick auch auf Menschen in Tracht, Brauchspiele oder die arbeitende Bevölkerung. In erster Linie geben die Fotografien aber Aufschluss über Mautner selbst.

Die Fotografien erschließen auch jene Orte, die für Konrad Mautners Leben signifikant waren: neben Wien oder den Orten der väterlichen Textilproduktion vor allem die kleine Gemeinde Gößl im steirischen Salzkammergut. Sie vermitteln auch die beiden Lebenswelten Konrad Mautners: Stadt und Land. Dabei verschwimmen mitunter Eindeutigkeiten, denn auch in der Stadt wird bei den Mautners das Ländliche Teil ihres Alltagslebens.

 

Im Rahmen der Ausstellung Das andere Leben wurden auch die im Volkskundemuseum am Paulustor vorhandenen „Mautner-Objekte“ einer neuerlichen Recherche unterzogen. Aus heutiger Sicht konnten keine bedenklichen Erwerbungen festgestellt werden, allerdings kann jederzeit neues Quellenmaterial auftauchen, das eine Neubewertung notwendig macht.

Die Ausstellung im Volkskundemuseum am Paulustor vermittelt durch die über 100 Jahre alten Fotografien die beiden Lebenswelten Konrad Mautners: Stadt und Land, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Zur Person Konrad Mautner

Konrad Mautner wurde am 23. Februar 1880 in Wien als zweiter Sohn des Textil-Großindustriellen Isidor Mautner geboren. Seit früher Kindheit verbrachte Mautner im Ausseerland die Sommerfrische mit seiner Familie und schloss enge Freundschaften mit den Bewohner*innen von Gößl. Nach seiner Eheschließung im Jahr 1909 mit Anna Neumann verlagerte das Paar seinen Lebensmittelpunkt an den Grundlsee. Die Ehe brachte fünf Kinder hervor, von denen eines schon als Kleinkind verstarb.

1921 zog sich Mautner aus allen familiären Verpflichtungen und geschäftlichen Engagements zurück, um sich ganz seiner Leidenschaft – dem Ausseerland – widmen zu können. Konrad sammelte zeitlebens alte Trachten, organisierte Feste und Veranstaltungen und veröffentlichte Studien zu Tracht, Brauch und Liedgut des Ausseerlandes. 1910 hatte er das Steyerische Raspelwerk, eine Liedersammlung, veröffentlicht. Das Steirische Trachtenbuch beruhte auf seiner Idee und wurde posthum von ihm und dem Volkskundler Viktor Geramb herausgegeben.

Am 15. Mai 1924 verstarb Konrad Mautner im Alter von 44 Jahren an Magenkrebs in Wien.

 

Konrads Frau Anna, seine Kinder, und andere Familienmitglieder wurden während der NS-Zeit aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verfolgt und ihres Vermögens beraubt. Ein Teil des Nachlasses von Konrad Mautner wurde während dieser Zeit vom Volkskundemuseum Wien unrechtmäßig erworben. Nach dem Krieg kämpfte Anna Mautner um die Restitution ihres Besitzes. Sie verstarb 1961 in Bad Aussee. Auf Empfehlung des Kunstrückgabebeirats restituierte das Volkskundemuseum Wien die Sammlungen Konrad/Anna Mautner 2017 an die Rechtsnachfolger*innen von Konrad und Anna Mautner.

 

Das erste Mal habe ich die Fotoalben 2012 durchgesehen. Wir haben sie damals am Dachboden im Haus am Grundlsee gefunden und haben Tage verbracht, diese Alben aus der Zeit der Jahrhundertwende durchzublättern und ich dachte: My Godness - das ist ein Schatz, das müssen wir zeigen, weil es die Zeit und den Ort von damals wunderbar einfängt“, sagt Stephen Mautner, der Enkel von Konrad Mautner, heute. Die Restitution und die Alben waren für ihn auch Anlass, sich tiefgreifender mit seiner Familiengeschichte zu befassen.

"Das andere Leben. Fotografien von Konrad Mautner" bietet Einblicke in das Leben zur Zeit der Jahrhundertwende, Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Veranstaltungshinweis

Das Volkskundemuseum am Paulustor veranstaltet am 16. Mai 2024 ein Symposium zu Konrad Mautner anlässlich seines 100. Todestages. Das Programm umfasst ein Panel mit den Mautner-Erben Stephen M. Mautner und Elizabeth Baum-Breuer, eine Diskussion zum Thema „Fotografie – Tracht – Musik“ mit Birgit Johler, Sieglinde Köberl, Monika Gaiswinkler und Eva Maria Hois sowie eine Performance vom Theater im Bahnhof.

 

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Das andere Leben
Fotografien von Konrad Mautner


Laufzeit: 27.01.-30.06.2024
Kuratiert von Birgit Johler in Zusammenarbeit mit Stephen Mautner
 

www.volkskundemuseum-graz.at 

Volkskundemuseum am Paulustor, Paulustorgasse 11–13a, 8010 Graz


 

Bildmaterial zum Download finden Sie unter Konrad Mautner

 

 

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Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung.

 

 

Mit herzlichen Grüßen

 

Daniela Teuschler

+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann

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