Die angekündigten Subventionskürzungen sowie weitere Kostensteigerungen führen im Jahr 2026 zu einer Unterdeckung von rund 5 Millionen Euro, die auch durch einen einmaligen Sondergesellschafterzuschuss von 1,4 Millionen Euro und Auflösung von Kapitalrücklagen nicht gedeckt werden können. Dieses Minus ergibt sich vor allem aus inflationsbedingten Steigerungen bei den Infrastruktur- und Personalkosten: Die Valorisierung der Gehälter, die 50 % des Gesamtbudgets (rund 51,3 Millionen im Jahr 2025) ausmachen, belief sich im Jahr 2023 auf mind. 7,15 %, im Jahr 2024 mind. 9,15 % und im Jahr 2025 mind. 3,5 %. Diese Mehrbelastung konnte zuletzt durch sehr gute Ergebnisse und Sondergesellschafterzuschüsse des Landes ausgeglichen werden.
Umfassende Sparmaßnahmen müssen umgesetzt werden Um der Finanzierung der Unterdeckung im Jahr 2026 nachkommen zu können, werden weitreichende Maßnahmen umgesetzt. Die größten Posten bilden dabei die Nichtaustragung der STEIERMARK SCHAU 2027 (einem biennalen Ausstellungsformat, das 2021 zum ersten Mal vom Universalmuseum Joanneum umgesetzt wurde) und die Erweiterung bzw. Einführung von Schließtagen. Diese betreffen an den Grazer Standorten das Volkskundemuseum am Paulustor und das Museum für Geschichte, in den Regionen das Österreichische Freilichtmuseum Stübing, die Rosegger-Museen in Krieglach, das Museum in Schloss Trautenfels und die Museen in Schloss Stainz. Dort wird zudem ein Saisonbetrieb von April bis Oktober eingeführt. Diese Maßnahmen haben auch Kündigungen zur Folge, voraussichtlich werden rund 20 Personen davon betroffen sein. Darüber hinaus werden Personalnachbesetzungen nur eingeschränkt stattfinden. Weiters wird der freie Eintritt für alle unter 19 Jahren fallen, das Budget für zentrale Sammlungsankäufe und das Marketingbudget werden gekürzt. Aufgegeben wird der Betrieb der Museumsakademie, ein Angebot zur Förderung der musealen Weiterbildung, Forschung und Vernetzung. Hier ist man auf der Suche nach einem neuen Träger.
Marko Mele und Josef Schrammel, die beiden Geschäftsführer des Universalmuseums Joanneum, zur aktuellen Situation: „Wir als Geschäftsführer des Universalmuseums Joanneum tragen eine große Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeiter*innen, der Gesellschaft und unseren Kulturschätzen. Unser Auftrag besteht nicht nur darin, ein vielfältiges und attraktives Ausstellungsprogramm für unsere Besucher*innen zu gestalten, sondern auch wissenschaftlich zu arbeiten, zu forschen und das kulturelle Erbe unseres Landes zu bewahren und weiterzuentwickeln. Die angekündigten Budgetkürzungen des Landes Steiermark sowie außergewöhnliche finanzielle Belastungen stellen uns vor große Herausforderungen. Um den Betrieb des Museums langfristig sichern zu können, sind wir gezwungen, umfangreiche Einsparungsmaßnahmen zu ergreifen – darunter die Aussetzung der STEIERMARK SCHAU 2027 sowie zusätzliche Schließtage. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit von Kündigungen – ein Schritt, der für uns als Museum, dessen Exzellenz auf dem Know-how, der Erfahrung und der Leidenschaft seiner Mitarbeiter*innen beruht, besonders schwer wiegt und den wir bis zuletzt zu vermeiden versucht haben.“
Österreichs ältestes und zweitgrößtes Museum Das Universalmuseum Joanneum ist Österreichs ältestes und zweitgrößtes Museum. Seit der Gründung 1811 durch Erzherzog Johann verpflichtet sich das Joanneum dem Sammeln, Bewahren, Erforschen und Vermitteln. 2025 umfasst es 20 Museen und einen Zoo an 14 Standorten in Graz und der Steiermark. Die Vielfalt an Themen und Wissensbereichen wird von rund 600 Mitarbeiter*innen maßgeblich geprägt, die sich dafür einsetzen, dass das Museum ein Ort der Wissenschaft, der Forschung und des Kunst- und Kulturgenusses ist.
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Mit dem Erherzog Johann Museum in Schloss Stainz wurde 2024 das 20. Museum eröffnet. Auch dieser Standort ist von den Maßnahmen betroffen: Im Jahr 2026 wird es Saisonbetrieb und einen zusätzlichen Schließtag geben, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
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