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Lassnig, Schiele, Klimt, Waldmüller: Die Neue Galerie Graz holt mit der Ausstellung „Show! Highlights aus der Sammlung“ ihre Meisterwerke vor den Vorhang

 

Graz, 11.04.2024

 

In ihrer umfangreichsten Ausstellung in diesem Jahr zeigt die Neue Galerie Graz rund 300 Werke aus der Sammlung. Es sind sowohl Neuzugänge der letzten Jahre als auch höchst prominente Kunstwerke, die den erzählerischen Bogen von 1800 bis heute spannen. Dieser Zeitabschnitt, in dem sich unser Lebensraum und der Mensch selbst so oft und grundsätzlich verändert haben, hat bedeutende und ergreifende Bilder erzeugt, hat uns damit vielfach einen Spiegel vorgehalten, Ideale etabliert und sie im nächsten Moment wieder zerstört.

Josef Schrammel, kaufmännischer Direktor des Universalmuseums Joanneum, Peter Peer, Leiter der Neuen Galerie Graz, Monika Holzer-Kernbichler, Leiterin Vermittlung, Günther Holler-Schuster, Kurator der Ausstellung und Marko Mele, wissenschaftlicher Direktor des Universalmuseums Joanneum in der Ausstellung "Show! Highlights aus der Sammlung", Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Mehr als 70.000 Werke umfasst die Sammlung der Neuen Galerie Graz. Sie wurde in den letzten Jahren auf unterschiedliche Weise partiell in thematischen Ausstellungen gezeigt – beispielsweise zur Landschaft, zum Porträt, zur feministischen Kunst. Dieses Mal soll, nicht zuletzt auf intensiven Wunsch des Publikums hin, ein Überblick über die „Highlights“ der Sammlung gegeben werden: eine experimentelle Zusammenschau von Werken vom 19. Jahrhundert bis heute.

 

Eine Ausstellung als vernetzte Gesamterzählung

Die Ausstellung Show! zeigt Werke aus dem Zeitraum von 1800 bis jetzt. Die frühen Werke folgen kunsthistorischen Kategorisierungen – Landschaftsmalerei, Städtebild, Porträt, Akt. Diese Einteilung spielt jedoch für die Gegenwartskunst kaum eine Rolle. Sie würde die heutige Kunst nur unzureichend erfassen. Diese Ausstellung versucht, die klassischen inhaltlichen Kategorien in einer historischen Ebene im Parcours beizubehalten. Gleichzeitig werden diese Werke von späteren bis hin zu gegenwärtigen Exponaten begleitet bzw. kommentiert.

 

Schon eingangs wird das Spektrum umrissen, in dem sich diese Schau bewegt. Man sieht dort die Ideallandschaft des 19. Jahrhunderts als ein scheinbar ewig gültiges Konstrukt. Wie sehr das bis heute gebrochen wurde, zeigen Werke der Gegenwartskunst, in denen die Ideale gekippt sind. Krieg, Ökodesaster im Tourismus und der industriellen Landwirtschaft sowie die Bildwerdung der Natur, die für neue Formen der Idealisierung bzw. Ökonomisierung unserer Umgebung verantwortlich ist, werden in diesem zeitlichen Spektrum deutlich.

Auf diese Weise entsteht hier kein kunsthistorisch linearer Ablauf, sondern eine vernetzte Gesamterzählung. Gleichzeitig erleben wir dabei die unterschiedlichen zeitbedingten thematischen Entwicklungen. Was wurde aus dem Akt? Einst die Idealisierung des menschlichen Körpers – wieder aus dem Geist der Antike – ist er im 20. Jahrhundert zum Schauplatz psychischer Effekte geworden. Der Körper selbst wird zum Material, zur Leinwand, zum Ereignis der Kunst.

Auch Ferne und Nähe haben jetzt völlig andere Bezüge als noch im 19. Jahrhundert zur Zeit der Orientmode und des hemmungslosen Kolonialismus und Kulturimperialismus. Flucht, Migration und Xenophobie stehen nun für dieses Begriffspaar. Postkoloniale Verwerfungen stellen heute unsere hauptsächlichen Problemzonen dar.

 

Am Ende der Ausstellung werden die Erzählstrukturen aufgelöst. Die Kunst reagiert zunehmend auch auf sich selbst, wird selbstreflexiv. Abstraktion, Erweiterung des Tafelbildes, Auflösung klassischer Kategorien, Auseinandersetzung mit dem System Kunst an sich oder die Mediatisierung, all das wird heftig und in jeweiligen Subgeschichten abgehandelt. Mit Show! soll kein neuer Kanon entstehen, keine Hierarchie neu geordnet werden.
 

"Show!" präsentiert etwa 300 herausragende Werke aus der Sammlung der Neuen Galerie Graz, darunter Arbeiten von Künstlern wie Kiki Kogelnik, Julian Opie, Tom Wesselmann, Alex Katz oder Yves Klein, wie hier zu sehen ist, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Zur Sammlungsgeschichte der Neuen Galerie Graz

„Highlights“ entstehen auf vielfältige Art. Sie folgen der kunsthistorischen Definition, der Marktrealität, der subjektiven Einzelbetrachtung und lösen damit einen breiten Konsens ein. Waldmüller, Egner, Blau, Wisinger-Florian, Klimt, Schiele, Boeckl, Warhol, Lassnig, Brus, Jungwirth – sie alle bedeuten „Highlights“. Sie haben innerhalb der Sammlung der Neuen Galerie einen besonderen Stellenwert, tragen gleichsam die Prominenz der Sammlung. Wilfried Skreiner stellte noch Anfang der 1990er-Jahre fest, dass „einer solchen Sammlung ebenso die Glanzlichter zum großen Teil fehlen, wie auch eine konzeptuelle Ankaufspolitik unmöglich ist“. Zweiteres wurde seitdem immer wieder zu ändern versucht. So konnte mit dem BRUSEUM und gezielten Neuzugängen internationaler Kunst unter Christa Steinle, Peter Weibel und Werner Fenz ein enormer Fortschritt erzielt werden. Die Neue Galerie zeichnete sich – nicht zuletzt angetrieben vom Ausstellungsprogramm seit den 1960er-Jahren (Trigon) – als einziges Landesmuseum in Österreich dadurch aus, dass es internationale Gegenwartskunst sammelt und ausstellt. Das Sammlungsspektrum reicht zurück bis 1800, in die Zeit der Aufklärung und des Aufbruchs in die Moderne – ein idealer Zeitraum für das Verständnis unserer Gegenwart.

 

Die Sammlung entstand von jeher neben Ankäufen durch Zuwendungen, Stiftungen oder Schenkungen unterschiedlichster Art. Mit großzügigen Schenkungen von privater Seite, wie die von Helmut Suschnigg oder Regina Ploner sowie von zahlreichen Künstler*innen, und durch viele Dauerleihgaben, wie die Kollektion von Gemälden Wilhelm Thönys der Steiermärkischen Sparkasse oder jüngst der Familie Sissy und Günter Geiger, konnte gerade in den letzten Jahren eine enorme Bereicherung und Qualitätsverdichtung innerhalb der Sammlung der Neuen Galerie erreicht werden. In diesem Moment zeigt sich das republikanische, bürgerliche Bewusstsein derer, die das Museum als „ihres“ und den Besitz dort als kollektiven Schatz begreifen. In diesem Gedanken liegt sowohl die Stärke der Gesellschaft als auch die ihrer Institutionen – in unserem Fall des Museums als Ort gemeinsamen Bemühens. Bedeutende Werke internationaler wie lokaler Kunst kamen dadurch nach Graz. Daraus eine Selektion zu zeigen, ist die Intention dieser Ausstellung.

Auch Werke von Egon Schiele sind Highlights, die sich in der Sammlung der Neuen Galerie Graz finden, Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek

Der Plan einer dauerhaften Präsentation
Diese Ausstellung ist gleichsam die Ouvertüre zur neuen Dauerpräsentation der Sammlung, die im Herbst dieses Jahres eingerichtet wird. Dort wird auf weniger Werke verdichtet und jährlich geringfügig umgebaut – zur Aktualisierung, zur Präsentation spezieller Themenbereiche und zur Sichtbarmachung von Neuzugängen.

 

Die Ausstellung wird von einem Vermittlungsprogramm begleitet, das umfassende Werkbeschreibungen mittels Audioguide und ein dicht ausgestattetes Vermittlungsheft bietet. Außerdem wird es zahlreiche Führungen durch die Ausstellung geben, die sich überblicksartig, aber auch thematisch abgegrenzt mit den Themen der Schau befassen werden.

 

Einen detaillierteren Pressetext mit einer Liste aller Künstler*innen der Ausstellung zu den einzelnen Kapiteln und allen Künstler*innen sowie Bildmaterial zum Download finden Sie HIER.


 

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Show!
Highlights aus der Sammlung

 

Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz

Laufzeit: 12.04. - 18.08.2024

Eröffnung: 11.04.2024, 19:00 Uhr
Kuratiert von Günther Holler-Schuster


www.neuegaleriegraz.at 

 

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Wir freuen uns auf Ihre Berichterstattung und stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung!

 

Mit herzlichen Grüßen

 

 

Daniela Teuschler
+43/664/8017-9214, daniela.teuschler@museum-joanneum.at

Stephanie Liebmann
+43/664/8017-9213, stephanie.liebmann@museum-joanneum.at

Eva Sappl
+43/699/1780-9002, eva.sappl@museum-joanneum.at