Ein Krieg in der Ferne. Prolog
Die umkämpfte Ukraine in Videokunst und Film
Eine Kooperation von steirischer herbst ’22 und Neue Galerie Graz
Neue Galerie Graz, Joanneumsviertel, 8010 Graz
Kuratiert von Mirela Baciak und David Riff
Eröffnung: 01.07.2022, 19 Uhr
Artist Talks und Podiumsdiskussionen: 01.07.2022, 13.00-18.30 Uhr
Laufzeit: 01.07.‒01.08.2022
Info Ausstellung: +43-316/8017-9100
Info Presse: +43-316/8017-9213 und DW -9214
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Seit Menschengedenken ist die Steiermark von Kriegen umringt, von denen viele nur als Echo in der Ferne wahrgenommen werden. Im Herbst widmet sich der steirische herbst dieser drohenden Präsenz entlegener Schlachten. Im Sommer lenkt ein Prolog zur 55. Festivalausgabe den Blick auf Russlands Angriffskrieg in der Ukraine ‒ ein Konflikt, dessen Relevanz und Nähe nicht mehr zu übersehen ist. Die Sonderschau in der Neuen Galerie präsentiert von 1. Juli bis 1. August historische und zeitgenössische Videokunst und Filme. Sie bieten einen individuellen, ernüchternden und menschlichen Blick auf aktuelle Ereignisse, die sonst mit militärischen oder geopolitischen Begriffen erklärt werden.
Der gegenwärtige Krieg erscheint als Implosion einer bereits vorher tragischen und gewaltsamen ukrainisch-sowjetischen Geschichte, deren filmische Dokumente zu den Meisterwerken des Avantgarde-Kinos des 20. Jahrhunderts gehören. Zeitgenössische Künstler*innen aus der Ukraine greifen auf diese Geschichte zurück und zeigen deren brutale Umkehrung in der Gegenwart, während sie über den seit 2014 andauernden Krieg mit Russland reflektieren. Sozialistische Utopie und faschistische Mobilisierung erscheinen als umkämpfte Phänomene aus der Vergangenheit, mit denen sich die Künstler*innen auf ihre eigene Art und Weise kritisch auseinandersetzen. Gleichzeitig wird der Bürger*innen-Journalismus in Zeiten verschärfter Kampfhandlungen zu einer neuen Form des anonymen aktivistischen Filmemachens. Aktuelle Dokumentarfilme zeigen die menschliche Dimension davon, wie sich der Krieg auf die wirtschaftlich schwachen Regionen und die dort lebende Bevölkerung auswirkt. Dabei wird deutlich: Trotz der weitverbreiteten Zerstörung gibt es Raum für Heroismus, Hoffnung und Poesie.
Statements
Christopher Drexler, Kultur- und Europalandesrat
„Besonders die schrecklichen Ereignisse durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine müssen für uns Anlass sein, am Friedensprojekt EU als Mittel des Dialogs und der Völkerverständigung entschlossen festzuhalten und unseren internationalen Austausch fortzuführen. Kunst kann auch als Friedensstifter und Völkervermittler dienen. Ich freue mich ganz besonders, dass zwei der großen „Player“ der steirischen und österreichischen Kulturlandschaft, das Universalmuseum Joanneum und der steirische herbst, in einer gemeinsamen Ausstellung zusammenwirken. Sie zeigt einen Krieg, der in der Wahrnehmung oft fern, tatsächlich aber ganz nah ist.“
Wolfgang Muchitsch und Alexia Getzinger, Geschäftsführung Universalmuseum Joanneum
„Die schrecklichen Geschehnisse eines Krieges, insbesondere des zurzeit herrschenden Angriffs auf die Ukraine, erfordern Maßnahmen, um diese zu kontextualisieren und greifbar zu machen. Wir sehen es daher – in unserer Rolle als Kulturinstitution und Bildungseinrichtung – als unsere Pflicht aus unserer ureigensten Kompetenz heraus, eine Plattform für den öffentlichen Diskurs zu schaffen und Künstler*innen, die vorwiegend aus der Ukraine stammen, den Raum zu bieten, um die Eindrücke des Krieges künstlerisch aufzuarbeiten.“
Peter Peer, Abteilungsleiter Neue Galerie Graz
„Die Macht der Worte und der Bilder, die Verkürzung und Simplifizierung von komplexen Zusammenhängen kann in solchen Situationen zusätzlich Öl ins Feuer gießen. Mit Ekaterina Degot haben wir eine ausgewiesene Kennerin der komplexen Gemengelage unter uns. Im Zuge unserer Kooperation war es naheliegend, hier einen gemeinsamen Beitrag zu entwickeln, welcher nun in einer kurzfristig anberaumten Ausstellung und einem Symposium diesen Angriffskrieg in einen breiteren Kontext stellen wird.“
Ekaterina Degot, Intendantin und Chefkuratorin, steirischer herbst
„Ich freue mich über die Zusammenarbeit mit dem Universalmuseum Joanneum und der Neuen Galerie Graz sowie die Möglichkeit mit diesem Prolog bereits in Themen der gemeinsamen Herbstausstellung und des gesamten Festivals einzusteigen. , Ich habe mich kuratorisch bewusst aus dem Programm dieser Sonderschau herausgehalten, kenne aber viele Künstler*innen persönlich und schätze den Austausch mit ihnen und ihre Perspektive auf den seit 2014 andauernden Krieg.“
Mirela Baciak, Kuratorin der Sonderausstellung, steirischer herbst
„Es ist gerade heute sehr spannend, sich mit Künstler*innen aus der Ukraine zu beschäftigen – vor allem mit solchen, die einen so scharfen, kritischen Blick für die größeren Entwicklungen in ganz Osteuropa haben. Ihre Arbeiten gehören zu den stärksten, die derzeit gezeigt werden und sich mit kontroversen Themen befassen – und das nicht nur im Zusammenhang mit dem Krieg.“
David Riff, Kurator der Sonderausstellung, steirischer herbst
„Gerade Film- und Videokunst gibt die tiefsten Einblicke in die politische und historische Komplexität des Krieges in der Ukraine, aber auch in seine menschliche und die Imagination betreffende Dimension, und das schon seit 2014, als der Krieg im Donbas noch allzu oft verdrängt wurde.“
Zoya Laktionova, teilnehmende Fotografin und Filmemacherin
„In meinen Kurzfilmen verwende ich Mikrogeschichte, Auto-Ethnographie und kreatives Geschichtenerzählen, um die Komplexität größerer Ereignisse und historischer Zusammenhänge auszubreiten. Damit baue ich eine Sprache von Mensch zu Mensch auf, die keine komplexen politischen Begriffe verwendet und für alle verständlich ist.“
Kateryna Lysovenko, teilnehmende Künstlerin (Performance am Eröffnungstag)
„Ein Großteil meiner Arbeit befasst sich mit der Geschichte der Monumentalmalerei in der ehemaligen Sowjetunion – und ihrer performativen Seite. Meine Aktionen verweisen auf die ideologischen Verschiebungen nach dem Zusammenbruch der UdSSR und darauf, wie Propaganda zu etwas Persönlichem wird. Jetzt, mit dem Krieg, bekommt das alles eine neue Dimension. Zu wenige Menschen verstehen heute die vollen Ausmaße des Krieges, und das ist etwas, was meine Performance zur Eröffnung in der Neuen Galerie thematisieren wird.“
Presseunterlagen
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Abbildungen

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Peer-Degot-Riff-Baciak J.J. Kucek.jpg (5.53 MB)

Ein Krieg in der Ferne.Prolog Gruppe J.J. Kucek.jpg (2.16 MB)

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Dana Kavelina Letter to a Turtledove 2020 Filmstill-2.jpg (0.21 MB)

Filmstill, Courtesy of the artist
Zoya Laktionova Territory of Empty Windows 2020 Filmstill.jpg (0.57 MB)

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