Im Juni und Juli verbrachte Gina van der Ploeg vier Wochen auf dem Biohof Loderhof von Familie Walter und Helga Breininger in Weiz. Sie setzt sich in ihren Arbeiten, die häufig installativ oder performativ umgesetzt sind, intensiv mit Phänomenen der Natur auseinander. Gräser, Federn und andere Naturmaterialien wie Wolle webt sie zu fragilen, oft schwebenden Elementen. An zwei offenen Ateliertagen gibt die Künstlerin nun einen Einblick in die Ergebnisse, unter anderem in Form eines Künstlerinnengesprächs und einer Videopräsentation, und eröffnet somit das Projekt OFFENE FELDER.
Gina van der Ploeg (geb. 1994) ist Bildhauerin, Textilkünstlerin und Landwirtin aus Kapstadt. 2017 machte sie ihren Abschluss an der Michaelis Fine Art School, wo sie eine Auszeichnung für ihr Gesamtwerk wear | we're erhielt. Während ihres Postgraduiertenstudiums in Religionswissenschaften an der Universität von Kapstadt nahm sie an mehreren Gruppenausstellungen und Kunstmessen teil. 2019 erhielt sie ein Stipendium der Universität Kapstadt, um nach Japan zu reisen, wo sie mit dem Weber Toyomi Harada zusammenarbeitete und eine Ausbildung bei dem Indigofärber und Weber Bryan Whitehead absolvierte.
„Textilien stellen eine enge Verbindung zwischen Kunst und Landwirtschaft her. Ohne landwirtschaftliche Aktivitäten oder das Ernten und Verarbeiten von Fasern gäbe es keine Stoffe. Mit dieser Verknüpfung zu arbeiten und die Vorstellungen von dem, was wir unter Fasern, Weben, Verbindung und Wissen verstehen, zu erweitern, war mir eine große Freude. Die Mitglieder der Familie Breininger waren dabei nicht nur meine Gastgeber, sondern auch meine Lehrer, Freunde und Familie – und sie haben mich aufrichtig in ihre Gemeinschaft aufgenommen. Sie haben mir gezeigt, wie wunderbar, herausfordernd und reichhaltig Landwirtschaft sein kann, wenn man richtig auf die Natur reagiert. Ich hatte erwartet, dass ich mit einigen der Produkte auf dem Hof weben würde, aber nachdem ich angekommen war und mit Helga und Walter Breininger gesprochen hatte, fühlte ich mich von den zwischenliegenden Grasflächen und der riesigen Wiese angezogen, die für Insekten und Wildtiere ungepflegt bleibt. Diese Flächen beherbergen eine große Vielfalt an Gräsern und Pflanzen und erhalten die biologische Vielfalt des gesamten Hofes, indem sie Verbindungsnetze ,weben‘, die ein Gleichgewicht fördern und die Ebenen und das Wissen um dieses Gleichgewicht bewahren. Ich freue mich unglaublich darauf, meine Installation vor Ort zu zeigen, die diese Gedanken über Verbindungen und zusammenhängendes Wissen aufgreift und die tiefen Beziehungen zwischen Kunst und Landwirtschaft hervorhebt“, so van der Ploeg.
Elisabeth Fiedler, Leiterin des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum am Universalmuseum Joanneum ergänzt: „Kunst und Landwirtschaft auf Augenhöhe in Verbindung zu bringen, um daraus Neues zu entwickeln, ist im ersten Projekt von OFFENE FELDERim besten Sinn geglückt. Gegenseitiger Respekt, das Entdecken alten und die Entwicklung neuen Wissens und daraus resultierende Arbeiten zeichnen Aufenthalt und Ergebnis von Gina van der Ploeg bei Familie Breiniger aus. Einander kennen lernen, gemeinsame Gespräche, Wissensaustausch – unter anderem auch der jeweils anderen Küche, Wiederentdecken vergessener agrartechnischer Geräte und Intention der Künstlerin, die in ihr offenes Atelier lud, ließen ein spezifisches Werk entstehen: Das Verweben vorgefundenen und ausgesuchten Materials, Zeichnungen sowie Film, der auf Grasgewebe in einem Nusswald projiziert wurde, eröffnen neue Zusammenhänge von Form, Zeit und Inhalt, die nur hier entstehen konnten.“