Wie so viele erfolgreiche Projekte ist die Kooperation zwischen dem steirischen Landeszeughaus und der Schweizergarde eher zufällig entstanden: Im Zuge von Dreharbeiten des ORF Steiermark im Landeszeughaus im November 2006 erzählte Regisseur Günter Schilhan während einer Drehpause Joanneums-Direktor Wolfgang Muchitsch von seinen Arbeiten zu einer Dokumentation über den Vatikan, bei denen er den damaligen Kommandanten der Schweizergarde, Oberst Elmar Mäder, kennengelernt hatte, der ein großer Fan des Landeszeughauses sei und dieses bereits besucht habe.
„Kurze Zeit danach wurde ich von Landeshauptmann Franz Voves im Hinblick auf den bevorstehenden Besuch von Papst Benedikt XVI. in Mariazell am 8. September 2007 angesprochen, was meiner Meinung nach ein geeignetes Gastgeschenk für den Papst sei. Spontan fragte ich den Landeshauptmann, ob dieses Geschenk auch eine Dienstleistung sein könnte, nämlich die Unterstützung der Schweizergarde bei der Restaurierung ihrer historischen Harnische“, erzählt Muchitsch. Die Zustimmung des Landeshauptmanns nahm Muchitsch, der wissenschaftliche Geschäftsführer des Universalmuseums Joanneum, zum Anlass, Oberst Mäder im Dezember 2006 direkt anzuschreiben, um die Möglichkeit einer Zusammenarbeit des Landeszeughauses mit der Garde zu ventilieren. Die Idee wurde von Mäder, dessen Mutter aus Leoben stammt und der das Landeszeughaus als Kind und zuletzt im Jahr 2005 mit seiner Familie besucht hatte, mit großer Begeisterung aufgenommen, da die Garde keine fachliche Kompetenz für die Restaurierung der Harnische und Waffen (Schwerter, Hellebarden, Lanzen, Doppelhänder) hat.
Beginn der Zusammenarbeit
Nach einem Besuch von Direktor Muchitsch und dem Leiter der Restaurierungswerkstatt des Landeszeughauses Thomas Storm im Vatikan im Mai 2007 wurden die weiteren Details und Modalitäten abgeklärt und ein entsprechender Schenkungsvertrag erstellt. Am 8. September 2007 wurde dieser Schenkungsvertrag von Landeshauptmann Franz Voves an Papst Benedikt XVI. vor der Basilika in Mariazell feierlich übergeben und in weiterer Folge die Arbeit an den Harnischen aufgenommen.
Dafür wurde in der Armeria der Garde im Vatikan eine Werkstatt ausgerüstet, in der zwei Mitarbeiter des Landeszeughauses insgesamt achtmal über zwei Wochen hinweg kleinere Restaurierungen vorgenommen haben, während die schwierigeren Fälle nach Graz transportiert wurden, um im Landeszeughaus behandelt zu werden. Zudem wurde das Personal der Garde von den Zeughaus-Mitarbeitern in der fachgerechten Behandlung geschult, um künftig kleinere Restaurierungsmaßnahmen selbst vornehmen zu können. Die Kosten für das Material und die Gerätschaften wurden vom Land Steiermark, die Personal- und Reisekosten von der Universalmuseum Joanneum GmbH übernommen. In den letzten 15 Jahren haben die Mitarbeiter des Landeszeughauses 83 historische Harnische der Schweizergarde restauriert. Am 11. November wurde der letzte restaurierte Harnisch des „Feldweibels“ von Landesrat Christopher Drexler sowie der Universalmuseum-Joanneum-Geschäftsführung Wolfgang Muchitsch und Alexia Getzinger im Vatikan feierlich an Kommandant Oberst Christoph Graf übergeben, womit diese Aktion offiziell beendet wird.
„Mit der Übergabe des letzten restaurierten Harnisches geht ein einzigartiges Projekt zwischen der Schweizergarde und dem Universalmuseum Joanneum zu Ende. Es erfüllt mich mit großem Stolz, dass es dank steirischer Expertise aus unserem Landeszeughaus gelungen ist, Verantwortung für die traditionsreiche Historie der Schweizergarde zu zeigen und einen Beitrag zum Erhalt der wertvollen Harnische zu leisten. Ich bedanke mich ganz besonders beim Team der Werkstätte des Landeszeughauses für ihren großartigen, leidenschaftlichen Einsatz, ohne den diese besondere Kooperation zwischen der Schweizergarde und dem Universalmuseum Joanneum nicht möglich gewesen wäre“, erklärt Kulturlandesrat Christopher Drexler.
Christoph Graf, Kommandant der Päpstlichen Schweizergarde, ergänzt: „Als wir dieses Papstgeschenk 2007 vom Universalmuseum Joanneum beziehungsweise vom Land Steiermark in Mariazell bekamen, war ich bei der Pilgerreise dabei. Heute findet dieses einzigartige und außergewöhnliche Projekt mit der Übergabe des Feldweibelpanzers seinen Abschluss. Mein besonderer Dank gilt den Restauratoren, die mit ihrer Expertise unsere Harnische restaurierten, die teilweise sehr mitgenommen waren, da sie für uns ja Alltagsgegenstände sind, an deren Riemen gerissen und gerüttelt wurde."