Universalmuseum Joanneum GmbH

Nach Tokio und Kopenhagen war „Free Shop“ nun in Graz zu Gast

 

„Womit habe ich das verdient?“ oder „Wo ist hier die versteckte Kamera?“ fragten sich jene Kundinnen und Kunden, die nichts ahnend zum Teil des Kunstprojekts Free Shop von SUPERFLEX wurden und auf ihrem Kassenzettel sahen, dass ihr gesamter Einkauf „Null Euro“ ausmachte. Rund drei Wochen lang wurden in 12 Geschäften in der Nähe des Kunsthauses Graz jeweils zwei Einkäufe ohne vorherige Ankündigung kostenlos vergeben. Insgesamt ermöglichte Free Shop in Graz somit 24 Gratis-Einkäufe für zumeist überraschte Kundinnen und Kunden.

"Free Shop" im "Cafe Noel",

"Free Shop" im "Cafe Noel", Foto: M. Pirker

Was steckt hinter Free Shop?

Das Kunstprojekt Free Shop von SUPERFLEX, das im September in unterschiedlichen Grazer Geschäften und Betrieben stattgefunden hat, widersetzte sich listig und feinsinnig der kulturellen Logik von „Leistung gegen Wert“ bzw. „Wert gegen Leistung“ und wandte sich in ganz direkten Gesten einer der Grundfesten unseres kulturellen Umgangs zu. Free Shop verlangt, und zwar ohne Werbezwecke, einer zufällig vorbeikommenden Person einen beliebigen Einkauf zu schenken. Dabei schenkt nicht das Geschäft selbst aus Kundenbindungsinteresse, sondern die Kundinnen und Kunden erfahren bei ihrem Einkauf nur, dass unbekannte Gönner „Kunst als Erfahrung des Ungewohnten“ ermöglichen und der Einkauf somit „Null Euro“ kostet. Jenseits eines gängigen Kosten-Nutzen-Denkens waltet der Zufall, und das Schenken und Beschenktwerden wird zum eigentlichen Thema des Augenblicks.

"Free Shop" im "Bakaliko",

"Free Shop" im "Bakaliko", Foto: T. Ziampras

Die Reaktionen der Einkäufer/innen

Doch wie verhalten sich Menschen, die unerwartet und ohne nachvollziehbaren Grund beschenkt werden? Die Reaktionen fielen zumeist positiv, wenn auch unterschiedlich aus: Die meisten der Einkäufer/innen, die mit Free Shop überrascht wurden, reagierten mit Freude, Dankbarkeit oder Ungläubigkeit. Nur zwei Mal verlief das Schenken ein wenig anders: Eine Dame feierte zufällig ihren Geburtstag. Hier schien das Geschenk insbesondere für die Schenkenden aufgelegt zu sein. Anders bei zwei Teenagern, die im Geschäft „Das Gramm“ eine Jause kauften. Als diese ihren Einkauf geschenkt bekamen, waren sie enttäuscht und fast ein wenig verärgert: Wenn Sie vor dem Einkauf gewusst hätten, dass sie diesmal nichts bezahlen müssten, hätten sie „verständlicherweise mehr eingekauft“. So seltsam diese Reaktion auf den ersten Blick erscheint, so ist sie angesichts der ökonomischen Erfahrung der Jugendlichen als immer wieder breit beschenkte Zielgruppe wieder verständlich.

 

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Free Shop von SUPERFLEX
Ein Projekt von SUPERFLEX und Kunsthaus Graz in Kooperation mit 12 Geschäften
Projektzeitraum: September 2018
www.kunsthausgraz.at

 

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Weiterführende Presseinformation sowie Bildmaterial finden Sie online unter: Free Shop

 

Weitere Berichte dazu finden Sie auf unserem Blog: Freier Handel? | Womit hab ich das verdient?