Etwa sechs Wochen lang forschten die Paläontologen der Sammlung Geologie & Paläontologie des Universalmuseums Joanneum im peruanischen Amazonasgebiet. Sie entnahmen an zahlreichen und zum Teil nur per Boot erreichbaren Orten Gesteinsproben, deren Alter und Entstehungsbedingungen erforscht werden sollten.
„Der Fund ist von großer biologischer Bedeutung, weil diese fossile Larven (sogenannte Glochidien) bisher eigentlich unbekannt sind. Nur durch diese speziellen Larvenstadien konnten sich Süßwassermuscheln weltweit verbreiten, sind aber auch gerade deswegen heute stark gefährdet“, betont der Leiter des Projektes Martin Gross.
Winzige Larven mit 13 Millionen-jähriger Geschichte
In der Nähe des direkt am Amazonas und etwa 55 km südlich von Iquitos gelegenen Dorfes Porvenir fanden sie tonige und sandige Gesteine, die zum Teil massenhaft fossile Schnecken und Muscheln beinhalteten. Nach Auflösung der Gesteinsproben im Labor und Begutachtung des Rückstandes unter dem Mikroskop fanden sich sehr kleine kalkige Schalen, die eindeutig als Larven von Süßwassermuscheln (Unioniden) identifiziert werden konnten. Das Alter dieser gerade einmal 0,3 mm großen Glochidien wurde auf rund 13 Millionen Jahre datiert.
Unioniden sind bekannt als „Süßwassermuscheln“ und in Seen, Flüssen und sogar in heimischen Gartenteichen zu finden. Diese Gruppe von Muscheln gibt es seit über 220 Millionen Jahren. Eine Besonderheit der Unioniden ist ihre komplexe Fortpflanzung: Ihre befruchteten Eier wachsen in den Kiemen der Muttermuscheln zu Larven (Glochidien) heran, die sich als Parasiten an Fischen festheften und dort zu jungen Muscheln reifen. Es wird angenommen, dass sich diese Art der Fortpflanzung schon vor Hunderten von Millionen Jahren entwickelt hat, dennoch gibt es nur wenige Fossilfunde von Larven, die zudem bisher kaum wissenschaftlich beschrieben worden sind. Diese winzigen, nur schwach verkalkten Glochidien sind sehr anfällig, im Zuge der Fossilisation durch Zerbrechen oder Auflösung zerstört zu werden. Die bisher ältesten belegten Nachweise wurden deswegen lediglich in sehr jungen Gesteinen gefunden und sind „nur“ etwa 120.000 Jahre alt.