Ingrid Wieners Praxis des Webens
Über die Jahrzehnte übte Ingrid Wiener an allen Lebensorten die Praxis des Webens aus und stellte zahlreiche Gobelins her, wobei sie das Sehen in den zeitintensiven Prozess des Webens integrierte. Ingrid Wiener hat dabei eine spezifische, die Möglichkeiten einer abbildenden Malerei erweiternde Technik als ein „Durch-die-Kette-Sehen“ geschaffen. Hier wird nicht nur der stets versetzte Blick, sondern auch das Weben selbst als Prozess abgebildet. Den Auftakt der Ausstellung bildet dementsprechend – Wieners inklusives Sehen ihrer Umwelt widerspiegelnd – das bedeutende Werk Windowview (1985–87), das den malerischen Topos des Blicks aus dem Fenster überspitzt und durch den Aspekt der Zeit zu einem multifokalen Sehen erweitert.
Seit 1995 beschäftigt sich Ingrid Wiener in Aquarellen mit Vorstellungsbildern im Traum. Ihre filigranen Zeichnungen auf Papier, mit Aquarellfarbe leicht und fragmentarisch gemalt, halten heiter ein Verrinnen dieser Bilder fest. Einem künstlerischen Trümmerfeld von Martin Roth gegenüber steht ihre monumentale Zusammenarbeit mit Dieter Roth (1991–1996). 64 Einzel-Gobelins – das Ergebnis eines Briefwechsels zwischen Kanada und Island – werden hier zum Monument der Inklusion des Alltäglichen. Hier sammelt sich alles, der flache Abfall ebenso wie die Blicke aus dem Fenster und in die Vergangenheit.
Ein Teil der Ausstellung ist Wieners Leben in Alaska gewidmet, wo sie mächtige, aus dem Flugzeug heraus fotografierte Naturlandschaften porträtiert, hinter der Kamera und am Webstuhl den Menschen in seiner Abenteuerlust feiert und ihn gleichzeitig klein und vergänglich werden lässt.
Die aufwendigen Web- oder Soundarbeiten, die im Ausstellungsraum verwoben werden, verweisen damit nachdrücklich auf die Dimension der Zeit. Künstlerisches Arbeiten zeigt sich hier als forschender Prozess: So ziehen sich die Themen des stetigen Entwickelns, Umsorgens und Zusammenwirkens durch beide Werkkomplexe hindurch. Die Schau schafft so einerseits einen künstlerischen Dialog über künstlerisches Schaffen jenseits tradierter Wertvorstellungen und andererseits eine Symbiose des Lebendigen, in der sich Zeit, Raum und Materie verbinden.
Beide Werkkomplexe stehen für das Vereinen des vermeintlich Unvereinbaren bilden auch ein Plädoyer für eine solidarische und offene Gesellschaft über starre Hierarchien und Grenzziehungen hinweg.
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Ingrid Wiener, Martin Roth
Von weit weg sieht man mehr
Eröffnung: 09.02.2023, 18 Uhr
Laufzeit: 10.02.–21.05.2023
Kuratiert von Katrin Bucher Trantow, Michaela Leutzendorff Pakesch
Ort: Space01
Isa Rosenberger
Schatten, Lücken, Leerstellen
Eröffnung: 09.02.2023, 18 Uhr
Laufzeit: 10.02.–01.05.2023
Kuratiert von Barbara Steiner, Alexandra Trost
In Kooperation mit Stiftung Bauhaus Dessau
Ort: Space02
Bildmaterial zum Download, den ausführlichen Pressetext und das Rahmenprogramm zu den beiden Ausstellungsprojekten finden Sie im Pressebereich:
Ingrid Wiener, Martin Roth
Isa Rosenberger
Kunsthaus Graz, Lendkai 1, 8020 Graz
www.kunsthausgraz.at
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