Streifzüge in der Weststeiermark
Im zweiten Projektabschnitt der „Landesaufnahme II“ werden in den weststeirischen Bezirken Deutschlandsberg und Voitsberg neue Wege der Wissensgenerierung und Sammlungsentwicklung erprobt. Die Multimedialen Sammlungen veranstalten gemeinsam mit Edith Zitz vom Verein „inspire thinking“ unter dem Titel „Streifzüge“ Stadtspaziergänge, Begehungen und Workshops, um auch außerhalb von Archiven und Sammlungen befindliche Spuren, Objekte und Erzählungen zur regionalen Wirtschaftsgeschichte gemeinsam mit der Bevölkerung sowie Expertinnen und Experten aus regional verankerten Institutionen zu dokumentieren und ins öffentliche Bewusstsein (zurück) zu bringen.
Wirtschaftsgeschichtlicher Stadtrundgang in Voitsberg |
Das Organisationsteam um Dorothea Sauer von „Akzente Voitsberg“ und „inspire thinking“ lud am 19.10.2018 im Rahmen des Projekts „Landesaufnahme“ am Universalmuseum Joanneum zu einem wirtschaftsgeschichtlichen Stadtrundgang mit Prof. Mag. Dr. Ernst Reinhold Lasnik ein. Über 50 Besucherinnen und Besucher traten unter dem Blickwinkel „Voitsberg handelt“ diese äußerst informative Zeitreise in der „Hauptstadt des Kainachtals“ an.
Vom ehemaligen Post-Verteilerzentrum, in welchem heute „Akzente Voitsberg“ untergebracht ist, ging es zunächst in die Roseggergasse. Von hier aus kann man noch die Reste der einstigen Stadtmauer erkennen, die, als sie militärisch „unbrauchbar“ geworden waren, als Rückwand für die davor und dahinter gelegenen Häuser diente. Die Stadt Voitsberg erlebte in ihrer Geschichte zwei Hochblüten: zunächst im Mittelalter vor allem durch den Weinhandel und später im beginnenden 19. Jahrhundert durch den Kohlebergbau, der begleitend wiederum andere lukrative Wirtschaftszweige hervorbrachte.
Um im Mittelalter ein eigenes Marktrecht zu erhalten, musste man außerhalb der sogenannten „Bannmeile“ von 7,2 km liegen. Um diese geforderte Entfernung vom damals schon bestehenden Markt Köflach zu erreichen, wurden Stadtkern und Hauptstraße kurzerhand in die Mitte des Kainachtals verlegt. Entlang der Hauptstraße befanden sich einst Arkadengänge, um auch bei schlechtem Wetter gut geschützt Handel betreiben zu können. Beim sogenannten „Rom-Haus“ – damals als Weinlager des Stiftes St. Lambrecht – kann man diese heute noch erkennen. Vor der heutigen Kirche St. Michael befand sich zudem der „Schüttkasten“ (Getreidespeicher) sowie der erste Marktplatz.
Direkt hinter der Kirche konnte man zwischen zwei Stützpfeilern einen Balken legen, so seinen „Laden“ eröffnen und Waren anbieten. Ein Besuch des Pirker-Hauses veranschaulichte, wie an der Frontseite der Gebäude an der Durchzugsstraße Handel getrieben wurde, während von der rückseitig gelegenen Wirtschaftsstraße aus die dazugehörigen Lager befüllt werden konnten.
Über einen Abstecher zur seit 1861 bestehenden Drogerie Hittaller wurden die Teilnehmenden langsam wieder in die Gegenwart des Wirtschaftsstandorts Voitsberg geführt. So konnten wir Dr. Ernst Reinhold Lasnik noch die eine oder andere Geschichte über die Stadt und ihre Gebäude entlocken. Abschließend wurden bei einer köstlichen Gulaschsuppe, zu der „Akzente“ eingeladen hatte, noch etliche Erzählungen und Informationen ausgetauscht.
Text: Herlinde Kohlmaier (inspire thinking)
Glück auf in Pölfing-Brunn! Auf den Spuren der Kumpel |
Unser Streifzug führte uns diesmal zu den Originalschauplätzen der Bergbautradition im südweststeirischen Pölfing-Brunn. Ein Ort, an dem lokale Geschichte nicht nur zutage tritt, sondern dank der Knappschaft Pölfing-Bergla auch im kollektiven Gedächtnis gespeichert wird (Projektbetreuung: Walter Feldbacher, Projektleiter; Max Wegscheidler, Technik).
Unser Rückblick:
Wirtschaftsgeschichtlicher Stadtrundgang
in Deutschlandsberg
17.03.2018 > Museum für GeschichteDieser Rundgang im Rahmen des Projekts Landesaufnahme II führt zu den Originalschauplätzen der Wirtschaftsgeschichte in der Bezirkshauptstadt Deutschlandberg. mehr...
Wirtschaftsgeschichtlicher Stadtrundgang in Deutschlandsberg |
Ein gelungener Prototyp
Strömender Regen konnte zahlreiche Besucherinnen und Besucher nicht davon abhalten, sich am 17.03.2018 mit Dr. Gerhard Fischer im wahrsten Sinne des Wortes auf den Weg durch die Wirtschaftsgeschichte der Stadt zu machen. Der engagierte Stadthistoriker führte kurzweilig durch die Jahrhunderte, nach einer Runde am Hauptplatz ging es in die Fotoausstellung „Gewerbe & Industrie – von der Zündholzfabrik Solo bis in die Gegenwart“ in der Stadtgalerie.
Ein wirklich gelungener Prototyp eines „Streifzugs“ im Rahmen der „Landesaufnahme II“, der den öffentlichen Raum mit lokalen Wirtschaftsgeschichten und aktuellen gesellschaftspolitischen Fragestellungen verband.
Unterwegs mit Editz Zitz in Köflach: „Trockenhauben-Nostalgie“ im Haarstudio Ulrike |
Unterwegs mit Edith Zitz am 10.01.2018 auf den Spuren regionaler Wirtschaftsgeschichte(n) in den Bezirken Deutschlandsberg und Voitsberg.
Als „Start-up“ der Projektphase II unternahmen wir eine „Fahrt ins Blaue“ gen Westen. Bauliche Zeugnisse, Leerstände, Schilder sowie spontane Betriebsbesuche standen am Programm – spannende Methoden zur Wissensgenerierung! Dabei besuchten wir auch das „Haarstudio Ulrike“ in Köflach – angezogen vom Interieur der späten 1950er-/frühen 1960er-Jahre. Die heutige Besitzerin Ulrike Weihsmann hat in diesem Betrieb am Hans-Klöpfer-Platz ab 1973 schon ihre Lehrjahre absolviert.
Museum für Geschichte
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