Erdölbohrversuche in Perbersdorf
Vor wenigen Wochen meldete sich der pensionierte Landwirt Karl Pilch, er hätte da eine „kleine Geschichte“, die vielleicht für das Universalmuseum Joanneum interessant sein könnte. Von unserem Projekt „Landesaufnahme II“ wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nichts. Es gehe um die Erdölbohrversuche Anfang der 1950er-Jahre in Perbersdorf. Er habe gerade erst einen der letzten noch lebenden Arbeiter dieser Bohrstation getroffen. Dieser habe ihm auch einige Fotos von damals gezeigt.
Wir treffen Karl Pilch in Perbersdorf, er führt uns zunächst hinaus auf die Felder im Grenzgebiet der Gemeinden St. Veit in der Südsteiermark und Murfeld und zeigt uns jene Stelle, an dem einst die Bohrtürme in die Höhe ragten. Nichts erinnert hier mehr an „Ölfelder“: Mais, wohin das Auge reicht, zwischendurch ein Kürbisacker. Das steirische Kürbiskernöl ist auch das einzig wahre „schwarze Gold der Steiermark“ geblieben. Karl Pilch begleitet uns noch zu Stefan Leicht, Jahrgang 1928, nach Lichendorf. Er hat als junger Mann bei diesem Projekt Arbeit gefunden.
Doch lassen wir die beiden Herren selbst erzählen:
Die Erdölbohrversuche in Perbersdorf fanden auch in der Presse ihren Niederschlag: So schreibt die Süd-Ost-Tagespost vom 12.11.1952, Seite 8, zur Erdölförderung bei Perbersdorf: „Der große Bohrturm bei Perbersdorf, ein massives Stahlgerüst, ist inzwischen fertiggestellt worden. In 2000 Meter Tiefe soll man auf ein größeres Ölfeld gestoßen sein.“
Am 10.05.1953 berichtet selbiges Blatt auf Seite 19 von Erdöl aus Radkersburg: „Nun wurde in längerer Bauzeit ein 42 Meter hoher Bohrturm aufgestellt. … Die derzeitigen Bohrarbeiten stehen, ebenso wie die bisherigen Bohrversuche, unter fachmännischer Leitung von Ölsachverständigen der holländischen Ölsuchunternehmung van Sickle, die auf Grund eines Vertrages mit der österreichischen Regierung ihre Bodenuntersuchungen durchführten. … Die bisher erschienenen kurzen Zeitungsnotizen haben in der Bevölkerung lebhaftes Interesse für die Bohrungen im Bezirk Radkersburg erweckt und verursachen ständig einen Zulauf zahlreicher Neugieriger.“
Museum für Geschichte
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